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Skandal? Spanische Liga spioniert mit Handy-App - DSGVO: "La Liga" aktiviert heimlich Mikrofone

"La Liga" aktiviert heimlich Mikrofone

Skandal? Spanische Liga spioniert mit Handy-App

Wenn das Handy mithört: Spanische Fußballfans werden von "La Liga" als Informanten benutzt.

Wenn das Handy mithört: Spanische Fußballfans werden von "La Liga" als Informanten benutzt. Getty Images

Auf Verlangen ihrer Kunden müssen Unternehmen alle personenbezogenen Daten herausgeben - oder sie teilweise oder ganz löschen. Rechtsgrundlage für die Ansprüche ist die neue Datenschutz-Grundverordnung der Europäischen Union. Die DSGVO bietet somit ein "Recht auf Vergessenwerden" oder Einsicht in gespeicherte Daten - und ist seit dem 25. Mai 2018 zusammen mit der sogenannten JI-Richtlinie für den Datenschutz in den Bereichen Polizei und Justiz der gemeinsame Datenschutzrahmen in der EU.

Und sie hat nun auch einen bemerkenswerten Fall im spanischen Fußball aufgedeckt: Denn die Primera Division (oder La Liga) kann mit ihrer offiziellen Smartphone-App das Mikrofon der Nutzer-Handys aktivieren, um darüber nach unlizenzierten öffentlichen Übertragungen von Ligaspielen zu fahnden. Wie die Tageszeitung "El Pais" berichtet, kam die Praxis erst mit dem Wirksamwerden der neuen DSGVO ans Licht. An dem Vorgehen der Betreiber gibt es nun jede Menge Kritik - immerhin ist die App mit allein 10 Millionen Android-Nutzern häufig genutzt.

La Liga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
FC Barcelona FC Barcelona
93
2
Atletico Madrid Atletico Madrid
79
3
Real Madrid Real Madrid
76
La Liga - 38. Spieltag
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Verantwortliche des spanischen Fußballs haben indes bereits zugegeben, dass die App während der Ligaspiele das Mikrofon des Endgerätes aktiviert, um anschließend zu ermitteln, ob in der Umgebung des Smartphones eine öffentliche Übertragung läuft. Per GPS werde im Anschluss der exakte Ort ermittelt. Wird nun eine nicht lizenzierte, öffentliche Übertragung ermittelt, erhalten die Betreiber der App einen Hinweis und können gegen die Verantwortlichen vorgehen.

Die spanische Liga wehrt sich bereits darüber hinaus gegen die aufkeimende Kritik. So sollen nach eigenen Angaben nur kurze Audiofragmente aufgezeichnet werden, die auf das Vorhandensein eines Streams schließen lassen. Komplette Gespräche würden demnach nicht aufgenommen.

150 Millionen Euro Schaden

Hintergrund der Einführung der umstrittenen Technik ist folgender: Kneipen oder Sportsbars, die in Spanien Pay-TV-Spiele übertragen, benötigen wie in Deutschland oder andernorts eine offizielle Lizenz dafür. Der Verband (RFEF) gibt an, pro Jahr rund 150 Millionen Euro Schaden durch illegale Übertragungen zu haben. Mithilfe der App werden die Fans quasi als verdeckte Informanten ohne deren Einverständnis akquiriert, um so Betrügern auf die Spur kommen zu können.

Dass die Mikrofon-Berechtigung dafür genutzt wird, war vor Wirksamwerden der DSGVO aber nicht in den ausufernden Nutzungsbestimmungen erklärt worden. Darin hieß es lediglich, das Mikro werde für "Publikumsanalysen" genutzt. In der vorschriftsmäßig nun vorhandenen und deutlich knapperen Datenschutzerklärung heißt es, die App fahnde nach Betrug und versuche herauszufinden, ob der Nutzer Fußball ansehe. Gelesen hatte das wohl keiner. Aufgefallen war es letztlich Rechtsexperten, die sich auf Twitter beschwerten - und die Welle der Empörung lostraten.

mag