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Real geht die Puste aus bei Ronaldos Eier-Tanz

Rückschlag in der Meisterschaft - Madrid in schlechter Form

Real geht die Puste aus bei Ronaldos Eier-Tanz

Herber Rückschlag: Die Köpfe der Madrilenen hängen tief nach der Pleite im Clasico.

Herber Rückschlag: Die Köpfe der Madrilenen hängen tief nach der Pleite im Clasico. Getty Images

Neun meist gefährliche Torschüsse in Halbzeit eins, kurz nach dem Seitenwechsel ein zehnter, der vom starken Schlussmann Claudio Bravo entschärft wurde - Real Madrid hatte das Momentum im Clasico auf seiner Seite. "Die erste Stunde haben wir gut gespielt und waren wir die bessere Mannschaft - bis zum zweiten Tor. Dann wurde es sehr viel komplizierter", bilanzierte Ancelotti nach der Partie. In der Tat wirkte Madrid zwischen dem eigenen Ausgleich (Cristiano Ronaldo, 31.) und der erneuten Barça-Führung durch Luis Suarez (56.) schärfer und aggressiver und bereitete den Katalanen einige Probleme. Doch am Ende stehen die Königlichen mit leeren Händen da, vom 2:1 erholten sie sich nie. "Zu viel vergeben", klagte auch die "Marca" auf ihrer Titelseite. "Wir bereuen es, die Chancen aus der ersten Hälfte nicht verwertet zu haben", gab ein geknickter Sergio Ramos zu Protokoll.

Kroos und Co.: Nervöses Mittelfeld ohne Kontrolle

Mit dem erneuten Rückstand ging Real schließlich jegliche spielerische Linie verloren. Ancelotti bemängelte einen "fehlenden klaren Kopf" im Spiel nach vorne. Plötzlich wurde ihr Spiel fahrig, das Mittelfeld der Madrilenen verlor Kontrolle und Übersicht. "Wir haben viele lange Bälle gespielt, ohne klare Ideen zu besitzen", konstatierte der Italiener.

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Auffällig war, dass den "Blancos" zudem die Puste ausging, die spielstarke Schaltzentrale um Isco, Toni Kroos und Luka Modric hatte nichts mehr entgegenzusetzen. Während Barcelona mit den Ballbesitz-besessenen Xavi und Sergio Busquets noch mehr Sicherheit und Dominanz einwechselte, hatte Real auf der Bank keinen Kreativkopf für mehr Herrschaft im Zentrum in petto. "Es war kein physisches Problem, sondern ein mentales", wollte Ancelotti aber nichts von körperlichen Schwierigkeiten wissen.

Woran es letztlich bei Kroos lag, dass besonders er zum Ende hin total die Übersicht verlor und reihenweise Fehlpässe spielte, wird nur der Nationalspieler selbst wissen. Auch Ancelotti bekannte mit Blick auf ihn und Modric: "Beide haben viel in Defensive und Angriff gearbeitet. Vielleicht waren sie am Ende etwas müde." Dass Kroos im Jahr 2015 ohne richtige Sommer- und Winterpause überspielt wirkt, beschäftigt die Medien in der Hauptstadt aber schon seit längerem.

Ancelottis düstere Bilanz gegen Top-Teams

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Die werden sich nun auch mehr denn je mit der Ablösung von Ancelotti befassen - sicherlich nicht während der laufenden Runde, aber am Ende der Saison. Denn die Form des Champions-League-Siegers ist bedenklich, die Schwäche im Kalenderjahr 2015 unübersehbar (9/2/6). Siege wurden fast ausschließlich gegen Underdogs eingefahren, zumeist auch wenig überzeugend. Während alleine Barças "Tridente" Lionel Messi, Neymar und Suarez 30 Tore schossen, gelangen ganz Madrid nur 23 Treffer seit dem Jahreswechsel. "Ein Monat des Einbruchs", schreibt die "Marca" mit Blick auf die März-Pleiten gegen Barcelona, Schalke (3:4), Bilbao (0:1) und dem Remis gegen Villarreal (1:1).

Überhaupt ist Ancelottis Saisonbilanz gegen starke Gegner ernüchternd: In bisher neun Pflichtspielen gegen die Topteams (Barça, Valencia, Atletico) gelang den Königlichen gerade mal ein mickriger Sieg (3:1 gegen Barcelona in der Liga). Ein Mentalitätsproblem - oder eine Schwäche von Ancelotti, die sich auf seine Mannschaft überträgt? Denn die absoluten Zahlen des Italieners gegen starke Konkurrenz sind ernüchternd. Seitdem Ancelotti 1999 mit Juventus Turin erstmals in seiner Karriere ein Spitzenteam als Trainer übernahm, absolvierte er 71 Spiele gegen Top-drei-Teams. Davon gewann er lediglich 26 Partien.

Ronaldos unmissverständliche Geste gen Schiedsrichter

War mit der Spielleitung von Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz unzufrieden - und zeigte das auf dem Platz deutlich: Cristiano Ronaldo.

War mit der Spielleitung von Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz unzufrieden - und zeigte das auf dem Platz deutlich: Cristiano Ronaldo. Getty Images

So matt seine Bilanz auch ist, weite Teile des Spiels war Real diesmal auf Augenhöhe mit einem starken Gegner. So gab es nach dem Rückschlag im Titelkampf auch (fast) keine Schuldzuweisungen, die Presse ging allein mit dem Waliser Gareth Bale hart ins Gericht. "Es sieht immer mehr so aus, als hätte Reals Vereinsboss Florentino Perez 100 Millionen Euro Ablöse für einen Spieler bezahlt, der nur 20 Millionen wert ist", lästerte "Marca".

Hingegen kam Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz ohne sonst übliche Schmähungen davon - zumindest seitens der Gazetten. Der Unparteiische zeigte zwar elf Gelbe Karten (darunter eine an Cristiano Ronaldo für eine plumpe Schwalbe), leistete sich aber keine groben Schnitzer. Während Ramos den Referee lobte und bekannte, er "bewundere" ihn, war Ronaldo auf dem Feld sichtbar, nun ja, erregt ob der Spielleitung von Mateu Lahoz. "CR7" wurde dabei gefilmt, wie er sich ins Gemächt griff und in Richtung des Referees rief: "Mateu, gefällt dir das?".

atr