Das war schon ein Schock für die neapolitanischen Fußballfans, als ihr Topscorer Gonzalo Higuain nach seinem ewigen Rekordjahr in der Serie A nach 36 Toren in 35 Spielen ausgerechnet zum Rivalen Juventus Turin gewechselt war. Wohlgemerkt für sicherlich etwas tröstende 90 Millionen Euro . Die Anhänger reagierten teils harsch: Wütende Tifosi skandierten damals "Verräter", zerrissen Bilder des 28-jährigen Argentiniers, verbrannten Trikots mit dessen Nummer neun oder warfen selbige in Toiletten.
Was Higuain am 2. April 2017 erwarten mag, wenn der Stürmer erstmals an seine alte Wirkungsstätte zurückkehren wird? Sicherlich kein "Herzlich willkommen" von Seiten der Fans, das dürfte sicher sein. Gespannt waren alle Parteien aber auch schon am Samstagabend, als der Neuzugang der Alten Dame seine ehemaligen Kollegen vor Turiner Kulisse wiedersah - und ausgerechnet den Sieg mit seinem goldenen 2:1 herstellte. Doch der Reihe nach...
Bonucci eröffnet
Zunächst entwickelte sich zwischen beiden Spitzenklubs der Serie A ein zähes Spiel, in dem keine Mannschaft enorm viel Risiko einging. So stand nach 45 Minuten ein eher überschaubares 0:0. Lediglich Hernanes (14.), Sami Khedira (18.) sowie Alex Sandro, Lichtsteiner (jeweils 20.) und Higuain (24.) sorgten während einer zwischenzeitlichen Juve-Hochphase für etwas Gefahr. Bitter: Giorgio Chiellini musste noch vor dem Seitenwechsel angeschlagen vom Feld, Juan Cuadrado kam (39.).
Der zweite Durchgang hatte dann deutlich mehr Fußball zu bieten, weil plötzlich beide Teams mehr wagten und mit ordentlichen Kombinationen öfters vorankamen. Tore folgten auf dem Fuß: Nach einem katastrophalen Fehler von Faouzi Ghoulam durfte Leonardo Bonucci aus knapp elf Meteren freistehend abschließen und das Leder unter die Latte nageln (50.). Die Antwort der Süditaliener hatte es aber ebenso in sich: Lorenzo Insigne hob das Leder elegant über die Abwehr auf den in den Strafraum durchstechenden José Callejon. Der Spanier, der aktuell bei sieben Saisontoren bei elf Einsätzen steht, vollendet frei vor Gianluigi Buffon eiskalt - 1:1 (54.).
Der stille Genießer und ein Fingerzeig
Wollte erst gar nicht - und jubelte dann doch ein bisschen beim Duell mit dem Ex-Klub: Gonzalo Higuain. Getty Images
Nach weiteren ordentlichen Ansätzen auf beiden Seiten tat sich der Eindruck auf, dass dieses Spiel noch etwas im Köcher hat. So kam es - und der Fußball schrieb eine weitere typische Geschichte: Higuain leitete selbst mit ein, während Khedira letztlich etwas glücklich den Ball für den Argentinier im Sechzehner ablegte. Der Stürmer kam angerauscht, verbuchte mit seinem Flachschuss das 2:1 und drehte aus Respekt vor dem Ex-Klub zum stillen Jubel ab (70.). Nach etlichen Schritten hob Higuain auf Höhe der Mittellinie dann doch noch den Arm, um zumindest eine kleine Jubelgeste zu zeigen. All das garniert mit einem kleinen, respektvollen Lächeln.
Die restliche Zeit verging größtenteils damit, dass die Turiner den knappen Vorsprung höchst souverän verteidigten und am Ende einen verdienten 2:1-Sieg feierten. Doch nicht nur das: Durch den Dreier bauten die Bianconeri den Vorsprung auf Napoli auf inzwischen sieben Punkte aus. Als ärgster Verfolger bleibt in dieser Phase scheinbar nur noch die Roma übrig.
"Drei wunderschöne Punkte"
Sami Khedira
"Dieser Sieg hat all das gezeigt, was Juve ausmacht", erfreute sich Bonucci im Anschluss. "Dieses Team gibt niemals auf!" Weltmeister Khedira ergänzte via Twitter: "Yes! Großes Spiel, großer Sieg und drei wunderschöne Punkte." Trainer Massimiliano Allegri deutete den Dreier derweil gewohnt nüchtern: "Ein großer Sieg, aber kein entscheidender. Wir haben nun sieben Punkte Vorsprung von Napoli, aber es ist noch ein weiter Weg zu gehen."