Junioren

Youth League: Die "kleine" Champions League startet

Sinn und Unsinn der Junioren-Variante

Youth League: Die "kleine" Champions League startet

Führte den FC Bayern am ersten Spieltag als Kapitän aufs Feld: Angelos Oikonomou.

Führte den FC Bayern am ersten Spieltag als Kapitän aufs Feld: Angelos Oikonomou. Getty Images

An diesem Dienstag nun startet die sogenannte Youth League. Dieser neue Wettbewerb geht im wahrsten Sinne als Junior-Partner der Champions League ins Rennen und wird in Anlehnung an die europäische Königsklasse mit denselben Vereinen nach einem ähnlichen Modus gespielt. Mittlerweile haben sich auch die Aufregung und die Protesthaltung hierzulande weitestgehend gelegt. "Es ist zwar Segen und Fluch zugleich", sagt etwa Leverkusens Manager Michael Reschke (55), "aber wir sehen das Thema mittlerweile deutlich positiver und gehen die Sache gewissenhaft und interessiert an." Sogar gleich mit einer Liveübertragung des Auftaktspiels der U 19 bei Manchester United (17 Uhr), nachdem sich Eurosport als erster Sender Liverechte an der Youth League gesichert hat. Weitere könnten folgen, grundsätzlich haben auch die anderen Rechtehalter an der Champions League die Möglichkeit, Spiele der Youth League zu produzieren und auszustrahlen.

Es ist unsere Aufgabe und Verantwortung, für jeden Spieler die beste Lösung zu finden.

Leverkusens Manager Michael Reschke
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"Die Spieler sollen mit Spaß und Freude an die Aufgabe herangehen", erklärt Reschke, "das ist gerade für diejenigen, die nicht Juniorennationalspieler sind, eine gute Gelegenheit, internationale Erfahrungen zu sammeln." Noch vor wenigen Wochen war Bayer auf Konfrontationskurs gegangen und hatte beim DFB beantragt, dass die Youth-League-Starter Bayern München, Borussia Dortmund, Schalke 04 und eben Leverkusen künftig keine Auswahlspieler in dieser Altersklasse an den DFB und dessen Landesverbände mehr abstellen müssen, um die Belastung für die Talente zu reduzieren. Diese Petition ist längst vom Tisch. Reschke erklärt: "Es ist unsere Aufgabe und Verantwortung, für jeden Spieler die beste Lösung zu finden." Im Doppelpass mit dem Verband.

Geschont für die Youth League: Leverkusens Benjamin Henrichs.

Geschont für die Youth League: Leverkusens Benjamin Henrichs. Getty Images

Aktuelles Beispiel: Leverkusens U-17-Nationalspieler Benjamin Henrichs, bei Bayer bereits in der U 19 aktiv, kam beim jüngsten Viernationenturnier des DFB nur in einer der drei Partien zum Einsatz, um fit für Manchester zu sein. "Hätte die Nationalelf Pflichtspiele gehabt, hätte er diese gespielt und dafür auf die Youth League verzichtet", erläutert Reschke.

UEFA lässt Freiheiten

Auch die UEFA lässt den Klubs Spielräume, um die Strapazen für die Spieler abzufedern. Immerhin stehen - etwa in der Weststaffel der A-Junioren-Bundesliga - bis zur Winterpause neben sieben Länderspielen noch 14 Meisterschaftspartien an, und nun eben noch sechs Begegnungen in der Youth League. Drei davon mit dem entsprechenden Aufwand internationaler Auswärtsspiele. Einerseits können in Ausnahmefällen die Vereine in extremen Stoßzeiten auch mal aus dem vorgegebenen Zeitfenster ausbrechen und Spiele verlegen, andererseits ist es sogar möglich, auf jüngere Spieler zurückzugreifen.

UEFA Youth League

Stimmen beide Klubs zu, "können durchaus auch die U-18- oder gar U-17-Teams beider Klubs die Youth-League-Partie bestreiten", verrät Ulf Schott vom DFB, der als Verbindungsmann zwischen UEFA und Klubs fungiert. Ohnehin läuft es vor allem für deutsche Talente auf einen "Stresstest" hinaus. Denn anderswo in Europa sind die obersten Juniorenligen weitaus weniger ausgeglichen und bieten den zwei, drei Topteams ansonsten wenige Herausforderungen. "Wir wären heilfroh, wenn wir in der Youth League starten könnten", versichert Ernst Tanner, einst Nachwuchskoordinator bei 1860 München und in Hoffenheim, nun bei Red Bull Salzburg in Österreich. Auch die schulischen Anforderungen sind im Ausland in diesem Alter weniger konzentriert als im deutschen G-8-System.

Meister sind meist nicht dabei

Selbst für den absurd wirkenden, weil schlichtweg an die Qualifikation der Seniorenteams gekoppelte Teilnahmemodus keimt in der Branche Verständnis auf. Mangels Alternative. Naturgemäß wird man das aktuell in Wolfsburg anders sehen. Denn die U 19 des VfL ist selbst als Deutscher Meister nicht startberechtigt. Die besten nationalen Klubs stellen nicht automatisch auch die besten Nachwuchsteams. 2013 flogen im Halbfinale der FC Bayern gegen Rostock und Schalke 04 gegen Wolfsburg raus und sind dennoch im Gegensatz zu beiden Finalisten international dabei. Nur rund ein Viertel aller Starter in der Youth League sind Champion im eigenen Land.

Ob die UEFA nach der zweijährigen Testphase die Qualifkation zur Youth League auch rein nach sportlichen Kriterien organisiert, scheint fraglich. Der Aufwand für eine von der Champions League abgekoppelte Variante wäre nicht nur für den Verband finanziell und logistisch deutlich aufwändiger. Wie die Senioren müssten auch die nationalen Juniorenmeister Vorqualifikationen spielen. Zwar übernimmt die UEFA ein Grundbudget der Reisekosten. Dennoch müssten die meisten Klubs ohne die stattlichen Einnahmen aus der Champions League zurechtkommen. "Dieser Wettbewerb konzentriert sich auf Eigengewächse, auf Klubakademien und auf die Entwicklung der Spieler", sagt UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino. Der Modus scheint da nachrangig zu sein. Ziel sei es, den Spielern zusätzliche Erfahrung zu verschaffen, "die ihnen helfen wird, die Lücke zur ersten Mannschaft zu schließen". Man wird sehen.

Michael Pfeifer