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Europa-Chef Ceferin: "FIFA sollte alle Vereine respektieren"

Harte Fronten zwischen UEFA und FIFA wegen Klub-WM und Weltliga

Europa-Chef Ceferin: "FIFA sollte alle Vereine respektieren"

Hebt mahnend den Zeigefinger: UEFA-Boss Aleksander Ceferin.

Hebt mahnend den Zeigefinger: UEFA-Boss Aleksander Ceferin. picture alliance

"Für mich ist es wirklich sehr merkwürdig, dass es da keine Details an uns zu berichten gibt. Die Antwort vom FIFA-Präsidenten ist immer, er hätte ein Geheimhaltungsabkommen ("non-discloser agreement") unterschrieben. Aber man kann kein Geheimhaltungsabkommen unterschreiben als Privatperson. Wenn du es als FIFA-Präsident unterschrieben hast, dann muss der FIFA-Council darüber informiert werden", erklärte Ceferin.

Details zu seinen Vorhaben hat Infantino trotz scharfer Kritik in den jüngsten Wochen immer noch nicht präsentiert. Am Mittwoch gab es jedoch ein Geheimtreffen in Zürich mit Vertretern von sieben Klubs, darunter, wie der kicker weiß, auch der FC Bayern München. Die "New York Times" nannte auch Real Madrid, den FC Barcelona, Juventus Turin, Paris Saint-Germain sowie die beiden Klubs aus Manchester als Teilnehmer.

Niemand ist der Besitzer des Fußballs, nicht der FIFA-Präsident, nicht der UEFA-Präsident, nicht der Präsident eines Klubs. Fußball ist einfach nicht zu verkaufen.

UEFA-Boss Aleksander Ceferin

Ihnen wurde das Vorhaben präsentiert, das der FIFA in einem Zeitraum von zwölf Jahren 25 Milliarden Dollar von privaten Investoren einbringen soll. Die FIFA teilte der "NYT", mit, die Klubs hätten Interesse an einer "kompletten Reform" der Klub-Weltmeisterschaft mit dann 24 Mannschaften und der Entwicklung eines neuen Wettbewerbsmodells für Nationalmannschaften gezeigt, von der der Fußball in aller Welt profitieren würde.

Klub-WM: Private Investoren?

Die Klub-WM, derzeit ein eher unbedeutendes Format zum Jahreswechsel mit sieben Teilnehmern, soll laut Medienberichten in erweiterter Form das Objekt der Begierde eines Konsortiums sein, an dessen Spitze die japanische SoftBank steht, mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten als potentesten Beteiligten an dem Fonds. Nähere Informationen über die Hintermänner des Projekts blieb Infantino bisher schuldig.

Infantino sorgt für Irritation

Als er den Plan bei einer Sitzung des FIFA-Councils im März in Bogota erstmals präsentierte, blieb ihm die breite Unterstützung verwehrt. Nicht nur die Geheimhaltung der privaten Interessenten und möglichen Geschäftspartner irritierte die Funktionäre, sondern auch Infantinos Hinweis, über das Angebot und somit praktisch einen Verkauf von fast 50 Prozent der Anteile an FIFA-Wettbewerben müsse innerhalb von 60 Tagen entschieden werden.

Verkauf der "Global Nations League"?

Eine "Global Nations League" wäre eine Erweiterung der Nations League, die im europäischen Kontinentalverband mit vier Ligen ab September 2018 erstmals ausgetragen wird. Gedankenspiele, diesen völlig neuen Wettbewerb als eine Arte Weltliga für Nationalmannschaften in Zukunft auch auf andere Kontinentalverbände zu übertragen, gibt es innerhalb der UEFA-Mitgliedsverbände bereits seit längerer Zeit, auch unter Mitwirkung des DFB. Allerdings spielte ein Verkauf an private Investoren dabei bisher keine Rolle.

Fehlende Erklärungen

Ceferin sagte auf kicker-Nachfrage: "Wir bei der UEFA hatten die Idee von einer möglichen globalen Liga der Nationen. Diese haben wird als erstes dem FIFA-Präsidenten vorgestellt, danach Nationalverbänden und Vereinen. Und auf einmal kommt die FIFA und sagt, sie sind bereit, die Idee an einen Fonds zu verkaufen. Ohne jegliche Erklärungen! Es ist wirklich ein seltsames Angebot. Die FIFA sagt lediglich, dass ihr von irgendwelchen Leuten viel Geld angeboten wurde."

Der Dachverband der weltweiten Profi-Fußball-Ligen (World Leagues Forum) hat sich ebenfalls gegen Infantinos Pläne für neue Wettbewerbe ausgesprochen und auf den ohnehin übervollen Spielkalender verwiesen.

Ceferin weiter: "Über die sogenannte Klub-Weltmeisterschaft: Die Spieler sind am Limit. Die FIFA verhält sich auch hier seltsam. Sie diskutieren mit einigen wenigen europäischen Klubs. Sie laden ausschließlich die Vereine ein, von denen die FIFA denkt, dass sie die einzigen wichtigen sind. Die ECA ist der Verband von Vereinen in Europa, nicht nur sieben Vereine. Glauben sie, dass nur ein Verein in Deutschland, zwei in Spanien und zwei in England wichtig sind? Die FIFA sollte alle Vereine respektieren."

Ceferin kritisiert den Alleingang der FIFA

Der slowenische Europa-Chef, seit 2016 im Amt, kritisiert den Alleingang der FIFA: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die UEFA lediglich sieben Verbände oder Vereine einlädt und dann mit ihnen Dinge diskutiert, welche die Zukunft des gesamten europäischen Fußballs betreffen. Wir führen unsere Verhandlungen üblicherweise mit allen Gesprächspartnern. Und natürlich sind die Vereine skeptisch dem FIFA-Vorschlag gegenüber. Ich weiß, dass mindestens drei von den sieben Vereinen mit dem FIFA-Weg nicht einverstanden sind. Die FIFA als die regierende Organisation sollte mehr Respekt gegenüber der Pyramide, dem System des Fußballs, Nationalverbänden und Vereinen zeigen. Niemand ist der Besitzer des Fußballs, nicht der FIFA-Präsident, nicht der UEFA-Präsident, nicht der Präsident eines Klubs. Fußball ist einfach nicht zu verkaufen."

Spaltung der ECA?

Die Kontroverse könnte auch die einflussreiche europäische Elite-Klub-Vereinigung ECA spalten, zu deren Spitzenvertretern eben diese Vereine zählen, die am Mittwoch am FIFA-Tisch in Zürich saßen. Juve-Boss Andrea Agnelli löste den Bayern-Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge im September 2017 als ECA-Präsident ab. Gemeinsam mit Ivan Gazidis vom FC Arsenal gehört Agnelli als ECA-Vertreter der UEFA-Exekutive an. Doch Gazidis und Arsenal waren offenbar zu dem Treffen in Zürich nicht eingeladen.

Warnung der FIFPro

Die ECA hat bisher immer wieder vor einer Ausdehnung von Wettbewerben und einer damit einhergehenden Überlastung der Profis gewarnt. Diese Warnung formulierte erneut auch die Spielergewerkschaft FIFPro.

Jörg Jakob