Junioren

Tah: "Wir hatten zu viele Lücken"

U 19: Enttäsuchung nach dem Vorrunden-Aus

Tah: "Wir hatten zu viele Lücken"

"Nächstes Mal besser machen": Jonathan Tah hofft auf eine erneute Chance bei einem großen Turnier.

"Nächstes Mal besser machen": Jonathan Tah hofft auf eine erneute Chance bei einem großen Turnier. imago

Die mangelnde Chancenverwertung war nach den ersten beiden EM-Spielen der DFB-Junioren ein großes Thema gewesen. Nach knapp 12 Minuten gegen die Russen war es wie weggewischt. Erste Gelegenheit, erstes Tor durch Thilo Kehrer. In der K.-o.-Partie schien alles nach Plan zu laufen.

Nach einem zu Recht aberkannten Abseitstor von Werner kam jedoch überraschend ein Bruch ins Spiel der deutschen U19. "Obwohl wir 1:0 geführt haben, mangelte es uns an der nötigen Stabilität und Abgeklärtheit. Wir hatten zu viele Lücken. Russland ist eine gute Mannschaft und hat das ausgenutzt", beklagte Kapitän Jonathan Tah, der in der Innenverteidigung nicht den besten Eindruck hinterließ. Bei beiden Gegentreffern und einer zusätzlichen Großchance der Russen ließ das Sorg-Team den Rückraum um die Sechzehnmetergrenze unerklärlicherweise völlig ungedeckt, war bei den zweiten und dritten Bällen nicht präsent.

Spielbericht

Durch Werners Ausgleich knapp eine halbe Stunde vor dem Abpfiff keimte nochmal Hoffnung auf. Die DFB-Elf kam einem weiteren Treffer jedoch nicht mehr wirklich nahe - bis zu einer hochkarätigen Gelegenheit in der Nachspielzeit. Nach einer sehenswerten Kombination spielte Jonas Föhrenbach den eingewechselten Lucas Cueto im Strafraum frei, der jedoch drüberschoss.

Deshalb fehlte am Ende nicht nur das Glück, sondern, wie bei diesem Abschluss, auch die Qualität bei der deutschen U19. Besonders Schalke-Shootingstar Leroy Sané (14 Bundesliga-Einsätze, drei Tore), um den nicht zuletzt wegen seines Traumtores bei Real Madrid ein großer Hype entstand, enttäuschte. Im ganzen Turnier wollte dem Offensivmann nichts wirklich Produktives gelingen. Das Bemühen war dem 19-Jährigen nicht abzusprechen, zum Ende der Partie gegen die Russen jedoch die passende Körpersprache. Beim Stand von 1:2 winkte er etwa nach einer misslungenen Szene ab, aus der eine aussichtsreiche Chance für den Gegner entstand.

Auch Spielführer Tah (16 Bundesligaspiele) konnte nicht wirklich überzeugen, verschätzte sich in der Defensive ein ums andere Mal. Gleich das erste Turniergegentor gegen Spanien war doppelt auf seine Kappe gegangen. Einzig der umtriebige und stets antreibende Werner (62 BL-Einsätze, sieben Treffer) hinterließ von den bundesligaerprobten Führungsspielern einen guten Eindruck. Aber auch er hätte mehr Tore erzielen müssen.

Sorg: "Es wird sie in ihrer Entwicklung weiterbringen"

So blieb letztlich eine große Enttäuschung im deutschen Lager zurück. "Die Jungs lassen die Köpfe hängen. Aber wir müssen jetzt nach vorne schauen. Nächstes Mal müssen wir es besser machen, hoffentlich bekommen wir noch einmal die Chance, an so einem Turnier teilzunehmen", erklärte Tah kurz nach der Partie. Trainer Sorg versuchte das Positive hervorzuheben: "Die Jungs haben unbezahlbare Erfahrungen gemacht. Es wird sie in ihrer Entwicklung weiterbringen, das ist im Moment ein kleiner Trost."

Wahrscheinlich der Niedergeschlagenheit über das Ausscheiden geschuldet, rundete ein unpassender Tweet einen unglücklichen Abend aus deutscher Sicht ab. Auf dem offiziellen Twitter-Account "DFB-Junioren" ist von einem "#Grexit für die deutsche #U19" zu lesen. Diese umstrittene Wortneuschöpfung bezeichnet jedoch ein mögliches Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone. Im Gegensatz zur Sorg-Elf schafften die Junioren der Gastgeber jedoch den Einzug ins Halbfinale, treten am Donnerstag gegen Russland an.

Carsten Schröter