Nationalelf

"Ich will Joshua Kimmich sein": DFB-Rechtsverteidiger besteht erste Feuerprobe in Russland

Rechtsverteidiger besteht erste Feuerprobe in Russland

"Ich will Joshua Kimmich sein"

Am Ende seiner PK lachte er sogar: Joshua Kimmich am Freitag in Watutinki.

Am Ende seiner PK lachte er sogar: Joshua Kimmich am Freitag in Watutinki. picture alliance

Aus Moskau berichten Matthias Dersch, Oliver Hartmann und Sebastian Wolff

Wenn man Joshua Kimmich so spielen sieht, voller Selbstverständnis und Selbstbewusstsein, verwundert es ein wenig, dass er bei seinem Medien-Auftritt in Watutinki doch so etwas wie leichte Nervosität verströmt. Der 23-Jährige, der sich im DFB-Team längst etabliert hat, blickt zur Seite, als er das Podium betritt, als suche er Halt bei Pressesprecher Jens Grittner. Unsicher nestelt er an seinem Mikrofon.

Spielersteckbrief Kimmich
Kimmich

Kimmich Joshua

Weltmeisterschaft - Vorrunde, 1. Spieltag
mehr Infos
Weltmeisterschaft - Tabelle - Gruppe F
Pl. Verein Punkte
1
Mexiko Mexiko
3
Schweden Schweden
3
3
Deutschland Deutschland
0

Doch je länger die live übertragene Fragestunde dauert, desto mehr kommt er zum Vorschein: der auf dem Feld stets so souverän und fokussiert wirkende Kimmich, der im Alltag nur ganz selten - etwa, wenn er rüde angegangen wird oder ein Spiel verliert - die Ruhe verliert. Ganz am Ende dann, als er über seinen Mitspieler Timo Werner spricht ("Ich habe noch nie an einem Turnier teilgenommen, bei dem er nicht Torschützenkönig wurde"), lacht er sogar. Die erste Feuerprobe bei seiner ersten WM-Teilnahme ist überstanden.

"Mexiko war spielerisch besser": Kimmich warnt vor Auftaktgegner

Die ungleich härtere wartet am Sonntag im Moskauer Lushniki-Stadion auf Kimmich und Co. Das Auftaktspiel gegen Mexiko wird den Weg weisen für die kommenden Wochen: Ist das DFB-Team reif für die Titelverteidigung? Oder waren die schwachen Tests gegen Österreich (1:2) und Saudi-Arabien (2:1) zuletzt mehr als nur der hohen Intensität im Trainingslager geschuldete Ausrutscher? Kimmich, der selbst nach verlorenen Trainingsspielchen für den Rest des Tages unausstehlich ist, weil er nicht verlieren kann und will, gibt sich unbesorgt. "Nach dem Österreich-Spiel habe ich mich ein bisschen müde gefühlt", sagt er, "aber ich kann alle beruhigen: Bis zum ersten WM-Spiel sind die Reserven wieder da."

Und die dürfte Deutschland gegen Mexiko auch benötigen. Die Mittelamerikaner gelten als schwerster Gegner der Gruppe F, auch wenn die deutsche Elf beim Confed Cup vor einem Jahr das direkte Duell im Halbfinale mit 4:1 für sich entschied. Es war ein Sieg, der auf dem Papier deutlicher ausfiel, als es die Spielanteile hergaben - und der durch die gravierenden Abwehrfehler der Mexikaner zusätzlich begünstigt wurde. "Damals", erinnert sich Kimmich, "haben wir einen super Start erwischt. Aber Mexiko war spielerisch besser, sie hatten häufiger den Ball als wir."

"...und das 29. Länderspiel hätte ich auch gerne noch gemacht"

Nun war die deutsche Confed-Cup-Auswahl eine andere als die aktuelle Mannschaft, zu der vier Jahre nach dem Triumph von Rio de Janeiro noch neun Weltmeister gehören. Die meisten von ihnen zählen noch immer zum Stamm. Kimmich ist einer der wenigen Nicht-Weltmeister, die sich seit 2014 einen Stammplatz erkämpfen konnten. Nur vordergründig profitierte er dabei vom Rücktritt Philipp Lahms, trat er doch das wohl schwerste Erbe an, das im DFB-Team zu vergeben war. Mit diesem Rucksack muss man erst einmal fertig werden - und das tat Kimmich sowohl beim FC Bayern als auch im DFB-Team auf beeindruckende Weise.

28 der letzten 29 Länderspiele absolvierte der U-19-Europameister von 2014, "und das 29. hätte ich auch gerne noch gemacht", sagt er am Freitag. Nicht nur viele Experten, auch seine Mitspieler - und allen voran Toni Kroos - sehen in ihm einen kommenden Topstar. "Josh ist prädestiniert dafür, über die nächsten Jahre Führungsspieler zu sein und ein Weltklassespieler zu werden", hat Kroos am Vortag an gleicher Stelle über Kimmich gesagt - und lehnte sich damit nicht sonderlich weit aus dem Fenster, blickt man auf die rasante Entwicklung des einstigen Stuttgarters und Leipzigers.

Also doch Lahm II.? Nein, sagt Kimmich kurz vor dem Ende seiner ersten Pressekonferenz im Teamquartier in Watutinki, "ich will Joshua Kimmich sein". Bislang gelingt ihm das sehr gut.