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Diego Costas große Abrechnung mit Chelsea und Antonio Conte

Stürmer weigert sich, in der Reserve zu trainieren

Costas große Abrechnung mit Chelsea und Conte

Im FA-Cup-Finale küsste er noch das Chelsea-Wappen - oder war es ein Biss? Diego Costa.

Im FA-Cup-Finale küsste er noch das Chelsea-Wappen - oder war es ein Biss? Diego Costa. imago

Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Damit, dass er sich vom FC Chelsea wie ein "Krimineller" behandelt fühlt? Dass er in Brasilien abhängt und sich weigert, mit der Reserve zu trainieren? Oder mit jener SMS, die das alles ausgelöst hat? Vielleicht sagt der Satz, den Diego Costa bei seinem Interview-Termin mit der "Daily Mail" als erstes von sich gibt, am meisten darüber aus, was zwischen ihm und dem Klub, den er 2017 mit 20 Toren zur Meisterschaft schoss, alles zerbrochen ist. "Läuft bei Chelsea, oder?"

Chelsea hat nach einer frustreichen Sommervorbereitung gerade zum Premier-League-Auftakt mit 2:3 (0:3) gegen den chronisch auswärtsschwachen FC Burnley verloren; zwei Spieler flogen vom Platz, ein 20-Jähriger, der vorige Saison an den "La Liga"-Letzten Granada verliehen war, spielte von Beginn an , auf der Bank saßen vornehmlich Jugendspieler. An der Stamford Bridge brodelt es - und Costa schaut entspannt von Brasilien aus zu. Klar würde er helfen, doch es fragt ja keiner.

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Im Januar sei etwas mit dem Trainer passiert, sagt Costa

Chelseas Trainer Antonio Conte, der in seinem maßlosen Siegeswillen Costa doch eigentlich so ähnlich ist, will nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten, warum, das weiß keiner so genau. Im Januar suspendierte Conte Costa nach einem offenbar heftigen Streit mit Chelseas Fitnesstrainer für ein Spiel, Chelsea sprach von Rückenproblemen. "Nein, nein, nein", sagt Costa heute, "das war eine Strafe für mein Verhalten."

In jenem Januar, sagt Costa, sei etwas mit dem Trainer passiert, den er im gewohnten Duktus des Aussortierten als "sehr distanziert" und "uncharismatisch" beschreibt. "Ich war kurz davor, meinen (bis 2019 laufenden, d.Red.) Vertrag zu verlängern, und sie bremsten auf einmal. Ich vermute den Trainer dahinter. Er hat das verlangt." Costa spielte nach dem Vorfall zwar weiter, wühlte sich weiter durch die Abwehrreihen, machte weiter seine Tore. Die Beziehung zu Conte aber war nicht mehr dieselbe. Und doch, behauptet Costa, sei die SMS, die nach Saisonende auf seinem Handy aufploppte und die inzwischen ganz Fußball-England kennt, "wie ein Schock" gewesen.

Er war gerade alleine im Zimmer, dann kam die SMS

"Ich war bei der spanischen Nationalmannschaft, allein in meinem Zimmer, als sie kam", erinnert er sich. "Ich habe sie meinen Teamkollegen gezeigt, und sie konnten es nicht glauben." Conte, das ist inzwischen verbrieft, teilte Costa per Textnachricht mit, dass er nicht mehr mit ihm plane. "Er zähle nicht mehr auf mich und wünsche mir alles Gute für die Zukunft. Punkt." Für den Fall, dass ihm jemand nicht glaubt, hat Costa die SMS gespeichert.

Sie haben mir eine Woche Extraurlaub gegeben, doch seitdem gibt es Geldstrafen ohne Ende. Aber wenn sie meinen, das machen zu müssen, sollen sie es machen.

Diego Costa

Er verstehe, wenn der Trainer einen anderen Spieler wolle, so Costa, und ein großartiger sei Alvaro Morata, sein 65-Millionen-Euro-Nachfolger, ganz sicher. "Aber du machst das nicht per SMS. Du solltest ehrlich sein und es dem Betroffenen direkt ins Gesicht sagen." Als Costa die SMS veröffentlicht hatte, reagierte auch Chelseas Führungsriege irritiert auf Contes Unprofessionalität - Costas Marktwert jedenfalls war damit dahin.

Costa würde schon gehen - aber nur zu Atletico

Nur warum ist Costa eigentlich immer noch da, wenn Chelsea ihn loswerden will und er nur darauf "warte, dass sie mich freigeben"? Das fragt er sich auch, ist daran aber nicht ganz unschuldig. Er hat nämlich, verrät er nun, klar kommuniziert, dass er nur zu Atletico Madrid wolle, auch wenn er dann wegen der dortigen Transfersperre erst wieder im Januar spielen könnte. "Wenn ich gehe, dann zu dem Klub, zu dem ich will - nicht zu dem, der am meisten zahlt." Verschenken wird ihn Chelsea aber kaum. Eine Patt-Situation ohne Gewinner.

Gerade bekommt Costa wieder viele Textnachrichten aus London, diesmal von Teamkollegen. Inhalt? "Sie vermissen mich, und sie lieben mich." Doch ein Zurück nach Westlondon wird es nicht geben: "Sie wollen, dass ich mit der Reserve trainiere. Aber das werde ich nicht machen. Ich dürfte nicht in die Kabine und hätte keinen Kontakt zu den Jungs. Ich bin kein Krimineller! Ich finde das nicht fair nach allem, was ich getan habe."

Costas Konsequenzen: Er bleibt einfach in Brasilien, auch wenn das ziemlich teuer ist. "Sie haben mir eine Woche Extraurlaub gegeben, doch seitdem gibt es Geldstrafen ohne Ende. Aber wenn sie meinen, das machen zu müssen, sollen sie es machen. Ich nehme das Woche für Woche hin, mir geht es nicht ums Geld. Hier sind meine Eltern und Leute, die mich respektieren." Conte respektiere er zwar immer noch als "großartigen Trainer". "Aber als Mensch? Nein."

jpe

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