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Okinawa Sport-Verein: Takaharas ehrgeizige Mission

Was macht eigentlich der "Sushi-Bomber"?

Okinawa Sport-Verein: Takaharas ehrgeizige Mission

Multitasking: Naohiro Takahara beim Okinawa SV.

Multitasking: Naohiro Takahara beim Okinawa SV. imago

Warmes Klima über das ganze Jahr hinweg, wunderschöne Strände, etwas anders als das japanische Festland, dazu ein Dialekt, den selbst nur ein kleiner Prozentsatz der Japaner versteht: Wir befinden uns auf Okinawa. Und seit Dezember vergangenen Jahres hat es sich dort ein Mann gemütlich gemacht, der uns in Deutschland noch bestens bekannt sein dürfte. Vielleicht ist "gemütlich" ein wenig übertrieben, denn Naohiro Takahara hat in Wirklichkeit richtig viel zu tun. Der ehemalige japanische Nationalstürmer betreibt seit nun genau einem Jahr einen eigenen Fußballklub: Den "Okinawa Sport-Verein" - genau, nicht Sports Club, sondern außerhalb des deutschsprachigen Raumes sehr ungewöhnlich "Sport-Verein" - angelehnt an seinen ehemaligen Bundesligaklub, den Hamburger Sportverein, bei dem er seine erfolgreiche Zeit in Deutschlands Eliteliga startete. Takahara war diese Bezeichnung für den neuen Verein wichtig, denn "vielmehr als nur ein Fußballklub zu sein, wollen wir ein allgemeiner Sportverein sein. Zweifellos eifern wir dem HSV nach", verriet der Ex-Nationalspieler dem kicker.

Alles begann am 7. Dezember 2015, als Takahara mit einer ungewöhnlichen Ankündigung auf sich aufmerksam machte: Der 37-Jährige gab die Gründung eines eigenen Klubs bekannt. In Japans sechster Liga begann der ehemalige japanische Nationalspieler ein Projekt, bei dem er Großes vorhat. Als ehrgeiziges Ziel gab Takahara die J-League, Japans höchste Spielklasse aus, und ist derzeit mit vollem Körper- und Geisteseinsatz dabei: Spieler, Trainer, Präsident. Im Jahr 2017 soll der Aufstieg in die 4. Liga der JFL gelingen, was aus Takaharas Sicht allerdings "nicht einfach" sei.

Crowdfunding zur Finanzierung: Rent-a-Takahara

Naohiro Takahara (Mitte) zusammen mit u.a. Thomas Kroth (2.v.l.).

Naohiro Takahara (Mitte) zusammen mit u.a. Spielerberater Thomas Kroth (2.v.l.). imago

Takahara lässt nichts aus. Der Verein finanziert sich u.a. über Crowdfunding. Das bedeutet, dass jeder, der den Klub unterstützen will, kleinere und größere Geldbeträge zur Entwicklung der Mannschaft bzw. des Klubs beitragen kann - und im Gegenzug kleinere Gegenleistungen erhält. Gar ein Probetraining für einen Tag, eine Video-Message des Ex-Stars oder ein Überraschungsbesuch des ehemaligen Topstürmers auf der eigenen Hochzeit kann auf diesem Weg "erstanden" werden.

Takahara erklärt in der Vorstellung des Crowdfunding-Projektes, dass ihm besonders daran gelegen sei, die Region Okinawa durch Fußball und andere Sportarten aufleben zu lassen und Kindern den Spaß am Sport zu vermitteln. Denn er folgte dem Ruf der Präfektur, die ihn darum gebeten hatte, das Projekt auf Okinawa zu starten. "Ich bin motiviert und es macht Spaß, bei Null anzufangen. Es ist langweilig, wenn man alles einfach erreicht. Die Einstellung ist vergeichbar zu der Zeit, als ich als erster Japaner nach langer Zeit den Sprung in die Bundesliga gewagt habe."

Ewig will der Stürmer aber nicht mehr weiterspielen - und selbst einen kompletten Rückzug aus dem Fußballgeschäft hat Takahara ins Auge gefasst, "wenn der Klub bestimmte Ziele erreicht hat". Welche Ziele das sein sollen, führte er auf Anfrage aus. "Ich denke, dass ich zu einem gewissen Grad zufrieden wäre, wenn wir es in Japans Topliga schaffen", so Takahara.

"Sushi-Bomber" verfolgt seine Ex-Klubs und ist stolz

135 Bundesligaspiele für den HSV und Eintracht Frankfurt stehen in Takaharas Vita, 25-mal netzte er dabei ein. Der sympathische Stürmer bekam daher früh den Spitznamen "Sushi-Bomber" verpasst.

Nachdem sich Takahara 2007 aus Deutschlands Oberhaus wieder verabschiedet hatte, war er für die Urawa Red Diamonds in Japan, den koreanischen Klub Suwon Blue Wings, und dann wieder in seiner Heimat für Shimizu S-Pulse, Tokyo Verdy und später für den Drittligsten SC Sagamihara am Ball. Doch auch jetzt ist er weiterhin aktiv - und verfolgt das Treiben rund um seine Ex-Klubs mit großem Interesse: "Ich checke die Entwicklungen beim HSV und in Frankfurt. In beiden Teams sind japanische Spieler engagiert dabei und darauf bin ich stolz."

Kim Dämpfling

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