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Pfister: "Adebayor ruft mich heute noch an"

Deutscher Trainer betreute mehrer afrikanische Teams

Pfister: "Adebayor ruft mich heute noch an"

Otto Pfister hat bis auf Australien und Ozeanien auf allen Kontinenten dieser Welt gearbeitet.

Otto Pfister hat bis auf Australien und Ozeanien auf allen Kontinenten dieser Welt gearbeitet. imago

Vom Afrika-Cup 2017 in Gabun berichtet Hardy Hasselbruch

"Ich war erster Weltmeister auf dem Kontinent", sagt er nicht ohne Stolz. Und er fühlt sich noch heute sehr wohl auf dem 'schwarzen Kontinent' Afrika. Immer wieder hatte Otto Pfister hier seine Engagements. Zuletzt im vorvergangenen Jahr bei USM in Algier. "Das ist eine ganz heiße Liga dort in Algerien. Die Spiele sind umkämpft, die Fans sind total verrückt, entladen ihre Emotionen in den Stadien."

Seine Vitalität ist beeindruckend für einen 79-jährigen Trainer, der bis auf Australien und Ozeanien alle Kontinente beackert hat. 22 Länder hat er auf seiner "Festplatte" gespeichert und seine großen Augen funkeln, wenn er seine Episoden und Anekdoten herausschießt. Keine Märchen aus Tausendundeiner Nacht - die pure Realität eines erfüllten Trainerlebens. Über Passquoten und Packing kann er nur lachen. Pulsuhren sind Schnickschnack. Oder besser Trallala, wie Pfister es auszudrücken pflegt. Für ihn zählt der Mensch, der Spieler.

Otto Pfister mit Emmanuel Adebayor

Väterlicher Freund: Otto Pfister mit Emmanuel Adebayor. picture alliance

"Schau", sagt er ganz unvermittelt, als einer seiner Ehemaligen auf dem Bildschirm erscheint, "der Emmanuel Adebayor ruft mich heute noch an." Togos Kapitän spricht ihn respektvoll mit Papa an, weil Pfister ein Menschenfänger ist. "Adebayor war ein Typ! Ich habe ihn damals in London besucht, er kurvte mich mit seinem Bentley durch London und stellte das Ding dann auf dem Bürgersteig am Picadilly Circus ab. Die Strafzettel entsorgte er dann ganz nonchalant in der Mülltonne..."

Pfister: "Riad war ein Traum"

Pfister ging mit Saudi-Arabien in den Confed-Cup 1997 und qualifizierte das Team für die WM 1998, musste dann aber dem Brasilianer Carlos Alberto Parreira weichen, um danach wieder zu übernehmen. "Riad war ein Traum", schwärmt er in der Rückschau, "ich hatte engen Kontakt zur Königsfamilie. Die Prinzen Sultan und Faisal waren fußballverrückt, sie haben sich um alles gekümmert. Die Nationalspieler lebten in einem atemberaubenden Luxus."

Den braucht Otto Pfister nicht. Jedenfalls nicht in Afrika. Dort sind die Bedingungen anders, weitaus bescheidener. Er arbeitete als Nationaltrainer in Ruanda, Obervolta (heute Burkina Faso), im Senegal, der Elfenbeinküste, Zaire (heute DR Kongo), Ghana, Togo und Kamerun. Er kennt die Gepflogenheiten des Kontinents aus dem Effeff. Spricht die Sprachen und entwickelte das Gefühl für die andere Mentalität. "Meine große Stärke", philosophiert Pfister, "war immer der Umgang mit den Spielern auf dem Platz", um dann auch gleich anzufügen, "meine Schwäche war dagegen der Umgang mit den Funktionären."

Und dennoch feierte der hemdsärmelige gebürtige Kölner, der sich seit Jahrzehnten in der Schweiz niedergelassen hat, seine Erfolge in Afrika. So wie die U-17-Weltmeisterschaft mit Ghana 1991 in Italien. Zu dem Team gehörte u. a. damals auch ein gewisser Sammy Kuffour, der später eine große Karriere bei Bayern München machte.

Hardy Hasselbruch und Otto Pfister

kicker-Redakteur Hardy Hasselbruch und Otto Pfister. kicker