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José Mourinhos Rundumklage nach Manchester Uniteds Europa-League-Sieg gegen FK Rostow: "Eine Banane ist nicht lustig"

Manchester Uniteds Trainer sieht "viele Feinde"

Mourinhos Rundumklage: "Eine Banane ist nicht lustig"

"Wir haben viele Feinde": José Mourinho verbarg seine Zufriedenheit über das Weiterkommen gegen Rostow recht gut.

"Wir haben viele Feinde": José Mourinho verbarg seine Zufriedenheit über das Weiterkommen gegen Rostow recht gut. picture alliance

Es war ein kluger, durchdachter Spielzug: José Mourinho leistete die Vorarbeit und passte weiter zu Ashley Young, der überließ geschickt für Marcos Rojo, und der schob lässig ein. Dabei ging es zwar nicht um das Tor zum 1:0-Sieg gegen FK Rostow, der Manchester United ins Viertelfinale der Europa League beförderte, aber trotzdem irgendwie um die Szene des Donnerstagabends: das Schälen, Überreichen und schließlich das Essen einer schnöden Banane.

"Der Spieler", also Rojo, "hat nach einer Banane gefragt, und eine Banane ist nichts Lustiges", sprach José Mourinho nach dem Spiel mit betont ernster Miene, hatte der Medienvertreter seine Frage zum Obst-Akt doch eher amüsiert gestellt. Mourinho hatte die Banane eigenhändig geschält, Ersatzmann Young sie Rojo überreicht. "Es ist überhaupt nicht lustig. Es geht darum, die Spieler und ihre Grenzen zu respektieren, sie geben absolut alles. Waren Sie jemals müde in Ihrem Leben?"

"Wir werden wahrscheinlich in Middlesbrough verlieren"

Uniteds Trainer ließ dem hart erarbeiteten, aber hochverdienten Sieg eine Art Rundumschlag folgen, der einer Rundumklage glich - über so viele Dinge beschwerte er sich auf einmal. Paul Pogbas Verletzung, die ihn rund drei Wochen außer Gefecht setzen wird? Für Mourinho fraglos eine Folge der Überstrapazierung. Die momentan rasante Abfolge von Pflichtspielen? Quasi unverantwortlich: "Wir werden jetzt wahrscheinlich in Middlesbrough verlieren, Erschöpfung hat ihren Preis." Middlesbrough, am Sonntagmittag (13 Uhr) Uniteds nächster Gegner, ist wohlgemerkt Liga-Vorletzter und aktuell trainerlos.

"Wir haben viele Feinde", konstatierte Mourinho düster. "Normalerweise wäre es nur Rostow, aber wir haben mehr. Es ist schwierig, am Montag in Unterzahl zu spielen (0:1-FA-Cup-Aus beim FC Chelsea, d.Red.), es ist schwierig, jetzt zu spielen, es ist schwierig, am Sonntag um 13 Uhr zu spielen." Nach der anstehenden Länderspielpause warten acht Partien binnen 23 Tagen.

Manchester United hat Spieler gekauft, die ich niemals gekauft hätte.

José Mourinho

Wäre das Programm leichter zu bewältigen, wenn Mourinhos Kader mehr seinen Vorstellungen entsprechen würde? In einem BBC-Interview, aufgezeichnet kurz vor dem Rostow-Rückspiel, machte er jedenfalls deutlich, dass ihm einige Transfers der Van-Gaal-Ära bis heute missfallen. "Ich habe einen traurigen Klub vorgefunden", sagte er. "Manchester United hat Spieler verkauft, die ich niemals verkauft hätte, und Spieler gekauft, die ich niemals gekauft hätte."

Auf Seiten der Abgänge nannte er konkrete Namen - Angel di Maria (heute PSG), Chicharito (Leverkusen) und Danny Welbeck (Arsenal) -, auf Seiten der Zugänge nicht. Wobei sich einige davon leicht ermitteln lassen: Memphis Depay zum Beispiel, der seit Januar in Lyon spielt, Luke Shaw, der nur sieben Mal in der Liga von Beginn an spielen durfte - oder natürlich Bastian Schweinsteiger, der verletzungsbedingt zuletzt nur individuell trainieren konnte, aber auch sonst gegen Rostow wohl bestenfalls auf der Bank gesessen hätte.

Im Moment, so Mourinhos Schlussfolgerung, "sind wir noch nicht bereit, eine dominierende Macht zu sein. Wir sind noch nicht bereit, Manchester United zu sein."

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jpe