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Kochs Leidenszeit

Anzeige für mutmaßlichen Böller-Attentäter

Kochs Leidenszeit

Georg Koch

Ein Bild aus besseren Tage: Georg Koch für den MSV Duisburg zwischen den Pfosten. picture-alliance

Fünf Minuten waren beim 286. Wiener Derby zwischen Rapid und Austria im Hanappi-Stadion gespielt, Rapid Wien hatte durch Branko Boskovic gerade den 1:0-Führungstreffer markiert. Plötzlich hallte ein lauter Knall durch das Stadion, Keeper Georg Koch ging zu Boden und blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen. Genau neben dem Schlussmann war ein Böller in die Luft gegangen, geworfen von einem Anhänger aus dem Fanblock der Austria. Auf einer Trage wurde der ehemalige Bundesligaprofi vom Platz getragen und ins Krankenhaus eingeliefert. Die Diagnose: Gehörtrauma und Kreislaufzusammenbruch.

Knapp zweieinhalb Monate nach dem Vorfall im Hanappi-Stadion am 24. August 2008 steht hinter der Fortsetzung von Kochs Karriere weiter ein Fragezeichen. Nach 17 Jahren im Profifußball, in denen der Schlussmann unter anderem 165 Bundesliga-Partien für Düsseldorf, Bielefeld, Kaiserslautern und Duisburg bestritt, denkt der Keeper weiter über ein vorzeitiges Karriereende nach - zu schwer sind Hörschäden, die er am 24. August 2008 davongetragen hatte. "Manchmal wache in der Nacht auf und mir kommen Gedanken ums Karriereende. Ich bin 36 Jahre, sollte ich länger pausieren müssen, könnte dies das Ende als Fußballer sein", erklärte der Bergisch-Gladbacher Ende August.

Eineinhalb Monate vor dem Vorfall in Wien-Hütteldorf war Koch als Ersatz für den langzeitverletzten Helge Payer in die Donaumetropole gewechselt und wurde von Trainer Peter Pacult (Ex-1860) prompt zur Nummer eins ernannt. Sein Debüt im Kasten der Grün-Weißen verlief aber alles andere als glücklich. Bei Sturm Graz setzte es zum Auftakt gleich eine 1:3-Schlappe, bei der der Deutsche nicht gut aussah. In den folgenden Runden wechselten sich beim Keeper Licht und Schatten ab, dennoch hielt Pacult an ihm fest - bis zu jenem ominösen Sonntag im August.

Koch am Boden

Koch am Boden: Von dieser Tribüne aus wurde der Sprengsatz geworfen. imago

Zumindest konnte der vermeintliche Übeltäter aus dem Austria-Fanblock dingfest gemacht werden, das berichtete die österreichische Tageszeitung "Kurier" am Mittwoch. Hauptbeschuldigter sei ein 17-jähriger Wiener, insgesamt wären fünf Verdächtige angezeigt worden. Einer der Angezeigten soll Gründer eines 40 Mann starken Austria-Fanclubs sein und habe dem mutmaßlichen Täter den Sprengsatz vermutlich ausgehändigt. Laut der Wiener Polizei sind beide Personen nicht geständig.