Champions League

TSG-U-19 erstmals in Youth League - "Am Freitag um 8 Uhr ist wieder Schule"

TSG-U-19 erstmals in Youth League - Rapps Mehrfachbelastung

"Am Freitag um 8 Uhr ist wieder Schule"

"Man kriegt Youth League, Bundesliga und den Fußballlehrer schon gebacken": Marcel Rapp.

"Man kriegt Youth League, Bundesliga und den Fußballlehrer schon gebacken": Marcel Rapp. imago

Aus Charkiw berichtet Benni Hofmann

Normalerweise wäre Marcel Rapp jetzt in Köln. Oder in Hennef. Mit 23 anderen Fußballlehrer-Anwärtern würde er pauken. Wie jede Woche von Montag bis Mittwoch. Ein Problem im Tagesbetrieb eines Junioren-Bundesligisten? "So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Ich mache den Fußballlehrer ja aus freien Stücken und nicht, weil ich gezwungen werde", sagt der Coach der Hoffenheimer U 19 mit einem Lachen. Statt im Westen befindet sich Rapp nun im Osten. Charkiw statt Kölle, UEFA-Youth-League statt Umschaltspiel. Und damit eine weitere, zeitliche Belastung für den zweifachen Familienvater, der aber keinesfalls meckern will: "Man kriegt Youth League, Bundesliga und den Fußballlehrer schon gebacken, zumal wir das im Trainerteam gemeinsam mit unserem Video-Analysten gut abfangen können." Wenn Rapp die Schulbank drückt, leitet Co-Trainer Jens Schuster die Einheiten. Für die Youth-League-Partien, die in der Regel am Nachmittag des jeweiligen Champions-League-Spieltags der Profis stattfinden, ist der 39-Jährige vom DFB freigestellt.

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"Ein Abenteuer, bei dem wir die Schule nicht vernachlässigen dürfen"

Das Treffen mit dem Nachwuchs anderer, europäischer Top-Teams sehen sie im Kraichgau als "Abenteuer, bei dem wir vor allem die Schule nicht vernachlässigen dürfen". Rapp sprach im Vorfeld mit erwachsenen Kickern, die ihm erklärten, dass das Reisen schon zermürbend sei. "Meine Jungs müssen am Freitagmorgen um 8 Uhr wieder in der Schule sein", weist er auf erschwerte Bedingungen für die U 19 hin.

Dabei hat es seine Elf ohnehin schwer. Vergangene Saison noch Meister der Bundesliga-Staffel Süd/Südwest, verlor die Truppe mit Stefan Drljaca (eigene U 23) ihren Stammtorwart, dazu mit David Otto (Profis/22 Spiele/25 Tore), Alfons Amade (Profis/25/6), Christoph Baumgartner (Profis/23/7) und Domenico Alberico (U 23/25/9) die Topscorer und Leistungsträger. Auf die Bundesliga hat das Auswirkungen, wie Platz 9 nach 5 Spieltagen demonstriert. "Ich schaue nur auf die Leistung und finde nicht, dass wir zum Beispiel gegen Augsburg drei Tore schlechter waren", findet Rapp, dessen Team den bayerischen Schwaben vor drei Wochen mit 0:3 unterlag, und mahnt: "Wir dürfen das Tagesgeschäft nicht aus den Augen lassen. Die Bundesliga ist unsere Hausaufgabe, die Youth League ist der Bonus." Immerhin: International kann die TSG pro Partie auf bis zu drei Mann aus dem letztjährigen U-19-Kader zählen, sofern sie mindestens zwei Spielzeiten zuvor in Hoffenheim gekickt haben. Otto, Amade und Alberico sind folglich mit dabei gegen den Nachwuchs von Schachtjor Donezk am Mittwochmittag.

Die Reisezeit hemmt die Entwicklung im Training

Insgesamt sind die internationalen Einsätze für die Heranwachsenden eine Gratwanderung. Denn neben der Schulbelastung kommt für Rapp hinzu: "Entwicklung treibt man vor allem im Training voran." Und da fehlt Zeit aufgrund der Reisen, darüber hinaus müssen die Trainingsschwerpunkte auch auf Belastungssteuerung und weniger inhaltliche Spezifika gelegt werden. Einen Vorteil sieht er darin, dass seine Schützlinge mit Schachtjor, Olympique Lyon und Manchester City auf Teams "mit absolutem Top-Niveau" treffen. "Hier können wir die Jungs auch über Spiele entwickeln."

Im Nachwuchs des Champions-League-Neulings forcierte man in den vergangenen Jahren das Auslandsthema, aber eben dosiert. So testete die U 19 rund um Ostern 2017 in England gegen den FC Liverpool und Chelsea. In den zwei Jahren zuvor reiste der Tross zum Dallas-Cup, wo gerade die Erfahrungen gegen hochmotivierte und aggressiv agierende Teams aus Mexiko intern als lehrreiche Einheiten verbucht wurden. "Die Freude ist in jedem Fall da", sagt Rapp zum Trip nach Osteuropa im Vorfeld des länderübergreifenden Kräftemessens.

"Krasse Zeit" - 55 Stunden unterwegs

Mit Anreise zum Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden dauert das erste, europäische Abenteuer der Hoffenheimer U 19 rund 55 Stunden. Da wirkt die allwöchentliche Pendelei nach Köln oder Hennef wie ein Kurztrip. "Vielleicht blicke ich in einem Jahr zurück und sage: 'Es war schon eine krasse Zeit'", sinniert Rapp angesichts der zeitlichen Herausforderungen mit Liga, Fußballlehrerschein und Youth League. Viel Zeit zum Reflektieren bleibt aktuell, mitten im Tunnel, ohnehin nicht.