Tah gehört allerdings zu den konstantesten Spielern in dieser Saison, sein kicker-Notenschnitt von 2,96 nach 23 Spielen belegt seine überdurchschnittliche Leistungen. Seine Auswechslung erfolgte als Vorsichtsmaßnahme und hatte mit der Leistung nichts zu tun. Er wird aktuell behandelt, in Leverkusen hoffen sie, dass er am Mittwoch gegen Bremen spielen kann.
Knapp 20 Minuten länger als Tah stand Julian Brandt in Mainz auf dem Platz. Als er nach 64 Minuten dem Australier Robbie Kruse weichen musste, konnte man ein wenig Ratlosigkeit in seinem Gesicht ablesen. Wieder einmal hatte er wenig zu einem guten Spiel seiner Mannschaft beitragen können. Nicht, dass andere besser gewesen wären. Aber für den 19-Jährigen war es im 19. Saison-Einsatz (acht in der Startelf, Notenschnitt 4,09) die nächste enttäuschende Leistung.
In einer Reihe? Schürrle, Vidal, Brandt
In Leverkusen rätselt man, warum Brandt in diesem Tief steckt, das offenbar weit ernstzunehmender ist, als ein normales Wellental, in das ein junger Profi ja durchaus geraten kann. Der Ex-Wolfsburger - vor zwei Jahren nach Leverkusen gewechselt - ist so etwas wie eine Symbolfigur für die Einkaufspolitik von Bayer: Junger, extrem veranlagter Fußballer kommt zur Werkself, wird dort auf hohem Niveau an den Profifußball herangeführt und entwickelt sich im Idealfall zum Nationalspieler. Alle waren davon überzeugt, dass Brandt diesen Weg gehen und irgendwann für viele Millionen verkauft wird. So wie André Schürrle oder Arturo Vidal.
Doch irgendwas läuft fürchterlich schief mit und um den Junioren-Nationalspieler. Brandt ist schnell, er verfügt über eine gute Technik, er hat Dinge drauf, die andere nicht haben. Deshalb holte ihn Bayer Leverkusen vor zwei Jahren, schnappte ihn dem FC Bayern ebenso weg wie Borussia Dortmund und der halben Premier League. Er kam auch, weil er wusste, wie ungleich größer seine Möglichkeiten waren, dort Spielzeit zu bekommen.
Mehr als ein Karriereknick?
Und jetzt? Karriereknick? Klar, Brandt ist erst 19 und hat alles vor sich. Weil er eben so viel kann. Aber aktuell kann er es nicht zeigen. Charakterlich ist der Junge einwandfrei, er gilt nicht als schwierig, ist weder "Ghetto-Kid" noch verzogenes Bürschchen. Er ist ehrgeizig und Menschen, die ihn kennen, beschreiben ihn als überaus lernwillig. Mit anderen Worten: Sportlich und menschlich unkompliziert und qualifiziert. Und dennoch ein Rätsel.
In Leverkusen werden sie wissen, dass diese Personalie nicht einfach ein Spieler mehr oder weniger ist, der es packt oder nicht. Denn packt er es nicht, wird Bayers guter Ruf bei den Jung-Profis mit großer Perspektive in Deutschland leiden. Levin Öztunali, der ebenfalls als A-Jugendlicher vom Hamburger SV kam, wurde bereits nach Bremen ausgeliehen, er soll im Sommer zurückkommen. Ob er seinen Kumpel Brandt dann noch trifft?
Bayers Ruf als Sprungbrett steht auf dem Prüfstand
Fakt ist: Es müssen Fehler gemacht worden sein, von welcher Seite ist mittlerweile längst egal. Es geht im Falle dieses großen Talentes auch nicht um Schuldzuweisungen. Es geht einzig darum, ihn zu verbessern, sein Talent zu fördern und damit auch deutlich zu machen, dass Bayer immer noch ein attraktiver Klub für junge Fußballer ist.