Wer wissen will, was für ein Trainer Neil Warnock ist, muss dessen englische Wikipedia-Seite nicht mal lesen, es reicht ein Blick auf die Kapitelüberschriften. Der umfassenden Zusammenfassung seiner rund 37-jährigen Trainerkarriere folgt ein fast genauso langer zweiter Hauptteil: Mit "Disputes" - "Streitigkeiten" - ist er überschrieben und in die fünf Unterkapitel Spieler, Trainer, Schiedsrichter, Klubs und Klubbosse gegliedert.
Man erfährt etwa, dass er nach seiner Entlassung in Leeds 2013 auf Mark Hughes als Nachfolger hoffte, "damit er mal wieder eine meiner Mannschaften zerstören kann"; oder dass er über Stürmer El-Hadji Diouf mal sagte "Ihn eine Kanalratte zu nennen, wäre eine Beleidigung für Kanalratten", um ihn eineinhalb Jahre später zu verpflichten. Und der jüngste prominente Zwist, der mit Pep Guardiola über Fouls in Cardiffs letztjähriger FA-Cup-Niederlage gegen Manchester City (0:2) , ist noch nicht einmal berücksichtigt.
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Trainersteckbrief Klopp
Trainersteckbrief Warnock
Warnock ist Schiedsrichter und "Experte für eingewachsene Zehennägel"
Es ist keine Übertreibung: Mit ihm, dem bald 70-jährigen Sheffielder mit der prägnanten Nase und einem steten Fluch auf den Lippen, ist eine der irrsten Figuren des englischen Fußballs zurück in der Premier League, eine der "meist geliebten und meist verabscheuten", wie der "Guardian" vor der Saison notierte. Warnock ist nicht nur ausgebildeter Schiedsrichter und Fußpfleger, dabei selbsternannter "Experte für eingewachsene Zehennägel", sondern auch Rekordhalter: Kein Trainer in England feierte mehr Aufstiege als er. Der mit Cardiff City im Sommer war eine Sensation.
Ich glaube, ich hatte getrunken.
Neil Warnock über seine Kommentare über Virgil van Dijk im Januar
Am Samstag (16 Uhr, LIVE! bei kicker.de und im Stream auf DAZN) trifft Warnock deshalb zum ersten Mal auf Jürgen Klopp, natürlich gibt es trotzdem schon eine Vorgeschichte. Dazu muss man erst mal wissen, dass Souleymane Bamba ein 33-jähriger ivorischer Verteidiger und Stammspieler bei Cardiff ist. Als Liverpool Virgil van Dijk im Januar zum weltweit teuersten Abwehrspieler machte, erklärte also Warnock: "Ich glaube, dass Sol Bamba knapp besser ist als van Dijk, was das Verteidigen angeht." Außerdem habe er van Dijk 2014 für nicht mal sieben Millionen Euro von Celtic holen können, wenn ihn sein Chefscout bei Cardiff nicht für zu langsam gehalten hätte.
Warnock heute: "Der Scout ist immer noch im Amt!" Und der Bamba-Kommentar, nun ja: "Ich glaube, ich hatte getrunken. Ich bin froh, dass er so spielt, wie er spielt." Im Übrigen gefalle ihm auch Klopps Art ("Er macht gerne Grimassen, nicht?"), es müsse "schön sein, eine solche Mannschaft zu trainieren". Für Cardiff sei es leider "praktisch unmöglich", gegen Liverpool zu gewinnen.
Für den ersten Lachanfall bei Klopp sorgte Warnock schon am Freitag
Das reichte natürlich für einen Klopp'schen Lachanfall bei dessen freitäglicher Pressekonferenz wenig später. "Ich habe viel über ihn gehört. Es wird ein Spaß, ihn zu treffen", sagte Klopp, "vielleicht nicht während der 90 Minuten, aber davor und danach. Er ist einer der erfahrensten Trainer der Welt." Aber es sei leider nicht unmöglich, gegen Liverpool zu gewinnen.
Geschafft hat es in dieser Premier-League-Saison trotzdem noch keiner; und auch wenn Cardiff letzte Woche gegen Fulham (4:2) den ersten Sieg zustande gebracht hat (und Klopp ohne die verletzten Henderson und Keita auskommen muss), spricht am Samstag in Anfield nichts für den Aufsteiger, nicht mal das Duell Bamba gegen Salah. Aber macht ja nichts: Vielleicht lassen sich Liverpool oder Klopp ja anderweitig in Warnocks Wikipedia-Artikel unterbringen. Sogar Schiedsrichter Stuart Attwell fehlt noch.
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