Int. Fußball

344 Millionen für das teuerste Trio

FIFA: Höchste Umsätze in Italien

344 Millionen für das teuerste Trio

Anfang Juli verabschiedete die FIFA bei ihrem außerordentlichen Kongress in Buenos Aires ein neues Transfersystem, das ab dem 1. September in Kraft treten soll. Darin werden verbindliche Grundregeln festgelegt, die den Wunsch nach Vertragsstabilität für die Vereine sowie der Forderung nach Freizügigkeit für die Spieler gleichermaßen berücksichtigen sollen.

Wer aber geglaubt hatte, mit den neuen Regeln könnten auch die astronomischen Ausmaße der Ablösesummen entscheidend eingedämmt werden und wirtschaftliche Vernunft im Profifußball einkehren, sieht sich gründlich getäuscht. Der Wahnsinn hat längst Methode, denn bei einvernehmlichen vorzeitigen Vertragsauflösungen dürfen die Beteiligten ja weiter die finanziellen Modalitäten frei gestalten.

Gaben die Klubs auf diesem Erdball für die 20 teuersten Transfers im Vorjahr noch eine Milliarde Mark aus, so sind es diesmal bereits 1,3 Milliarden Mark! Und während in der letzten Saison das kostspieligste Trio (Figo/Crespo/ Overmars) allein 300 Millionen verschlang, so sind es jetzt bereits 44 Millionen mehr!

Zwei Wochen vor ihren Saison-Start vermelden vor allem die beiden Top- Ligen in Italien und Spanien neue Transfer-Rekorde und den Vogel schoss wieder Real Madrid ab. Im Vorjahr sorgten die Spanier mit dem Erwerb des Portugiesen Luis Figo vom FC Barcelona für eine neue Höchstmarke, aber dieser "Allzeit- Rekord" hielt nur zwölf Monate lang.

Der große Franzose Zinedine Zidane kann sich nun mit dem zweifelhaften Nimbus des teuersten Fußballers aller Zeiten schmücken, denn er wechselte für eine Ablösesumme von 147 Millionen Mark von Juventus Turin zu Real. Wobei es die Madrilenen offenbar regelrecht auf diese Bestmarke angelegt hatten, weil sie mit diesem Superlativ Zidane besser vermarkten können.

Das Imperium Italien schlägt nun zurück

Das meiste Geld aber wurde in Italien umgesetzt, denn die jüngsten Misserfolge ließen die Serie A nicht ruhen. Vor fünf Jahren gewannen die Italiener das letzte Mal die Champions League, vor zwei Jahren wurden sie in der Europa-Rangliste von Spanien entthront und in der letzten Saison brachten sie zum ersten Mal seit 19 Jahren keine einzige Mannschaft mehr ins Europacup-Viertelfinale - das Imperium schlägt nun zurück! Zunächst mit dem Scheckbuch und - so hoffen es zumindest die Abermillionen Tifosi in dem calcio- verrückten Land - demnächst dann auch wieder auf dem Rasen.

Allein an 17 der 20 teuersten Spielertransfers in den letzten Wochen waren die Italiener beteiligt und meistens traten sie als Käufer auf. Gewiss, viele Wechsel fanden untereinander statt und nicht immer floss dabei Bargeld, weil Spieler hin und her getauscht, ihre Ablösewerte nur verrechnet wurden und sich die Serie A damit zu einem großen Verschiebe- Bahnhof für Stars und Mega-Stars machte.

Die echten Investitionen aber bleiben dennoch gewaltig. Die vielen Nullen bei den Unsummen aber wurden allmählich sogar den Italienern peinlich, denn zuletzt gingen sie dazu über, die Beträge lieber in Euro anzugeben...

Vor allem die Milliarden-Klubs aus dem Norden wie Juventus Turin sowie die beiden Mailänder Top- Adressen Milan und Inter verfielen in einen regelrechten Kaufrausch. Hintergrund ist auch die Tatsache, dass sie die jahrzehntelang zementierte Vorherrschaft in ihrer Liga überraschend an die beiden römischen Rivalen Lazio und Roma verloren, die in den letzten beiden Jahren die Meistertitel eroberten.

Speziell die Ablöse-Rekorde für Torhüter wurden regelrecht pulverisiert. Im Vorjahr stellte noch der französische Welt- und Europameister Fabien Barthez bei seinem Wechsel von Monaco zu Manchester United mit gut 30 Millionen Mark eine weltweite Bestmarke auf.

In der Serie A waren jetzt mit Buffon, Toldo und dem französischen Landsmann Frey drei seiner Kollegen teurer. Buffon ist als Italiens Nummer eins zugleich auch der neue Weltrekord-Zerberus und war Juve bei seinem Erwerb von Parma sage und schreibe 106 Millionen Mark wert!

Die finanziellen Anstrengungen in den konkurrierenden europäischen Ländern verblassen dagegen. Neben Real Madrid tauchen nur noch der FC Barcelona, Englands Fußballstolz Manchester United und überraschend Borussia Dortmund in der Top-Käufer-Liste auf.

Dortmunds Finanztrick mit Parma und Amoroso

Der erste börsennotierte Bundesliga-Klub ist aber nur deshalb vertreten, weil er sich gemeinsam mit seinem italienischen Verkaufs-Partner Parma eines Finanztricks bediente. Offiziell werden für den Brasilianer Marcio Amoroso 55 Millionen Mark als Ablösesumme angegeben.

Tatsächlich aber flossen nur 15 Millionen cash von Dortmund nach Parma. Die übrigen 40 Millionen kamen dadurch zustande, dass die Italiener im Gegenzug Evanilson für 40 Millionen von der Borussia erwarben und den Brasilianer gleich wieder an den Bundesligisten ausliehen. Der tiefere Sinn dieser Transaktion wird wohl nur Finanzjongleuren aufgehen.

Heinz Wiskow