Bundesliga

1053 Pässe! Leverkusen erinnert an Guardiolas Bayern

Bayer und der Spaß am Ballbesitz

1053 Pässe! Leverkusen erinnert an Guardiolas Bayern

Jede Menge Ballaktionen: Bayer Leverkusen diktierte das Geschehen gegen die Fortuna.

Jede Menge Ballaktionen: Bayer Leverkusen diktierte das Geschehen gegen die Fortuna. imago

So unspektakulär sich das Geschehen über 90 Minuten auch teilweise hinzog - es war ein Triumph der fußballerischen Souveränität der Leverkusener "Werkself" gegen einen Aufsteiger, der möglicherweise wollte, aber in keiner Phase des Spiels gelassen wurde.

Man muss schon ein paar Jahre zurückblättern, um ein Spiel zu finden, in dem eine der beiden Mannschaften ähnlich überlegene Werte aufwies. Die insgesamt 1053 gespielten Pässe der Leverkusener wurden zuletzt getoppt vom FC Bayern München unter Pep Guardiola. Damals, am 25. März 2014, rollte und flog die Kugel 1078-mal in den eigenen Reihen hin und her, während der Berliner Hertha lediglich die Statistenrolle blieb wie nun den Fortunen. Eine Saison später, aber noch im gleichen Jahr, am 29. November 2014, wiesen sieben Spieler der Bayern (erneut gegen Hertha BSC Berlin) mehr als 100 Ballkontakte auf.

Bayer 04 Leverkusen - Die letzten Spiele
Borussia Dortmund Dortmund (A)
1
:
1
West Ham United West Ham (A)
1
:
1
Trainersteckbrief Bosz
Bosz

Bosz Peter

Spielersteckbrief Havertz
Havertz

Havertz Kai

Sechs Profis hatten am Sonntag mehr als 100 Ballaktionen

Leverkusen brachte es am Sonntag auf ein halbes Dutzend Profis mit mehr als 100 Ballaktionen, Innenverteidiger Jonathan Tah kam alleine auf die stattliche Anzahl von 206 Kontakten, seit Sonntag bedeutet dies Saisonrekord. In der All-Time-Wertung liegt der Leverkusener Nationalspieler damit auf Rang drei hinter Dortmunds Julian Weigl (218) und Bayerns Xabi Alonso (216).

Die fünf Defensivspieler Tah, Aleksandr Dragovic (184), Mitchell Weiser (126), Wendell (104) und Charles Aranguiz (143) kamen zusammen auf 763 Kontakte, für Keeper Lukas Hradecky wurden 50 Aktionen gezählt, was wiederum einiges über die Art und Weise des Spiels aussagt: Viel Geduld brachte Bayer auf, häufiges Abbrechen der Angriffsaktion und neuer Aufbau aus der Defensive bestimmte den Verlauf einer Partie, die aufgrund dieser Werte spektakulär war, ohne spektakulär zu wirken.

Rolfes: "Ganz andere Spielweise als in der Hinserie"

Als einziger Offensivspieler kam übrigens Torschütze Kai Havertz (Rudi Völler: "Ich vergleiche ihn ja gerne mit Mesut Özil. Aber dieses Tor war wie eins von Michael Ballack in dessen bester Zeit.") auf über 100 Aktionen am Ball, 104 waren es am Ende. Der Jungstar zeigte sich zufrieden mit den 90 Minuten: "Es macht natürlich mehr Spaß, Ballbesitz zu haben, als hinterherzulaufen. Es sind viele Dinge, die anders sind, viele Dinge, die positiv verändert wurden. Das sieht man von Spiel zu Spiel. Dass wir noch nicht perfekt sind, ist uns allen klar. Wir sind erst zwei Monate zusammen. Aber wir werden von Spiel zu Spiel besser und das zeigt sich auch an den Ergebnissen. Wir rollen das Feld von hinten auf und versuchen, so viele Punkte wie möglich zu sammeln."

Sportchef Simon Rolfes ergänzte: "Wir haben jetzt eine ganz andere Spielweise als in der Hinserie. Natürlich geprägt von Peter Bosz. Da sind wir sehr gut reingekommen in die Rückserie, aber wir müssen natürlich noch weitere Schritte machen, auch wenn wir es zuletzt schon sehr gut gemacht haben."

Fortuna: Zwei Standards, ein Konter

Nicht vergessen darf man: Fortuna Düsseldorf kam trotz aller Leverkusener Überlegenheit auf drei Chancen, zwei nach Standardsituationen, eine nach einem Konter. Wäre nur eine dieser Möglichkeiten genutzt worden, hätte sich das Spiel möglicherweise komplett anders entwickelt. Und am Ende wären dann nicht die Pässe gezählt worden, sondern die liegen gelassenen Punkte.

Frank Lußem