Nationalelf

Götze: "Mal bist du der Hund, mal bist du der Baum"

Bierhoff macht sich um Offensive "nicht so viele Sorgen"

Götze: "Mal bist du der Hund, mal bist du der Baum"

Thomas Müller erwartet gegen die Nordiren alles andere als ein Fußballfest.

Thomas Müller erwartet gegen die Nordiren alles andere als ein Fußballfest. picture alliance

Aus dem deutschen EM-Quartier in Evian berichtet Thiemo Müller

Mit dem Gegner Nordirland verbindet Oliver Bierhoff beste Erinnerungen. Als Joker erzielte der heutige Manager der Nationalmannschaft im Qualifikationsspiel zur WM 1998 in Belfast einen Hattrick zum 3:1-Erfolg und drehte damit binnen 20 Minuten einen 0:1-Rückstand. "Tore zählen immer", lächelt Bierhoff nun zwei Tage vor dem Aufeinandertreffen mit den Nordiren im dritten EM-Gruppenspiel, "aber ich habe meine Zweifel, ob Jogi Löw mich heute noch nominieren würde."

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Womit der einstige Mittelstürmer klassischer Prägung auch gleich den entscheidenden Beitrag zur höchst aktuellen Diskussion um die DFB-Offensive leistete: "Wir sind kein Team, das die Brechstange benutzt."

Nach dem spielerisch enttäuschenden 0:0 gegen Polen stellt Bierhoff damit ebenso wie Bundestrainer Löw am Vortag die grundsätzliche Philosophie also erwartungsgemäß nicht infrage. Sondern gibt als Parole aus: "Wir müssen unsere große technische Qualität nutzen und mit hohem Tempo immer wieder in die Räume reinmarschieren, egal wie klein sie sind. Zugleich müssen wir aber auch geduldig sein. Bei einer EM darf man nicht erwarten, sich nach 30 Minuten gemütlich auf der Tribüne zurücklegen zu können." Generell, hält Bierhoff unisono mit Löw fest, "macht mir unsere Offensive nicht so viele Sorgen, zumal wir viele Alternativen haben." Konkret: "Mario Gomez, der nach seiner tollen Saison viel Selbstvertrauen mitbringt, oder André Schürrle, der auch schon bei Turnieren bewiesen hat, dass er etwas bewegen kann."

Die jüngste öffentlich Kritik findet der Manager derweil namentlich im Fall von Mario Götze "nicht differenziert genug". Denn: "Mario füllt hier eine Rolle sehr gut aus, die er nicht das ganze Jahr über gewohnt ist. Er versucht, seinen Körper einzusetzen, Räume zu schaffen bzw. zuzumachen. Wenn wir insgesamt wieder mehr Räume öffnen, wird auch er besser zur Geltung kommen. Im Moment leide ich da schon mit ihm oder auch mit Thomas Müller mit."

"Mal Hund, mal Baum": Götzes Bonmot

Mario Götze

Konterte die Kritik am deutschen "Torlos-Sturm": Mario Götze. picture alliance

Die beiden genannten Bayern-Profis, für viele Beobachter zuletzt Symbolfiguren der deutschen Flaute, gaben sich am Sonntag derweil ebenfalls gelassen. "So ist das im Fußball: Mal bist du der Hund, mal bist du der Baum", versuchte sich Götze an einem Bonmot, "die Kritik gehört dazu. Wir sind aber alle Profis genug, um uns trotzdem wieder aufs nächste Spiel zu freuen. Wir haben sehr gute Voraussetzungen für den Gruppensieg." Müller offenbarte, Kritik ebenso wie Lob "generell nicht so nah an sich heranzulassen, sonst geht man durch zu viele Wellentäler". Und: "Wir sind nicht beunruhigt, haben eine gute Ausgangsposition. Wir müssen uns nicht um 180 Grad drehen. Natürlich erarbeiten wir uns aber im Training und auch in der Theorie ein paar Dinge, die wir umsetzen wollen, um mehr Durchschlagskraft zu bekommen." Nämlich, so Götze: "Räume zu finden, möglichst viel Tiefe ins Spiel zu bringen und schnelle Spielverlagerungen".

Zugleich kalkuliert Müller ein, dass gegen die Nordiren kein Fußballfest folgen wird: "Der Gegner wird unabhängig vom Spielstand sehr viele Spieler um den eigenen 16er haben, da ist deren fußballerische Qualität dann nicht mehr entscheidend. Ich würde auch einen zähen Sieg wieder akzeptieren, dann das Geschriebene ertragen und mit ins Achtelfinale nehmen..."