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Stolzer denn je: Piqué wählt und weint

Barcelona: Keine Freude nach siebtem Sieg im siebten Spiel

Stolzer denn je: Piqué wählt und weint

Emotionaler Tag: Barcelonas Gerard Piqué reagierte mit Tränen auf die Krawall-Szenen in Barcelona.

Emotionaler Tag: Barcelonas Gerard Piqué reagierte mit Tränen auf die Krawall-Szenen in Barcelona. imago

Am Sonntagabend machte ein Bild in den sozialen Netzen die Runde, das drei Personen vor den verschlossenen Toren des Camp Nou in Barcelona zeigte. Die dreiköpfige Familie aus Australien hatte den Trip in die katalanische Millionen-Metropole seit Monaten geplant. Sie wollten unbedingt ihren FC Barcelona und Superstar Neymar sehen.

Vermutlich werden sie schon vor dem Abflug registriert haben, dass besagter Brasilianer inzwischen in Paris kickt. Doch für die Familie wurde es noch bitterer: Das wegen des Unabhängigkeitsreferendums in Katalonien auf der Kippe stehende Meisterschaftsspiel gegen Las Palmas fand nach Gesprächen mit den Ligabossen letztlich doch statt - allerdings hinter verschlossenen Pforten.

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Die Familie - gemeinsam mit ungefähr 99.000 weiteren Fans - musste sich mit dem TV-Bildschirm begnügen, auf dem sie einen am Ende souveränen 3:0-Sieg des Spitzenreiters sahen, der damit nach sieben Spielen und sieben Siegen weiter von ganz oben grüßt.

Piqués wiederholte Rücktrittsgedanken

Doch an diesem Sonntag schien das nicht wirklich von Belang zu sein. Auch wenn Sergio Busquets (49.) und Lionel Messi (70. und 77.) nach ihren Treffern kurz schmunzelten, holten sie die Bilder außerhalb des Camp Nous schnell wieder ein. Zu sehr schockierten die Krawall-Szenen die katalanischen Seelen, von denen sich ein Großteil so sehr nach Unabhängigkeit sehnt.

Wie etwa Gerard Piqué, der nach Abpfiff mit den Tränen in den Augen und gebrochener Stimme abermals zur Symbolfigur der katalanischen Bewegung avancierte. "Ich bin und ich fühle mich katalanisch, und heute bin ich mehr denn je stolz auf das katalanische Volk", erklärte er und bot wieder mal an, aus der spanischen Nationalmannschaft zurückzutreten, wenn das denn erwünscht sei.

Das sind doch keine Bankräuber.

Ex-Barcelona-Trainer Pep Guardiola reagierte schockiert auf die Gewalt in Barcelona

In Anwesenheit gleich mehrerer Kamerateams hatte der Verteidiger am Mittag seine Stimme abgegeben. Eine Stimme für ein Referendum, das verfassungswidrig war und ist. Doch das Einschreiten der Behörden, durch das Berichten zufolge gleich mehrere hundert Menschen verletzt worden waren, ging nach Dafürhalten Piqués deutlich zu weit: "Es gab keine Gewalttaten, und die nationale Polizei und der Zivilschutz kamen hierher, um das zu tun, was sie getan haben."

Spielbericht

Unterstützung erhielt Piqué auch von außen. Der einstige Kapitän Xavi meldete sich zu Wort und verurteilte die schrecklichen Szenen. Ex-Barça-Coach Pep Guardiola, der per Briefwahl abgestimmt hatte, schloss sich dem an: "Sie unterstützen Polizisten, die Menschen attackieren, die zur Wahl gehen wollen. Das sind doch keine Bankräuber. Menschen sind mit Gummigeschossen verletzt worden, die sind in Katalonien illegal."

Auch intern kracht es bei Barça

Es ging Guardiola wie Piqué vordergründig nicht darum, ob die Wahl letztlich zur Abspaltung Kataloniens von Spanien führt, es war ihnen besonders wichtig, dass es die Menschen selbst entscheiden können.

Und selbst entschieden haben am Sonntag nur sehr wenige. Auch was die Ansetzung des Spiels betraf, das der Klub eigentlich gerne verlegt hätte, letztlich aber aufgrund des angedrohten Punktabzuges nachgab. Das passte Vizepräsident Carles Vilarrubí und Jordi Monés, Chef der medizinischen Abteilung, offenbar nicht. Sie traten von ihren Ämtern zurück.

Was bleibt, ist ein Tag, der dunkle Schatten auf Spanien, das nach wie vor spanische Katalonien und den FC Barcelona wirft. Und Gerard Piqué war sicherlich nicht der einzige, der das zum Weinen fand.

mkr