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Klopp gereizt - Kritik an seiner Aufstellung

Liverpool verliert Spiel und "Tor des Monats"

Klopp gereizt - Kritik an seiner Aufstellung

"Alles lief in diesem Spiel falsch": Bei Jürgen Klopp staute sich in Newcastle reichlich Frust an.

"Alles lief in diesem Spiel falsch": Bei Jürgen Klopp staute sich in Newcastle reichlich Frust an. imago

Auch diesen Jürgen Klopp kennt man schon aus der Bundesliga: Nach starken Spielen seiner Mannschaft ist er regelmäßig für ein Sprüche-Feuerwerk gut, nach schlechten aber ebenso gerne mal für verständnislose Blicke gegenüber den Medienvertretern. Auch am Sonntag nach Liverpools überraschender 0:2-Niederlage in Newcastle - beim Vorletzten, der zuletzt ein Bild des Jammers abgegeben hatte - gefielen Klopp einige Fragen nicht. Und das zeigte er auch.

Reiz-Frage Nummer eins: Muss sich Liverpool nun von seinen Titelambitionen verabschieden? "Jeder auf eurer Seite des Tischs" habe vielleicht gesagt, Liverpool sei ein Meisterschaftsanwärter, gab Klopp bei der Pressekonferenz zurück. "Ich habe auf dieser Seite niemanden gehört. Ich habe kein Problem mit dem, worüber ihr so redet, aber bitte fragt mich nicht nach sowas. Ich habe nie gesagt, dass wir Titelanwärter sind", behauptete er ungeachtet seiner Aussagen vor dem Spiel , "warum also sollte ich jetzt sagen, dass wir es nicht sind?"

Ich habe kein Problem mit der Realität, deswegen weiß ich auch nicht, warum es einen Check geben sollte.

Jürgen Klopp

Reiz-Frage Nummer zwei: Hat Liverpool, in der Tabelle jetzt mit sechs Punkten Rückstand auf die Top Four und neun auf Spitzenreiter Leicester, den "Realitätscheck" in Newcastle nicht bestanden? "Ich habe kein Problem mit der Realität, deswegen weiß ich auch nicht, warum es einen Check geben sollte", meinte Klopp gereizt, "vielleicht ist es auch nur mein Englisch." Dann fing er wieder mit seiner "Seite des Tischs" an, gemeint war jener, hinter dem er seine Statements abgab. "Auf dieser Seite ist es wichtig, die Mitte zu halten und nicht auszuflippen, wenn man gewinnt, und nicht durchzudrehen, wenn man verliert."

Erstmals läuft Liverpool unter Klopp weniger als der Gegner

Trotzdem warb Klopp eindringlich dafür, die Niederlage nach zuvor sieben Siegen in acht Pflichtspielen nicht einfach abzuhaken. Erstmals liefen die Reds unter ihm in einem Spiel weniger als ihre Gegner. "Wir waren heute nicht gut, das können wir nicht ignorieren. Wir können nicht sagen: 'Kein Problem'. Wenn man Niederlagen nicht spürt, dann läuft etwas ziemlich falsch. Wir spüren diese Niederlage. Sie tut weh, wie sie weh tun soll."

Die drei schmerzhaftesten Momente: In der 69. Minute lenkte Martin Skrtel einen Ball von Georginio Wijnaldum unglücklich ins Netz, zuvor waren weder er noch seine Mitspieler in der Lage gewesen, die Situation zu klären. In der 84. Minute schoss Linksverteidiger Alberto Moreno ein Traumtor zum vermeintlichen Ausgleich, wurde aber wegen einer angeblichen Abseitsstellung zu Unrecht zurückgepfiffen. Und in der Nachspielzeit verwertete Wijnaldum schließlich einen Konter zum Endstand.

Der Linienrichter hat sich gedacht: 'Na ja, ihr schießt keine Weltklasse-Tore, wenn ihr so scheiße spielt.'

Jürgen Klopp über das nicht gegebene Tor

Klopps Spielanalyse: "Alles lief in diesem Spiel falsch: der Start, die Mitte und auch das Ende. Aber ich verliere lieber ein schlechtes Spiel als ein gutes. Das erste Tor war ein Weihnachtsgeschenk. Dann haben wir unser Tor geschossen, aber weil wir heute nicht gut genug waren, hat sich der Linienrichter gedacht: 'Na ja, ihr schießt keine Weltklasse-Tore, wenn ihr so scheiße spielt'. Das zweite Tor interessiert mich nicht. Es war ein Konter, das ist normal." Morenos nicht gegebenen Treffer adelte Klopp sogar als "Tor des Monats" - während TV-Experte Didi Hamann infrage stellte, ob der Spanier überhaupt aufs Tor schießen wollte.

Falscher Stürmer? Falscher Can-Ersatz? Barton kritisiert Klopp

Ein anderer Experte warf Klopp einen Fehler in seiner Aufstellung vor. Durch die Nominierung von Sturmtank Christian Benteke habe Liverpool die Intensität im Anlaufen der stark verunsicherten Newcastle-Abwehr gefehlt, monierte Joey Barton in der BBC. Mit einer Formation wie beim 4:1 bei Manchester City, als Klopp zugunsten von drei lauffreudigen Mittelfeldspielern ganz auf eine echte Spitze verzichtet hatte, wären die Reds besser gefahren, argumentierte das einstige "Enfant terrible" der Premier League. In der Tat konnten die Gastgeber zu oft in Ruhe ihr Spiel aufbauen, das Gegenpressing kam kaum zum Tragen.

Und noch etwas fiel Barton auf: Weil Nationalspieler Emre Can gelbgesperrt fehlte , habe Klopp im zentralen Mittelfeld mit Joe Allen und Lucas Leiva auf zwei zu defensiv orientierte Akteure gesetzt. "Can ist viel dynamischer und arbeitet 'box-to-box'." Impulse, die im Offensivspiel fehlten. Bartons Fazit: "Dieses Mal hat Klopp mit seiner Aufstellung danebengelegen."

jpe