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Liverpool nutzt Wengers wirres Wagnis

Klopp feiert 3:1 gegen Arsenal ausgelassen

Liverpool nutzt Wengers wirres Wagnis

Frühe Führung: Roberto Firmino feiert seinen Führungstreffer gegen Arsenal.

Frühe Führung: Roberto Firmino feiert seinen Führungstreffer gegen Arsenal. imago

In der Premier League ist es üblich, dass die Trainer unmittelbar vor dem Spiel im englischen Fernsehen noch einmal Fragen zu ihrer Aufstellung beantworten. Und selten hat man sehnlicher auf eine Einschätzung gewartet als am Samstagabend, als Arsenal beim FC Liverpool zum Duell Fünfter gegen Vierter antrat. Warum bitteschön, lautete sinngemäß die Frage an Arsene Wenger, sitzt Alexis Sanchez auf der Bank?

Der Chilene ist nicht nur mit 17. Saisontoren Toptorjäger der Gunners, er ist ihre einzige Konstante, ihr Talisman im Kampf um die Champions League, ihr kreativster Kopf. Sollte er etwa für das wohl bedeutungslose CL-Achtelfinalrückspiel gegen Bayern ( 1:5 im Hinspiel ) geschont werden? Nein, er setze diesmal deswegen auf Welbeck und Giroud, weil es gegen Liverpool auch um Lufthoheit gehe, außerdem wolle er "direkter nach vorne spielen" - das erklärte Wenger kurz vor dem Anpfiff. Kurz nach dem Abpfiff versuchte er vergeblich, Jürgen Klopp zum 3:1-Sieg zu gratulieren, so ausgelassen feierte der. Arsenal ist nur noch Fünfter.

Özil fehlt erkrankt - Firmino lässt Wengers Plan verpuffen

Und das hatte wohl mehr mit der Aufstellung zu tun, als Wenger lieb sein kann. Die Gunners, die den erkrankten Özil in London hatten lassen müssen, begannen zwar ganz gut, standen deutlich tiefer als gewohnt, so wie es Liverpool im Normalfall nicht gefällt . Doch weil Koscielny nach einem Mignolet-Abschlag unter dem Ball durchsprang und Liverpool die folgende Drei-gegen-Drei-Situation mit Bravour ausspielte, lagen sie trotzdem schon in der neunten Minute zurück. Firmino hatte Manés Pass ins Tor befördert.

Ein Traum für Klopps Elf, die Arsenal jetzt etwas mehr kommen lassen konnte - ein Alptraum für Wenger, der fortan mit ansehen musste, wie seine taktischen Überlegungen gänzlich verpufften. Giroud war quasi nicht ins Spiel eingebunden, von direktem Offensivspiel konnte keine Rede sein, zumal die Partie ohnehin ziemlich zerfahren daherkam. Cech musste gegen Coutinhos Fernschuss sogar das 0:2 verhindern (28.), was ihm gegen Mané nicht mehr gelang: Nach Milners Vorarbeit über links verlor Xhaka im Strafraum das Duell mit Wijnaldum, der den unbehelligten Mané rechts vor dem Tor bediente - 2:0 (40.). Coutinho hätte sogar noch vor der Pause nachlegen können (44.).

Zur zweiten Hälfte bringt Wenger Sanchez, und das zeigt Wirkung

Wenger wirkte bedient auf seiner Trainerbank. Schon nach gut 20 Minuten hatte er ein paar Ersatzspieler zum Aufwärmen geschickt, zu denen auch Sanchez gehörte. Zur zweiten Hälfte brachte er seinen Superstar schließlich (46., für Coquelin), korrigierte sich damit selbst. Und Sanchez zeigte gleich, wie merkwürdig Wengers ursprünglicher Offensivplan war: Er machte Arsenal nämlich sofort besser. An Girouds Kopfball, den Mignolet überragend auf die Latte lenkte (48.), war er noch nicht beteiligt, dann aber legte er Welbeck das inzwischen verdiente 1:2 auf - Mignolet ließ sich aus spitzem Winkel überwinden (67.).

Die Hausherren, stark verbessert gegenüber nach dem "schlechtesten Spiel der Saison" (Klopp nach dem 1:3 in Leicester), ließen sich davon nicht aus Ruhe bringen. Auch wenn Nationalspieler Can großes Glück hatte, für eine Grätsche gegen den eingewechselten Walcott nicht mit Gelb-Rot vom Platz zu fliegen (78.), wirkte ihre Abwehr - mit Klavan statt Lucas neben Matip - meistens stabil; und auch offensiv stellten sie ihre Arbeit nicht ein. Joker Origi scheiterte nach einer Ecke am Pfosten (83.), legte nach starker Vorleistung von Lallana schließlich Wijnaldum noch den 3:1-Endstand auf (90.+1). Klopp jubelte erleichtert, umarmte sogar wild einen hinter der Trainerbank stehenden Fan.

Und so setzt sich das kuriose, aber kaum zufällige Saisonmuster fort: In den direkten Duellen der Top 6 (Chelsea, ManCity, Tottenham, Arsenal, ManUnited) ist Liverpool Spitzenreiter (5/4/0) - Arsenal übrigens Schlusslicht. Ob der Sieg vom Samstagabend wirklich die Wende war in diesem bisher so bitter verlaufenen Jahr 2017, wird sich wohl erst nächsten Sonntag erweisen: Dann kommt mit Burnley ein klassischer "Kleiner" an die Anfield Road.

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jpe