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Die Verleihung des Birkner-Preises

Kolumne von Oliver Birkner

Die Verleihung des Birkner-Preises


Heute verleihe ich also den ersten wirklichen Birkner-Preis, und zwar für "herausragende Arbeit auf dem Gebiet der Führungsqualität". Zum Trophäen-Debüt ernannte die Jury gleich einen Doppelsieger: Palermo-Präsident Maurizio Zamparini und Bochums Werner Altegoer. In der Jury sitzen übrigens meine Frau, mein Zeitungsmann des Vertrauens und ich. Und da Auswärtsstimmen bekanntlich doppelt zählen, kamen Altegoer und Zamparini jeweils auf zwei Votierungen.

In Bochum liegt nach kicker Informationen bereits ein Auflösungsvertrag mit Stefan Kuntz vor. Der hatte dem Verein zuletzt damit geschadet, großen Anteil daran zu haben, überteuerte Nichtsnutze wie Theofanis Gekas ins Ruhrgebiet zu schmuggeln, bis es Altegoer langsam zu bunt wurde. Dafür wird Kuntz nun wahrscheinlich mit einem Strafumzug nach Kaiserslautern aus dem Wohnzimmer des rewirpow...sorry, Ruhrstadions, gejagt. Als VfLer im Ausland kann ich den Italienern somit stolz berichten, dass mein Verein in Deutschland sich noch mit einer One-Man-Show gegen allzu frische und gewagte Strategeme wehrt. Wer weiß, was sonst noch für Sestaks und Konsorten gekommen wären. Schnell dem das Fenster vor dem Kopf zuknallen, der mal durchlüften möchte.

Maurizio Zamparini

Liebt es, Trainer zu entlassen: Palermo-Präsident Maurizio Zamparini. imago

Ähnlich extraordinäre Führungs-Philosophien besitzt auch Maurizio Zamparini, von dem Altegoer noch einige Kniffe lernen könnte. Am Montag entließ er Trainer Francesco Guidolin - es war seit der Saison 1988/89 bereits der 26. Coach, den Zamparini vor die Tür setzte. Im Ohnsorg-Theater Palermo hatte er Guidolin vor vier Monaten zum vierten Mal seit 2004 engagiert. Stefano Colantuono setzt sich nun wieder auf die Bank, der Übungsleiter, den Guidolin jüngst ersetzt hatte. Geht es um Personal, ist Zamparini unterhaltsamer als eine südamerikanische Telenovela.

Seit 1988 setzte Zamparini 26 Trainer vor die Tür

Maurizio Zamparini sitzt ansonsten häufig im Privatjet. Den hat der 66-Jährige für 16 Millionen Euro gebraucht erstanden. Früher gehörte die Maschine Leo Kirch. "Geld ist eben da, um es auszugeben", sagt Zamparini. Genug hat er ja. Seine Möbelkette "Mercatone Uno" verkaufte der Unternehmer vor Jahren für 450 Millionen Euro. Mittlerweile macht er in Immobilien, besitzt Einkaufszentren, Weinberge, Villen in Irland, Österreich und Florenz. "In Letzterer haben Napoleon und ein Zar übernachtet", berichtet er stolz.

Vor einiger Zeit hievte er Venedig von der Dritten in die Erste Liga. Dann wurde es ihm langweilig, er klinkte sich aus. Nun spielt Venedig wieder in Liga drei. 2002 kaufte er Palermo für 15 Millionen und verhalf auch dem Klub, der sich nach dem Bankrott 1986 neu gegründet hatte, mit Finanzspritzen zum Salto in die Beletage: 2004 kehrte Palermo nach 31 Jahren in die Serie A zurück. Torjäger Luca Toni (50 Treffer in 80 Ligaspielen) verscherbelte Zamparini später trotzdem für zehn Millionen Euro nach Florenz, weil er ihm zu schlacksig und smart war. Auch Trainer Guidolin durfte die Koffer packen. "Ein schrecklicher Sicherheitsfußball. Da kaufe ich lieber ein neues Team zusammen." Zamparini poltert gern und liebt es, Trainer zu entlassen. "Meine Frau könnte eine bessere Elf aufstellen", sagte er mal und entließ Guidolin erneut, als er die Sizilianer in den UEFA-Cup geführt hatte.

Meine Frau könnte eine bessere Elf aufstellen.

Maurizio Zamparini über Francesco Guidolin, den er inzwischen zum vierten Mal entlassen hat.

Seinen Machtwahn lebt Zamparini in Palermo sorglos aus. Das gefiel ihm schon als Junge. "Ein englischer Soldat schenkte mir 1947 einen Fußball. Es war der einzige im Dorf, also bestimmte ich, wer mitspielen durfte. Das war großartig." Er bestimmt es bis heute. "Zamparini ist von Dienstag bis Samstagmorgen der beste Präsident, den es gibt", ironisierte Guidolin einmal. "Mit einigen kann ich eben, mit anderen nicht", sagt Zamparini. "Vittorio zum Beispiel, der stand in seinen 18 Jahren bei mir nicht einmal vor der Entlassung." Vittorio sitzt immer noch am Steuerknüppel des alten Kirch-Flugzeugs.

Na dann schmeiß die Triebwerke an, Vittorio, und sammel noch schnell Signor Altegoer auf. Treffpunkt bei mir zu Hause zur Preisübergabe. Jeder, der kommen mag, ist herzlich eingeladen. Doch wer erfolgreich ist, sollte besser fernbleiben: Es besteht zwar keine Kleiderordnung, dafür jedoch unmittelbare Entlassungsgefahr.