Nationalelf

Der Fall Kruse

Kommentar: Löw blieb keine andere Wahl

Keine Wahl: Löw streicht Kruse aus dem Kader.

Keine Wahl: Löw streicht Kruse aus dem Kader. imago

Ein Kommentar von kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

Gewiss haben auch Fußballprofis ein Privatleben und das Recht, ihren Geburtstag zu feiern, wie Kruse nun seinen 28. von Samstag auf Sonntag in Berlin. Es kommt aber immer auf die Umstände an: Wenn Löw Kruse verdeutlicht hat, dass sich potenzielle EM-Fahrer auf dieses Turnier auf dem Fußballfeld und außerhalb vorbereiten sollen, hat er damit sicherlich nicht Zoff in einer Berliner Disco nachts um zwei Uhr gemeint. Und wer als öffentliche Person nicht erkannt oder fotografiert werden will, muss zu Hause bleiben. Das wäre für Kruse nach dessen schwacher Leistung Stunden zuvor gegen Darmstadt (kicker-Note 5) ohnehin klüger gewesen. Außerdem war es nicht die erste Verfehlung von Kruse, er habe sich "zum wiederholten Male unprofessionell verhalten", teilt Löw mit.

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Da konnte der Bundestrainer keine Nachsicht mehr üben. Sonst hätte selbst der weltmeisterliche Coach an Autorität eingebüßt und die besondere Atmosphäre in seiner Mannschaft riskiert. Gerade mit ihrem Teamgeist und ihrer Professionalität holten die DFB-Auserwählten 2014 in Brasilien den WM-Titel. "Die Mannschaft" heißt das charakterliche Gütesiegel der heutigen Fußballer-Generation. Wer sich in diesem elitären Kreis nicht einzuordnen weiß, muss eben wegbleiben. Obwohl Kruse durchaus ein befähigter Offensivspieler ist, musste Löw auch aus sportlichen Gründen nicht unbedingt an ihm festhalten. Der Erfolg bei der EM in Frankreich hängt sicher nicht von Kruse ab.

Dieter Hecking in Wolfsburg hat es da schon schwerer, er braucht Kruse mehr. Aber auch da droht er mit seinen unprofessionellen und unkollegialen Fehltritten das innerbetriebliche Klima zu versauen. Berufs-Fußballer verdienen so viel Geld, damit sie ihrem Arbeitgeber und dessen Fans, die hohe Eintrittspreise zahlen, eine gute Show auf dem Fußballplatz liefern, nicht auf Tanzflächen oder an Pokertischen. Die VfL-Verantwortlichen haben sich schon klar positioniert, ihm eine Geldstrafe aufgebrummt und ihn eindringlich gewarnt. Kruse müsse seinen Beruf mehr in den Vordergrund stellen, verklickerte ihm Manager Klaus Allofs (siehe kicker-Print-Ausgabe von diesem Montag, Seite 44/45).

Kruse muss nun kapieren. Andernfalls versinkt seine eigentlich verheißungsvolle Karriere im unsteten Privatleben.

Ein Kommentar von kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

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