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UEFA-Präsident Aleksander Ceferin: "Die Super League ist eine Fiktion"

UEFA und ECA um demonstrative Geschlossenheit bemüht

"Die Super League ist eine Fiktion"

Super League: nein, Veränderungen ab 2024: ja - Aleksander Ceferin (li.) und Andrea Agnelli.

Super League: nein, Veränderungen ab 2024: ja - Aleksander Ceferin (li.) und Andrea Agnelli. picture alliance

"Die Super League wird es nicht geben. Das ist jetzt nicht mehr als eine Fiktion, ein Traum", sagte Ceferin am Montag gegenüber "BBC Sport". "Der Spiegel" hatte Anfang November berichtet, dass Europas Topklubs die Gründung einer neuen Super League planten , die schon ab 2021 laufen könnte. Dabei konnte das Nachrichtenmagazin ein geheimes Dokument samt Mailverkehr vorlegen.

Auch Agnelli, Vorsitzender der einflussreichen European Club Association (ECA) und gleichzeitig Chef von Juventus Turin, einem der Klubs, die angeblich ein Gründungsmitglied der neuen Liga sein könnten, beteuerte: "Ich versichere, dass wir dieses (vom "Spiegel" publizierte, d.Red.) Dokument noch nie gesehen, nie diskutiert haben und in seiner Entstehung nicht beteiligt waren." Vielmehr sei man "voll engagiert, das Spiel künftig mit der UEFA zu formen".

Dritter Europacup als Beginn "eines breiteren Wettbewerbs"

Ceferin und Agnelli beteuerten hartnäckig, dass die Topklubs bei der UEFA bleiben werden und dass intensive Gespräche, um "Lösungen" zu finden, bereits geführt würden. Dabei geht es auch um weitere Formatänderungen bei der Champions League, um (noch) lukrativere TV-Verträge zu ermöglichen. "Wir haben da einige Ideen", betonte Ceferin: "Alles, was ich sagen kann, ist, dass eine Super League außer Frage steht. Die Teilnahme bleibt, wie sie ist. Und jeder wird die Chance haben, in jedem europäischen Wettbewerb mitmachen zu können."

In Dublin soll Anfang Dezember die Einführung eines dritten Europacups ab 2024 endgültig beschlossen werden. Dieser gilt als Entgegenkommen Ceferins an die kleineren der 55 nationalen Verbände. In der Champions League, der Europa League und dem noch zu benennenden neuen Wettbewerb sollen dann (nach Vor-Qualifikation) insgesamt 96 Klubs teilnehmen. Laut dem UEFA-Chef soll es "der Beginn eines breiteren Wettbewerbs in Europa sein".

"Wir müssen an Polen denken, die Türkei oder Russland"

Laut Agnelli habe man bei den Maßnahmen Klubs wie Celtic, Porto, Benfica, Ajax oder Anderlecht im Blick: "Es wird unsere Pflicht sein, das große Erbe des europäischen Fußballs zu bewahren. Aber auf der anderen Seite sind wir uns auch sehr bewusst, dass wir Märkte schützen und an kommende Märkte denken müssen", meinte der Juve-Boss: "Wir müssen an Polen denken, an Länder wie die Türkei oder Russland. Die Fans können sich sicher sein, dass wir die Schaffung eines neuen Produkts nur in unsere Hände nehmen, weil wir sicherstellen wollen, dass Fans in ganz Europa mitmachen."

Beide Funktionäre verwehren sich gegen den Vorwurf, dass die neuen Wettbewerbsstrukturen nur die Dominanz der Topteams sichern würden. Ziel sei es vielmehr, "jedem einzelnen Klub in jedem europäischen Land eine ordentliche internationale Plattform" zu ermöglichen.

Wenn man mehr internationalen Fußball will, müsste das natürlich mit der Reduzierung von Spielen in den heimischen Ligen einhergehen.

Andrea Agnelli

Genaue Details bezüglich möglicher Änderungen wollten Ceferin und Agnelli, die am Dienstag in Brüssel den für den Sport zuständigen EU-Kommissar Tibor Navracsics treffen, mit Hinweis auf laufende Gespräche noch nicht nennen, es gebe bislang nur "Ideen". Agnelli deutete jedoch zumindest an, wo die Reise hingehen könnte, als er über das nötige "Ausbalancieren" von internationalen und nationalen Spielen sprach: "Wenn man mehr internationalen Fußball (im Sinne von Europacup, d.Red.) will, müsste das natürlich mit der Reduzierung von Spielen in den heimischen Ligen einhergehen." Das dürfte künftig für reichlich Diskussionen sorgen.

Staatstragende Geschlossenheit

"Wir wollen zeigen, dass unsere Zukunftsvision für den Fußball ähnlich ist", sagte Ceferin über den gemeinsamen Auftritt mit Agnelli: "Sie ist nicht komplett gleich. Wir (UEFA und ECA, d.Red.) haben manchmal Unstimmigkeiten. Aber wir glauben, dass der europäische Fußball weiter kommen kann, wenn wir zusammenbleiben, geschlossen. Wenn man den Fußball weiterentwickeln will, muss man zusammenbleiben." Die staatstragende Botschaft: "Europa hat dieser Tage Probleme mit Geschlossenheit - und der Fußball, als eine der größten Kräfte, sollte Geschlossenheit vorleben."

ski