Nationalelf

"Was soll das!?": Ärger über Pfiffe gegen Werner

Bundestrainer und Mitspieler äußern Unverständnis

"Was soll das!?": Ärger über Pfiffe gegen Werner

Schon bei seiner Einwechselung für Lars Stindl wurde Timo Werner (re.) von einem Pfeifkonzert begleitet.

Schon bei seiner Einwechselung für Lars Stindl wurde Timo Werner (re.) von einem Pfeifkonzert begleitet. picture alliance

Als Werner in der 55. Minute für den Gladbacher Lars Stindl eingewechselt wurde, begrüßten ihn die Zuschauer zu Beginn seines zweiten Länderspiels (im März hatte Werner in Dortmund beim 1:0 gegen England sein Debüt gefeiert) mit einem gellenden Pfeifkonzert, auch später gab es Buhrufe gegen den 21-Jährigen. Dem Bundestrainer fehlte jegliches Verständnis dafür, dass der Spießrutenlauf, dem sich Werner seit seiner Schwalbe bei Leipzigs 2:1-Erfolg gegen Schalke am 3. Dezember in fremden Bundesliga-Stadien ausgesetzt sieht, auch bei der Nationalmannschaft fortgesetzt wurde.

"Es gab mal eine Schwalbe, er hat einen Fehler gemacht, den hat er zugegeben. Aber das ist ein sehr, sehr junger Spieler", ärgerte sich Löw: "Ein Nationalspieler, der am Anfang seiner Karriere steht und in der Bundesliga 21 Tore erzielt hat, der darf nicht ausgepfiffen werden, das ist nicht in Ordnung."

Spielersteckbrief Werner
Werner

Werner Timo

Spielersteckbrief Wagner
Wagner

Wagner Sandro

Spielersteckbrief Hector
Hector

Hector Jonas

Spielersteckbrief Demme
Demme

Demme Diego

Das sahen auch Werners Mitspieler so. "Wenn wir mit der Nationalmannschaft unterwegs sind, hat das im Stadion nichts zu suchen", wurde Jonas Hector vom 1. FC Köln genauso deutlich wie Emre Can vom FC Liverpool: "Das ist schade, wir spielen für Deutschland. Timo ist ein super Junge. Die Leute, die das machen, sind keine richtigen Fans." Dreifach-Torschütze Sandro Wagner, der wie Amin Younes und Julian Brandt erstmals im DFB-Trikot traf, befand ebenfalls, die Stimmung in Nürnberg sei gut gewesen, die Pfiffe das einzige gewesen, was ihn gestört habe.

Unverständlich. Ein junger Kerl - was soll das?! Der spielt hier für Deutschland und nicht für Leipzig oder sonst wen

Sandro Wagner über die Pfiffe gegen Timo Werner

"Ich will jetzt kein Fass aufmachen, aber es ist überflüssig", meinte der Hoffenheimer Angreifer: "Er ist ein unglaublich talentierter Spieler, ich habe nie in dem Alter einen so guten Stürmer gesehen. Ist doch toll, dass wir so einen tollen Stürmer haben, der noch so jung ist. An dem werden wir noch viel Freude haben. Unverständlich, dass man den auspfeift. Ein junger Kerl - was soll das?! Der spielt hier für Deutschland und nicht für Leipzig oder sonst wen."

Auch Werners Leipziger Teamkollege Diego Demme, der gegen San Marino sein Länderspieldebüt für Deutschland feierte, sprang Werner zur Seite. "Das ist schade für den Jungen. Er hat einmal was falsch gemacht und das wird ihm jetzt nachgesagt." Dass die steten Pfiffe eine allzu große Wirkung auf Werner haben, befürchtet der Mittelfeldspieler zwar nicht ("Er kommt definitiv damit klar"), "aber es ist schade. Man sollte froh sein, dass ein junger deutscher Spieler so viel Klasse hat und so viel Potenzial."

Und Werner selbst? Zuerst habe er die Pfiffe gar nicht wahrgenommen, betonte der Leipziger, der seinem Ärger dann aber doch Luft verschaffte: "Ich weiß nicht, was die Gemüter so bewegt hat. Monate-, jahrelang wurden Schwalben gemacht - und bei mir wird es so aufgebauscht, nur, weil ich bei RB spiele", mutmaßte Werner.

André Dersewski