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Schweinsteigers stilvoller Abschied - DFB muss handeln

Kommentar von kicker-Chefreporter Oliver Hartmann

Schweinsteigers stilvoller Abschied - DFB muss handeln

Auf den Schultern seiner Kollegen: DFB-Kapitän Bastian Schweinsteiger auf seiner Abschiedsrunde.

Auf den Schultern seiner Kollegen: DFB-Kapitän Bastian Schweinsteiger auf seiner Abschiedsrunde. Getty Images

Die Tränen der Rührung vor dem Anpfiff, die Ovationen bei seiner Auswechslung, der minutenlange Applaus bei der Ehrenrunde nach dem Spiel: Es war ein Abschied mit Stil und Würde, der Bastian Schweinsteiger am Mittwochabend zuteil wurde.

Und die Reaktionen des Kapitäns, dem dieser Abend sichtlich naheging, zeigte, wie wichtig es einem Spieler wie ihm ist, einen beruflichen Lebensabschnitt durch die Vordertür abschließen zu können. Ein allzu verständliches Bedürfnis. Jahrelang hat der DFB verdiente Nationalspieler eher schmucklos verabschiedet, sie durften als Randerscheinungen eines Länderspiels in Zivil antreten, einen Blumenstrauß und vielleicht noch ein Bild in Empfang nehmen und sich artig wieder auf die Haupttribüne begeben.

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Joachim Löws nach eigenen Angaben spontane Bauchentscheidung, sowohl Schweinsteiger wie auch im März Lukas Podolski das Spielfeld als Bühne für den letzten Auftritt zu überlassen, war eine gute Idee. Der DFB sollte sich daran erinnern, wenn irgendwann einmal seine goldene Generation um den designierten neuen Kapitän Manuel Neuer in den Nationalmannschafts-Ruhestand tritt oder treten muss.

Allein Schweinsteigers Aura gab dem ansonsten niveauarmen und einseitigen Testkick einer deutschen B-Mannschaft gegen trotzdem völlig überforderte Finnen einen Hauch von Glanz. Löw hatte dem in die Jahre gekommenen Mittelfeldstrategen zehn Mitspieler an die Hand gegeben, die vor dem Anpfiff zusammen weniger Länderspiele aufwiesen als ihr Anführer in seinem 121sten und letzten DFB-Einsatz.

Sportlich haben solche Spiele keine Aussagekraft, und sie haben auch keine Strahlkraft auf das Publikum. Dass viele Ränge im Borussia-Park unbesetzt blieben und trotz einiger kosmetischer DFB-Versuche in Form von riesigen Transparenten ein eher nüchterner Rahmen entstand, ist ein Beleg dafür, dass die zahlende Kundschaft inzwischen sehr genau abwägt, wann es sich lohnen könnte, Eintrittspreise von 25 und 75 Euro zu bezahlen.

kicker-Chefreporter Oliver Hartmann

kicker-Chefreporter Oliver Hartmann

Testspiele einer deutschen Nationalmannschaft genügen da selten den Ansprüchen. Löws Grundsatz-Entscheidung, solche Spiele gerade gegen zweit- oder drittklassige Gegner als Sichtungslehrgang für die zweite Garnitur zu benutzen, ist ja sportlich durchaus nachvollziehbar. Nur sollte der DFB dann auch seine Preispolitik anpassen. Denn Selbstläufer sind Länderspiele schon längst nicht mehr.