Nationalelf

Bleibt Horst Hrubesch auf Dauer Sportdirektor beim DFB?

Ex-Nationalspieler hat Gefallen an der neuen Aufgabe gefunden

Hrubesch: Sportdirektor beim DFB auf Dauer?

Bei der Umsetzung eines neuen Konzeptes zukünftig als Koordinator tätig? DFB-Sportdirektor Horst Hrubesch.

Bei der Umsetzung eines neuen Konzeptes zukünftig als Koordinator tätig? DFB-Sportdirektor Horst Hrubesch. imago

"Sport trifft Politik", heißt die Diskussionsreihe, die zum siebten Mal in der niedersächsischen Landeshauptstadt stattfand und vom Verein Niedersächsische Sportpresse gemeinsam mit der Versicherungsgruppe VGH organisiert wurde. Bei dem von TV-Moderatorin Bettina Tietjen moderierten Talk traf Hrubesch auf Stephan Weil, den Ministerpräsidenten Niedersachsens, der als bekennender Fußball-Fan gilt. Auf seine Zukunftspläne angesprochen, betonte der frühere Nationalspieler, dass ein Umkenken stattgefunden habe. "Ich hatte zwar komplett etwas anderes vor", meinte der langjährige Verbandscoach, der nach den Olympischen Spielen das Ende seiner Trainerlaufbahn verkündet hatte. "Doch nun habe ich Gefallen an der neuen Aufgabe gefunden."

Hrubesch sieht sich als geeignet für den Posten des Sportdirektors, "weil ich den Laden seit über 20 Jahren kenne". Der größte Sportverband der Welt sei mitunter zwar fürchterlich langsam, wenn Entscheidungen anständen, "doch in seiner Struktur auch genial".

Neues Konzept: Aufteilung der Aufgabengebiete

Nun soll beim DFB, so verriet Hrubesch, ein neues Konzept entwickelt werden, um in der Zukunft effektiv arbeiten zu können. Die Aufgabengebiete, die seine Vorgänger Matthias Sammer, Robin Dutt und Hansi Flick allein hätten bewältigen müssen, sollen aufgeteilt werden. Die neue Struktur werde in etwa so aussehen: Talentförderung und Jugend-Nationalmannschaften, Trainer-Ausbildung und Frauenfußball, dazu die DFB-Akademie und im Endeffekt auch die A-Nationalelf als eigenständige Bereiche, die von einzelnen Verantwortlichen geleitet werden. Mehrere Säulen, so dass für den Sportdirektor die Aufgabe bleibe, alles zu koordinieren.

Job als Koordinator vorstellbar

Hrubesch kann sich diesen Job als Koordinator vorstellen: "Beim DFB arbeiten viele Topleute, exzellente junge Trainer. Zukünftig ist Teamarbeit gefragt." Auf Nachfrage verwies der DFB darauf, dass die Aussagen weiterhin Gültigkeit haben, die Generalsekretär Dr. Friedrich Curtius in diesem Zusammenhang im Januar getätigt hat. Dieser unterstrich die zentrale Bedeutung des Sportdirektors bei der strukturellen Konzeption des neues DFB und der Akademie. "Wir werden jetzt in Ruhe das Profil erstellen und in enger Abstimmung mit der Liga einen Nachfolger (für Hansi Flick, d. Red.) benennen."

Bleib' zuhause, wir brauchen das Geld nicht.

Ratschlag von Hrubeschs Frau, als die Verbandsanfrage kam

Vorgänger Hansi Flick, so Hrubesch, habe eine fantastische Arbeit geleistet, sich für jede Mannschaft im Jugend- und Juniorenbereich eingesetzt. "Hansi war Feuer und Flamme, doch am Ende war er satt, weil es zu viel geworden war." Als der Anruf vom Verband kam und ihm die Flick-Nachfolge angeboten worden sei, habe er zunächst seine Frau gefragt. Diese riet ihm ab mit den Worten: "Bleib' zuhause, wir brauchen das Geld nicht." Doch den ehemaligen Mittelstürmer, der 1980 mit zwei Toren im Endspiel beim 2:1 gegen Belgien entscheidend am Gewinn der Europameisterschaft beteiligt gewesen ist, reizte die Aufgabe: "Ich musste nicht lange überlegen und habe direkt am nächsten Tag zugesagt."

Eine Lanze für große Mittelstürmer

Bei dem kurzweiligen und lockeren verbalen Schlagabtausch mit Ministerpräsident Weil, der stolz berichtete, bei einem Prominentenspiel habe er mal ein Luftduell gegen das "Kopfballungeheuer" gewonnen, bezog Hrubesch Stellung zu aktuellen Fragen im Profifußball. Er kritisierte die Unparteiischen, die er zu konsequenterem Handeln aufforderte. Als Beispiel sie Szene in Berlin um Dembelé und Weiser: "Normalerweise ist das eine klare Rote Karte." Zudem sprach sich der einstige Torjäger für den Typus Mittelstürmer aus, den er verkörpert hat und der auszusterben droht: "Ich favorisiere große Mittelstürmer. Früher gab es noch eine Lufthoheit im Spiel, heute sind oft andere Spielertypen gefragt, die leider nur manchmal vergessen, aufs Tor zu schießen."

In der Manier von Rainer Calmund plauderte Hrubesch und ließ sich in seinem Wortschwall kaum bremsen. Die Zuhörer erfreuten sich mancher Anekdoten über die Erlebnisse bei Olympia, wo er sich sein Traum erfüllte, einmal das Flair im Olympischen Dorf erleben zu dürfen, oder über seine Privataudienz beim Papst Johannes Paul II., neben Ernst Happel und Helmut Schmidt die Persönlichkeit, die ihn am meisten beeindruckt hat. Der in der Lüneburger Heide lebende Ex-Profi: "Der Papst hat mir unseren Sieg im Endspiel des Europacups prophezeit: Hamburgo gegen Juve 1:0!"

Ein Denkmal für Hrubesch

Und am Ende erfuhren alle, dass demnächst ein Denkmal für Horst Hrubesch errichtet wird in seiner Heimatgemeinde Pelkum bei Hamm. Drei Kreisverkehre gebe es in dem westfälischen Ort, so die lustige Erzählung. Auf einem stehe die Skulptur einer gewissen Frau Scholten, die einen Laden für Schulbedarf geleitet hat und so allen Pelkumern ein Begriff ist. Auf einem anderen soll nun ein Fußballjunge in Trikot und mit Ball verewigt werden. Pelkums Bürgermeister fragte bei Hrubesch an, ob es gestattet sei, diesen auf den Namen Horst zu taufen. Antwort von Horst Hrubesch: "Gerne, wenn er nicht so aussieht wie ich."

Hans-Günter Klemm