Nationalelf

Schweinsteiger - ein "spezieller" Kapitän?

Vor der Premiere gegen Australien oder Georgien

Schweinsteiger - ein "spezieller" Kapitän?

"Es ist eine große Verantwortung": Bastian Schweinsteiger, neuer offizieller Kapitän der Nationalelf.

"Es ist eine große Verantwortung": Bastian Schweinsteiger, neuer offizieller Kapitän der Nationalelf. Getty Images

Wenn das Schiff auf falschem Kurs ist, genügt es nicht, den Kapitän zu wechseln - man muss den Kurs ändern, sagt eine Seglerweisheit. Nun ist das Schiff deutsche Nationalmannschaft zwar nicht auf falschem Kurs, aber seit dem WM-Titel zumindest in die raue See EM-Qualifikation geraten. Dazu haben aus der Sicht von Joachim Löw vor allem die verletzungsbedingte Personalfluktuation und enorm defensiv eingestellte Gegner beigetragen.

Den Kapitän hatte der Bundestrainer nach dem Rücktritt von Philipp Lahm im Juli 2014 zwangsläufig wechseln müssen. Mit Bastian Schweinsteiger war schon im September einer gefunden, der alles andere als ein Leichtmatrose ist, aber eben im Länderspieljahr 2014 verletzungsbedingt nicht mehr eingreifen konnte. Nun ist der Kapitän wieder an Bord.

EM-Qualifikation - Tabelle - Gruppe D
Pl. Verein Punkte
1
Polen Polen
10
2
Irland Irland
7
3
Deutschland Deutschland
7
Spielersteckbrief Schweinsteiger
Schweinsteiger

Schweinsteiger Bastian

Etwas Neues ist die Binde für den Münchner nicht. Fünfmal führte der 30-Jährige die deutsche Auswahl aufs Feld, viermal übernahm er während einer laufenden Partie das Ruder. Aber eben immer "nur" als Stellvertreter. Erstmals am 20. August 2008 in Nürnberg gegen Belgien (2:0) nach der Auswechslung von Miroslav Klose. Knapp ein Jahr später am 2. Juni 2009 folgte die Startelf-Kapitänspremiere beim 7:2 gegen die Vereinigten Arabischen Emirate in Dubai.

Es braucht mehrere Kapitäne, um erfolgreich zu sein.

Bastian Schweinsteiger

"Es ist eine große Verantwortung, aber auch eine Herausforderung. Ich war schon das ein oder andere Mal Kapitän, jetzt ist es halt offiziell zum ersten Mal so", sagt Schweinsteiger. Ob er bereits am Mittwoch gegen Australien (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) in Kaiserslautern die deutsche Elf aufs Feld führen wird, ließ der Bundestrainer, der personell einiges ausprobieren will, offen. Viel wichtiger ist ohnehin die EM-Qualifikationspartie am Sonntag (18 Uhr, LIVE! bei kicker.de) in Tiflis gegen Georgien, weil Deutschland drei Punkte hinter Spitzenreiter Polen liegt und nur Dritter in Gruppe D ist.

Wie es sich für einen guten Kapitän gehört, strahlt Schweinsteiger diesbezüglich Zuversicht aus. Er tut das mit Sätzen wie "Wir wollen unsere Aufgabe als Nummer eins der Welt erfüllen", "Wir sind Weltmeister" und "Es liegt an uns, ob wir gewinnen". Aber was für ein Kapitän wird er sein, der Schweinsteiger, der im DFB-Dress in dieser Rolle Oliver Kahn, Michael Ballack und Philipp Lahm erlebt hat, dazu bei den Bayern noch Mark van Bommel? Strikt orientieren will er sich "an keinem", sagt aber auch: "Ich hatte die große Ehre, unter vielen großen Kapitänen zu spielen. Von allen konnte ich mir etwas abschauen, jeder hatte irgendetwas Spezielles."

DFB-Kapitän Neuer und seine Vorgänger

Schweinsteigers Vita: Wenn Tragödien im Triumph enden

Sein "Spezielles" trat am offensichtlichsten nach dem WM-Finale 2014 zutage. Mit Cut unter dem Auge, blutverschmiert, tränenüberströmt bejubelte er den Titel. Es sind die großen Tragödien, die letztlich im Triumph endeten, die aus dem "Schweini" von einst, über den der Boulevard eine absurde "Chefchen-Diskussion" führte, den Kapitän der deutschen Nationalmannschaft gemacht haben. Verlorenes Champions-League-Finale 2010, verlorenes Champions-League-Finale 2012 inklusive verschossenem Elfmeter - mit der Pointe Champions-League-Sieg 2013. EM-Vize 2008, EM- und WM-Halbfinalaus 2012 und 2010 - mit der Pointe WM-Titel 2014.

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"Wir müssen versuchen, uns in jedem Mannschaftsteil zu verbessern." Das ist nicht ein Satz des Trainers Löw, sondern des Kapitäns Schweinsteiger. Der Münchner fordert, verteilt aber auch Verantwortung: "Es braucht mehrere Kapitäne, um erfolgreich zu sein." Jetzt will er die Segel setzen in dem Wissen: "Der Weg dieser Mannschaft ist noch nicht zu Ende."

Benni Hofmann