Dass Francesco Totti auf Vereinsebene ein anderes Trikot als das gelb-rote Dress der Roma überstreifen würde, galt seit jeher als undenkbar. Doch als der 40-jährige Capitano in diesem Sommer seinen hochemotionalen wie tränenreichen Abschied im Stadio Olimpico verkündet und zugleich angegeben hatte, weiterhin Lust auf Fußball zu haben, erschien dies plötzlich möglich. USA oder jüngst auch Japan galten als potenzielle Ziele für den Ur-Römer, der seit 1993 in 786 Pflichtspielen einzig und allein für die Giallorossi die Knochen hingehalten hatte.
Jetzt steht aber fest, dass es den Profifußballer Totti nicht mehr geben wird. Der italienische Meister von 2001 ( u.a. an der Seite des aktuellen Trainers Eusebio di Francesco ) und Weltmeister von 2006 verkündete dies am Montagabend höchstpersönlich. "Der erste Teil meines Lebens als Fußballer ist vorbei, ein noch viel wichtigerer beginnt jetzt", schrieb Totti bei Facebook - und dürfte damit in der Ewigen Stadt für Euphorie gesorgt haben. Minuten zuvor hatte er zudem seinen offiziellen Rücktritt in einer Videobotschaft seines Herzensvereins AS Rom verkündet, für den er ab sofort in noch nicht definierter Funktion tätig sein wird.
"Wir starten bei Null. Ich brauche Zeit, um Schritt für Schritt herauszufinden, welche Rolle am besten zu mir passt", sagte der neue "Auszubildende" Totti dazu. "Aus diesem Grund stelle ich mich in den Dienst dieses Klubs, von den Nachwuchsspielern bis zum Präsidenten."
Bis zu seinem letzten Serie-A-Spiel am 28. Mai habe er "nur daran gedacht, Fußball zu spielen, Spaß zu haben und einen bedeutenden Beitrag zum Team zu leisten." Jetzt ziehe er weiter und schlage ein neues Kapitel auf, erklärte der "Re di Roma" (König von Rom) weiter: "Ich werde über eine neue Rolle nachdenken, die mich überraschen und mir viele gute Dinge bringen wird. Wie man mich künftig nennen soll? Francesco. Wie immer."
Nicht ins sonnige Miami, nicht nach Japan
Die Roma-Fans dürfen sich auch kommende Saison auf das Gesicht von Francesco Totti freuen - wenn auch in anderer Funktion. imago
Der gebürtige Römer Totti hatte Ende Mai nach 25 Jahren für den italienischen Spitzenklub seine Laufbahn in Italien für beendet erklärt. Interesse an einer Verpflichtung des Offensivspielers hatten zuletzt unter anderem der unterklassige US-Profiklub Miami FC unter der Führung der Trainer Alessandro Nesta und Eigentümer Paolo Maldini sowie der japanische Zweitligist Tokio Verdy bekundet. Der Transfer ins Land der aufgehenden Sonne war erst kürzlich offenbar am Veto von Tottis Ehefrau Ilary Blasi gescheitert. "Letztlich war es ihm nicht möglich, den Segen seiner Familie zu bekommen", sagte Verdys Vizepräsident Hideaki Hanyu der Zeitung "Nikkan Sports".
Und so beginnt das neue fußballerische Kapitel für Francesco Totti dort, wo all seine anderen sportlichen Kapitel endeten - in Rom, seiner Stadt.