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Im Elfmeterschießen! Klopp zittert sich ins Finale

Liverpool schlägt Stoke im Ligapokal vom Punkt

Im Elfmeterschießen! Klopp zittert sich ins Finale

Kein Spiel für schwache Herzen: Jürgen Klopp am Dienstag an der Anfield Road.

Kein Spiel für schwache Herzen: Jürgen Klopp am Dienstag an der Anfield Road. imago

Am Ende war Jürgen Klopps Brille erneut in Gefahr: Der FC Liverpool hat am Dienstag, drei Tage nach dem 5:4-Drama in Norwich , den nächsten Krimi gewonnen - gegen Stoke City erreichten die Reds mit 6:5 im Elfmeterschießen das Finale des Ligapokals. Pechvogel des Abends wurde Stokes Innenverteidiger Muniesa, der in Anfield Abwehrchef Shawcross (Rückenblessur) vertrat und letztlich entscheidend an Torwart Mignolet scheiterte, während Allen den letzten Liverpooler Versuch verwandelte. Zuvor hatten auch Crouch (Mignolet hielt) und Nationalspieler Can (Pfosten) ihre Elfmeter vergeben. Klopp wollte sich das alles gar nicht mit ansehen. "Ich war nicht in der besten Verfassung, ich konnte nicht hinschauen. Das war ein bisschen zu viel für mich", gab er später zu.

Trotzdem: Er steht in seinem ersten Finale als Liverpool-Trainer, am 28. Februar in Wembley heißt der Gegner Manchester City oder Liverpool-Rivale Everton (Hinspiel: 1:2). Doch dass es wieder dermaßen spannend werden würde, hätte er nach dem 1:0-Hinspielsieg wohl nicht erwartet.

Auch Klopp gedenkt dem elfjährigen Owen

Stoke City wollte im Rückspiel ganz offensichtlich die anhaltenden Liverpooler Probleme bei hohen Bällen nutzen - Trainer Mark Hughes ließ 2,01-Meter-Hüne Crouch stürmen. Doch die Reds verteidigten mit den zuletzt leicht angeschlagenen Innenverteidigern Sakho und Touré sowie Rechtsverteidiger Flanagan, der nach zwei schweren Knieverletzungen erstmals seit 625 Tagen wieder auflief, von Beginn an konzentriert, sie überstanden auch die wenigen Standardsituationen der Gäste zunächst unbeschadet. Einzig Walters bot sich nach einem langen Pass von Pieters eine dicke Chance, er schoss aus spitzem Winkel im Eins-gegen-Eins aber vorbei (22.).

Minutenprotokoll

So sicher Klopps Schützlinge defensiv standen, so ideenlos agierten sie auf der anderen Seite: Cans Fernschuss (34.) war die einzige nennenswerte Möglichkeit im ersten Durchgang. Dass Klopp trotzdem einmal lange applaudierte, hatte einen anderen Grund: Das Stadion gedachte dem glühenden Liverpool-Fan Owen McVeigh, der mit elf Jahren an Leukämie verstorben war.

Arnautovic trifft irregulär

Als alles auf ein verdientes 0:0 zur Pause hinauslief, schlug plötzlich Arnautovic zu: Stoke kombinierte sich durchs Mittelfeld, Bojan legte am Ende per Querpass für den Ex-Bremer auf, der nur noch einschieben musste (45.+1). Bitter: Es war der erste Torschuss der Gäste. Doppelt bitter: Es war Abseits. Der Treffer zählte trotzdem.

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Kurz nach dem Seitenwechsel kam Firmino dem Ausgleich gleich nah, als er nach einer Ecke den Außenpfosten traf (49.) - doch eine Initialzündung war das nicht. Stoke wirkte cooler, Liverpool trotz leidenschaftlicher Unterstützung nervös. Fehlpässe, oft auch durch die aggressiven Gäste erzwungen, gehörten zum Standardrepertoire der Reds, daran änderte auch die Einwechslung Bentekes (58.) nichts. Es ging in die Verlängerung, die kaum noch Fußball bot. Die Highlights: Flanagan hätte zunächst Gelb-Rot sehen müssen (97.), der eingewechselte van Ginkel traf für Stoke den Außenpfosten (104.). Dann fiel die Entscheidung vom Punkt. Liverpool überstand das Nervenspiel schließlich - Klopps Brille ebenfalls.

Joe Allen lässt sich von den Liverpooler Kollegen feiern

Der Moment nach der Entscheidung: Joe Allen lässt sich von den Liverpooler Kollegen feiern. imago

Doch warum wurde es überhaupt so dramatisch für Liverpool? Klopp räumte ein, von Stokes unerwarteter Herangehensweise - viele hohe Bälle statt Kurzpässe - überrascht worden zu sein. "Sie haben ihren Spielstil heute geändert. Es war Butland auf Crouch, das war schwierig zu verteidigen. Wir hatten einige Probleme, aber sie hatten nicht allzu viele Chancen", analysierte er. "Doch über die ganzen 120 Minuten hatten es alle verdient, die Spieler, die Zuschauer und Liverpool." Jetzt darf er wie 2013 beim verlorenen Champions-League-Finale gegen die Bayern im Wembley Stadium ran. "Das ist ein cooler Ort, um Fußball zu spielen. Aber wir fahren da hin, um zu gewinnen, es macht nämlich nicht so viel Spaß, dort zu verlieren."

jpe