Nationalelf

Scholl redet sich in Rage - Löw verteidigt sich

Umstellung auf Dreierkette sorgt für Kritik

Scholl redet sich in Rage - Löw verteidigt sich

Flammender Appell für Kontinuität: Mehmet Scholl.

Flammender Appell für Kontinuität: Mehmet Scholl. imago

Scholl störte es, dass Löw seine Taktik an Italien angepasst und die Abwehr von der Vierer- auf Dreierkette umgestellt hatte. Der Europameister von 1996 und aktuelle ARD-Experte führte an, dass derartige Aktionen in der Vergangenheit nie gut für die deutsche Mannschaft ausgegangen seien und verwies dabei auf die Europameisterschaften 2008 und 2012 sowie die Weltmeisterschaft 2010.

Auch an der WM 2014 übte Scholl Kritik, als er hervorhob, dass man nur den Titel gewonnen habe, weil Löw "die schwachsinnigste Idee mit vier Innenverteidigern zu spielen über Bord geworfen und ab dem Viertelfinale dreimal der gleichen Mannschaft vertraut hatte".

Scholls Aussagen waren also ein flammender Appell für Kontinuität und gegen ständige Änderungen. Dann richtete er seine Kritik auf das aktuelle Spiel - und beklagte sich über die Umstellungen im Defensivverbund. "Joachim Löw wacht nicht nachts auf und sagt: Dreierkette, Dreierkette, Dreierkette", sagte Scholl und betonte, dass derartige Dinge nicht von Löw alleine entschieden werden, sondern vielmehr in Beratungen. Und genau hierhin sieht Scholl das Problem, namentlich bei DFB-Chefscout und "Taktik-Fuchs" Urs Siegenthaler, dem er den Taktik-Wechsel zuschrieb und kritisiert: "Der Herr Siegenthaler möge bitte seinen Job machen, morgens liegen bleiben, die anderen zum Training gehen lassen und nicht mit irgendwelchen Ideen..."

Man muss die Italiener mit den eigenen Mitteln schlagen, und manchmal auch mit Intelligenz.

Bundestrainer Joachim Löw

Gegen Italien bemängelte der 45-Jährige zudem fehlende Durchschlagskraft, die seiner Meinung nach eine unmittelbare Folge der Dreierkette gewesen sei. "Das hätte man anders lösen können als mit einer Dreierkette. Man hätte die Passwege zustellen können und dann hätten wir uns unserer Stärken nach vorne nicht beraubt. Es hat 30, 40 Minuten gedauert, bis wir Vertrauen bekommen und das Spiel begriffen hatten."

Löw selbst hatte diesbezüglich eine andere Meinung: "Die Italiener waren nicht nur heute gut, das sind sie generell. Man muss die Italiener mit den eigenen Mitteln schlagen, und manchmal auch mit Intelligenz." Der Bundestrainer ging sogar ins Detail und erklärte seine Beweggründe: "Die Italiener spielen immer von außen in die Mitte. Das ist berechenbar. Gut, aber berechenbar. Deshalb mussten wir reagieren und die Mitte dicht machen."

drm