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Messi-Elfer: Alles korrekt, doch fehlt der Respekt?

Diskussionen nach der Trickvariante des FC Barcelona

Messi-Elfer: Alles korrekt, doch fehlt der Respekt?

Blendende Laune nach dem Trick-Elfmeter: Torschütze Luis Suarez und Ideengeber Lionel Messi (re.).

Blendende Laune nach dem Trick-Elfmeter: Torschütze Luis Suarez und Ideengeber Lionel Messi (re.). Getty Images

Eins ist klar: Die Ausführung des Strafstoßes am Sonntag im Camp Nou war natürlich absolut regelkonform - sieht man einmal wie der Schiedsrichter auch großzügig davon ab, dass sowohl Suarez als auch Celta-Profis bei Messis Ballberührung schon innerhalb von Strafraum oder Teilkreis stehen.

Doch bezieht man sich nur auf die Art der Ausführung, lief alles korrekt. So besagt die Regel nämlich lediglich, dass bei korrekter Aufstellung der Spieler außerhalb des Strafraums der ausführende Spieler "den Ball mit dem Fuß nach vorne treten" muss. Wie weit und wie fest, darüber ist nichts vermerkt. Messi durfte den Ball also kurz nach vorne spielen. Nach seiner Berührung war der Ball spielbar und für den hinzueilenden Suarez somit auch zu verwerten.

Suarez hätte ihn sogar zurück zu Messi spielen können. Denn: Der ausführende Spieler darf den Ball erst wieder spielen, nachdem dieser von einem anderen Spieler berührt wurde, heißt es in den Regularien. Einen solchen Elfmeter-Doppelpass hatte es 1982 bei Ajax Amsterdam schon einmal gegeben - ausgeführt von der niederländischen Fußballikone Johan Cruyff und Jesper Olsen bei einem Spiel gegen Helmond Sport.

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"Wir alle können uns noch gut an Cruyffs Tor erinnern", sagte Barças Trainer Luis Enrique und verteidigte Messi und Suarez: "Einige werden es mögen, andere nicht. Wir versuchen, den Zuschauern spektakulären Fußball zu bieten." Der Coach spielte auf die Kritik an der Ausführung an. Zum Zeitpunkt des Strafstoßes in der 82. Minute führten die Katalenen nach zuvor lange Zeit engem Spiel mit 3:1, der Trick machte also den Deckel aufs Spiel.

 

Radio Marca aus der Hauptstadt Madrid - bekanntlich eher Real zugeneigt - sprach von mangelndem Respekt. Doch der Gäste-Trainer nahm dem schon nach dem Spiel den Wind aus den Segeln. "Das war kein mangelnder Respekt", meinte Eduardo Berizzo, den eher die sechs Gegentreffer störten (nebenbei bemerkt gelang dem FC Barcelona somit die Revanche für das 1:4 aus dem Hinspiel).

Pires' Blamage anno 2005

Interessant: Während Radio Marca kritisierte, verteidigte die "Mutter" das Vorgehen. Denn die Marca schrieb: "Wenn Fußball zur Routine wird, wird er langweilig" - und stellte gleich noch neun Gründe daneben, warum der Elfmeter zu verteidigen sei. Dass es nicht immer gut geht, verrät der Blick in die Archive. 2005 war es, als sich Robert Pires und Thierry Henry für den FC Arsenal mächtig blamierten. Pires stupste die Kugel mit der Sohle nur unzureichend an, ein Abwehrspieler spritzte dazwischen - und Henry lief konsterniert ins Leere. "Der Trick benötigt eben auch fußballerische Klasse", so Marca: "Am Ende war es vor allem eines: Ein absolut genialer Moment."

Am Ende war es vor allem eines: Ein absolut genialer Moment.

Die Marca über DEN Elfmeter

Neymar wusste Bescheid, Iniesta nicht

Die Überraschung gelang Messi und Suarez in jedem Fall. "Ich habe sie persönlich nicht daran im Training arbeiten sehen", meinte Andres Iniesta, "aber ich bin überzeugt, dass es geplant war." Auch Jordi Alba räumte ein: "Ich wusste gar nichts von dem Elfmeter-Trick." Messi erfinde aber ständig irgendwas. Weniger erfunden, eher erfolgreich kopiert, muss es eigentlich korrekt heißen. Neymar, der Dritte im Bunde des Barça-Angriffstrios "MSN", kannte das Vorhaben indes. "Das wurde geprobt", verriet der Brasilianer, dem in der Nachspielzeit der Schlusspunkt gelang. Allerdings sei die Vorlage von Messi eigentlich für ihn gewesen. "Das Wichtigste ist aber, dass es geklappt hat", betonte Neymar.

Für Suarez, der sich im Kampf um den Goldenen Schuh des besten europäischen Torschützen mit nun 23 Toren in aussichtsreicher Position befindet, war der Hattrick perfekt. Und die Katalanen sind nun schon seit 30 Spielen ungeschlagen, führen in der Tabelle der spanischen Meisterschaft mit drei Punkten Vorsprung vor Atletico Madrid. Erzrivale Real Madrid ist Dritter mit vier Punkten Rückstand. Am Mittwochabend in Gijon kann Barça zudem im Nachholspiel den Vorsprung auf die beiden Verfolger aus der Hauptstadt noch weiter ausbauen. Im Falle eines Elfmeters ist dann aber wohl eher mit der klassischen Variante zu rechnen.

aho