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Aufgebrachter Klopp verweigert Pulis den Handschlag

Ausgelassener Jubel nach Liverpools 2:2 gegen West Brom

Aufgebrachter Klopp verweigert Pulis den Handschlag

"Dieser Moment war eine Explosion": Jürgen Klopp nach dem späten Ausgleich zum 2:2.

"Dieser Moment war eine Explosion": Jürgen Klopp nach dem späten Ausgleich zum 2:2. picture alliance

Ein abgefälschter Schuss von Divock Origi bescherte Liverpool gegen West Brom in der 95. Minute noch den späten 2:2-Ausgleich. Der Vulkan Klopp explodierte, der Reds-Coach feierte an der Seitenlinie - nahe der gegnerischen Bank und vor seinem Trainerkollegen -, wie man es aus früheren Zeiten bei Borussia Dortmund nur allzu gut kannte. Sollte der Trainer des FC Liverpool einen Punktgewinn gegen den Tabellen-13. derart bejubeln und sich dann auch noch mit seinen Schützlingen vor dem "Kop" ausgelassen feiern lassen? Diese Frage beschäftigt die englische Fußball-Presse im Nachgang des Spiels. Für Kritiker waren die Szenen ein Zeichen dafür, wie es um das Selbstverständnis des früheren Rekordmeisters dieser Tage bestellt ist.

Klopp sah das naturgemäß anders. "Ein ehrlich verdienter Punkt ist manchmal mehr wert als ein Sieg. Natürlich nicht für die Tabelle, aber für unsere Entwicklung. Wir alle wollten diesen Ausgleich. Ich weiß, es war nur ein Punkt, aber es fühlte sich an wie drei. Es war ein großer Moment, eine Explosion", meinte der Reds-Coach, der sich bei den Zuschauern für die tolle Atmosphäre ("die beste seitdem ich hier bin") bedankte: "Das habe ich mit meinem ganzen Körper genossen." Dafür habe er beim Feiern vor dem "Kop" Danke sagen wollen. Dass Trainer nach Erfolgen gemeinsam mit ihren Spielern vor der Tribüne feiern, ist in England eigentlich nicht zu sehen. Klopp, der in Dortmund auch regelmäßig vor der Südtribüne jubelte, befand: "Man braucht Momente wie diesen, vor allem zuhause. Momente, die jeder genießen kann."

Für noch mehr Aufsehen sorgte die Tatsache, dass Klopp seinem Trainerkollegen Pulis nach Schlusspfiff den Handschlag verweigerte. "Macht daraus, was ihr wollt. Wenn ihr daraus eine große Geschichte machen wollt, tut es. Wir haben während des Spiels ein paar Worte gewechselt und manchmal dauert es mehr als ein paar Sekunden, um runterzukommen. Manchmal ist das so mit mir", gab sich Klopp ein wenig genervt: "Normalerweise schüttele ich die Hand. Heute habe ich es nicht getan, weil es heute kein freundliches Spiel war. Das hat jeder gesehen."

Lovren-Diagnose steht noch aus - Kritik an West Broms Spielstil

Als eine Protestaktion nach der Verletzung von Dejan Lovren wollte Klopp den verweigerten Handschlag aber nicht verstanden wissen. Der Kroate war von West Broms Craig Gardner am Knie getroffen worden und musste lange behandelt werden. "Er spielt den Ball eine Millisekunde bevor er Dejan trifft. So war es das ganze Spiel über, alles war auf des Messers Schneide", meinte Klopp: "Hätte er den Ball nicht gespielt, müssten wir darüber gar nicht diskutieren. Wir hoffen, dass die Verletzung nicht zu schwer ist. Ich habe mit ihm gesprochen und er meinte, es fühlt sich nicht zu schlecht an." Untersuchungen sollen am Montag Aufschluss geben.

Jubel vor dem Kop

Wie einst vor der Südtribüne: Jürgen Klopp mit seinen Spielern vor dem Kop. imago

Mit der Leistung seines Teams war Klopp trotz des Ergebnisses zufrieden: "Es hieß, wir können unseren Spielstil gegen einen solchen Gegner nicht durchziehen. Aber wir konnten es. Wir haben gut gespielt, gut verteidigt und dann kassieren wir zwei Tore nach Standards. Gefühlt kassieren wir 98 Prozent unserer Gegentore nach Standards.", meinte Klopp, dem der Spielstil des Gegners ("Nur lange Bälle, nur Standards") nicht gefiel: "Wenn man so Punkte holt, kann man es machen - aber nicht hier." Pulis gab sich von Klopps Auftreten unbeeindruckt. "Er muss tun, was er tun muss. Es ist seine Coaching Zone."

ski