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Spielzeit 2x30 Minuten: IFAB erwägt Regeländerungen

Tor- oder Punktabzug bei Schiedsrichterkritik

Spielzeit 2x30 Minuten: IFAB erwägt Regeländerungen

Tor gegen den FC Bayern? Beschwerden beim Schiedsrichter könnte Spieler und Vereine in Zukunft äußerst teuer zu stehen kommen.

Tor gegen den FC Bayern? Beschwerden beim Schiedsrichter könnte Spieler und Vereine in Zukunft äußerst teuer zu stehen kommen. imago

"Der Ball ist rund" und "Ein Spiel dauert 90 Minuten" sind die bekanntesten Fußballweisheiten von Sepp Herberger. Bald könnte nur noch ersteres gelten. Denn laut IFAB-Vorschlag soll die Spielzeit auf 2x30 Minuten umgestellt werden. Demnach würde die Spieluhr immer dann, wenn der Ball außerhalb des Spielfelds ist, unterbrochen. Laut einer Analyse des kicker betrug die durchschnittliche Netto-Spielzeit der Bundesligisten in der abgelaufenen Saison 56:05 Minuten.

Alternativ zu dieser Methode steht die Verkürzung der Spielzeit auf zweimal 30 Minuten und das Anhalten der Spieluhr während der gesamten Partie. Der Vorteil dieser vom IFAB als "radikale Veränderung" bezeichneten Lösung: Jedem Verein stünde in jedem Wettbewerb und in jedem Spiel die gleiche effektive Spielzeit zur Verfügung.

"Das Strategiepapier ist ein Meilenstein für den Fußball", sagte IFAB-Geschäftsführer Lukas Brud. Der technische Direktor David Elleray meinte: "Die Rückmeldungen aller Beteiligten in der Fußball-Gemeinschaft sind bislang wie die Unterstützung sehr positiv." Alle seien sich einig, dass die Verbesserung der Rahmenbedingungen "die absolute Priorität besitzt".

Rückpassregel soll verschärft werden

Doch es dürfte auch genügend Fans geben, die bei manchen Vorschlägen nur den Kopf schütteln werden. Elfmeter statt indirekter Freistoß, wenn der Torwart einen Rückpass mit der Hand aufnimmt? Tor- oder Punktabzug bei Kritik am Schiedsrichter? Tor als Folge bei Handspiel auf der Torlinie? Durchaus einschneidende Eingriffe in die Regeln, die nicht jedem gefallen würden.

Hintergrund für die Vorschläge ist die Initiative "Play Fair!", mit deren Hilfe die Begegnungen "fairer, attraktiver und unterhaltsamer" gemacht werden sollen. Änderungen, die in den kommenden fünf Jahren umgesetzt werden könnten, betreffen dabei die "Verbesserung des Verhaltens und Erhöhen des Respekts", die "Steigerung von Fairness und Attraktivität" sowie die "Erhöhung der effektiven Spielzeit".

Das vorgelegte Strategiepapier wird in den kommenden Monaten diskutiert. Dabei soll entschieden werden, welche der vorgeschlagenen Regeländerungen bei der nächsten IFAB-Generalversammlung im März 2018 zur Abstimmung gestellt werden. Einige Punkte seien aber erst einmal nicht mehr als reine "Ideen zur Entwicklung des Spiels", wie es in der Einleitung des zwölfseitigen Dokuments heißt.

So funktioniert die IFAB

Das IFAB ist ein achtköpfiges Gremium, das aus vier Mitgliedern des Weltverbandes FIFA sowie je einem Vertreter der Fußball-Urverbände England, Nordirland, Schottland und Wales besteht. Allein diese Instanz berät und beschließt mögliche Regeländerungen im Fußball - wenn am Ende sechs der acht Mitglieder einer Änderung zustimmen. Und das Gremium braucht traditionell viel Zeit: Bis zur Einführung der Torlinientechnik oder Modifizierung der umstrittenen Dreifachbestrafung vergingen viele Jahre.

Die Vorschläge des IFAB im Überblick:

1. Statt 90 Minuten soll die Spielzeit nur noch 60 Minuten betragen, dafür auf Netto-Spielzeit umgestellt werden.

2. Bei Freistößen und Eckbällen können sich die Spieler den Ball selbst vorlegen, sprich theoretisch auch einfach Richtung Tor dribbeln. Bisher ist lediglich eine Berührung des ausführenden Spielers erlaubt. Dadurch sollen mehr Optionen bei Standardsituationen entstehen.

3. Bei Standardsituation soll der Ball bei dessen Ausführung nicht mehr ruhen müssen.

4. Die Aufnahme eines Rückpasses durch den Torwart mit der Hand hatte bislang einen indirekten Freistoß zur Folge. Dies würde in Zukunft mit Elfmeter bestraft werden.

5. Verhindert ein Spieler ein Tor mit der Hand auf der Torlinie, wird dies als Tor gewertet. Dabei dachte man sicherlich auch an die folgenschwere Aktion von Uruguays Luis Suarez im WM-Viertelfinale 2010 gegen Ghana .

6. Bei Elfmetern ist kein Nachschuss mehr erlaubt. Stattdessen gibt es Abstoß. Das leidige Thema mit den Spielern, die zu früh in den Strafraum rennen, wäre damit erledigt.

7. Bei Abstößen sollen Spieler den Ball künftig auch innerhalb des Strafraums annehmen dürfen, bisher ist das nur außerhalb erlaubt. Ansonsten wird der Abstoß wiederholt.

8. Kritik am Schiedsrichter soll mit Tor- oder Punktabzug bestraft werden können.

9. Das Spiel wird erst abgepfiffen, wenn der Ball im Aus ist.

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