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Deutschland gegen Brasilien: Leroy Sané ist der Verlierer - das Duell Gomez-Wagner bleibt offen

Kommentar von kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

Sané ist der Verlierer - das Duell Gomez-Wagner bleibt offen

Konnte gegen Brasilien nicht überzeugen: Leroy Sané bei seiner Auswechslung.

Konnte gegen Brasilien nicht überzeugen: Leroy Sané bei seiner Auswechslung. Getty Images

Ein Kommentar von kicker-Chefreporter Karlheinz Wild/Berlin

Der heutige DFB-Chefcoach, Joachim Löw, hatte diese Partie gegen eine der renommierten Größen des Weltfußballs ohnehin als wichtigen Test für die sommerliche Weltmeisterschaft in Russland gesehen, die Aufstellung bestätigte diese Etikettierung: Gegenüber dem unterhaltsamen und niveauvollen Vorlauf gegen Spanien am vergangenen Freitag in Düsseldorf (1:1) hatte er die Startelf auf sieben Positionen verändert, lediglich Jerome Boateng, erstmals Kapitän, Joshua Kimmich, Toni Kroos und Julian Draxler durften erneut von Anpfiff an ran. Es sollten die Jungs aus der zweiten Reihe für sich werben. Am wenigsten konnte dieses Vorhaben der eigentliche Hochbegabte und in seinem Klub Manchester City gefällige Leroy Sané umsetzen. Der flinke Offensivdribbler bot eine verkrampfte, uninspirierte Vorstellung, er leistete sich viele Ballverluste und vermochte sich im Dribbling so gut wie nie durchzusetzen. In dieser Form, zumal mit der fehlenden Körpersprache, hilft er dem Titelverteidiger auf der offensiven Außenbahn nicht, ein hoffentlich bei einem Turnier endlich gesunder Marco Reus verspricht da mehr.

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Gündogan präsentiert sich fehlerhaft

Spielbericht

Sanés Mitstreiter beim souveränen englischen Spitzenreiter, Ilkay Gündogan, präsentierte sich ähnlich fehlerhaft, die Assistentenstelle neben Mittelfeld-Chef Toni Kroos ist unter diesen Voraussetzungen eher für Sami Khedira reserviert. Emre Can möchte sich für diesen Job ebenfalls noch empfehlen; Sebastian Rudy, während dieser Tage beim Nationalteam Vater geworden und vorübergehend abgereist, hatte keine Einsatzminute. Seine Aussichten haben sich damit gewiss nicht verbessert.

Plattenhardt bleibt echte Alternative

Auf der linken Abwehrseite durfte Marvin Plattenhardt vorspielen. Ihm gelangen einige gefährliche Hereingaben, der Berliner fiel auch sonst nicht ab, als Backup für Jonas Hector bleibt er eine echte Alternative. Im Abwehrzentrum ist auf Antonio Rüdiger Verlass, hinter den gesetzten Weltmeistern Boateng und Mats Hummels sind er und Niklas Süle vertrauenswürdige Stellvertreter. Leon Goretzka lieferte eine unspektakuläre Vorstellung, die seinen Kaderplatz aber sicher nicht gefährdet. Bei Lars Stindl ist die Lage nicht so klar, genauso wenig bei Julian Brandt, der allerdings in seinen 30 Berliner Minuten das statische Geschehen belebte.

Im inoffiziellen Duell um den Platz des typischen Mittel- oder Keilstürmers zwischen Mario Gomez und Sandro Wagner gab es keine definitiven Erkenntnisse. Gomez war in den ersten zwei Spieldritteln genauso engagiert wie Wagner im Schlussdrittel. Beide warfen sich robust in Flanken, ohne jedoch torgefährlich zu werden.

Tempo zu niedrig - Raumaufteilung passt nicht

Es dauerte ohnehin bis in die zweite Minute der Nachspielzeit, ehe die deutsche Mannschaft Keeper Alisson im brasilianischen Tor erstmals konkret herausforderte, als Draxler einen wuchtigen Schuss nahe der Strafraumgrenze abfeuerte. Zuvor hatte es allenfalls zu ein paar angedeuteten Möglichkeiten gereicht. Häufige Ballverluste nahezu aller DFB-Auserwählten störten immer wieder den Aufbau, das Tempo erstarrte in Zeitlupe, die Raumaufteilung passte nach vorne und nach hinten nicht so richtig, so dass sich immer wieder klaffende Spielräume vor der deutschen Viererkette auftaten. Es passte einfach nicht an diesem Tag.

Joachim Löw wollte im Vorfeld der WM bewusst starke Gegner für seine Weltmeister haben. In diesen jüngsten vier Spielen in England (0:0), gegen Frankreich (2:2), nun gegen Spanien (1:1) und Brasilien (0:1) gab es keinen einzigen Sieg. Diese Zwischenbilanz muss nicht beunruhigen, aber sie zeigt, dass der globale Champion von 2014 seinen Titel nur verteidigen kann, wenn alle Faktoren so stimmen wie vor vier Jahren in Brasilien: Es braucht für die Wiederholung des großen Triumphes die optimale Physis, die totale Konzentration, den ungebrochenen Teamgeist sowie die individuelle und kollektive Topform.

Bilder zur Partie Deutschland - Brasilien