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Gerrards verrückte Rote - Chelsea trotzt Courtois-Patzer

30. Spieltag: Kane wie einst Klinsmann - Arsenal bleibt dran

Gerrards verrückte Rote - Chelsea trotzt Courtois-Patzer

Geschockter Joker: Steven Gerrard sieht gegen Manchester United einen Platzverweis der besonderen Art.

Geschockter Joker: Steven Gerrard sieht gegen Manchester United einen Platzverweis der besonderen Art. picture alliance

Herber Dämpfer für die Champions-League-Träume des FC Liverpool: Durch die 1:2-Heimniederlage gegen Erzrivale Manchester United am Sonntag beträgt der Rückstand auf die Top Four nun fünf Zähler. Die erste Schlappe der formstarken Reds (zehn Siege aus den letzten zwölf Premier-League-Spielen) seit dem 0:3 im Old Trafford an Weihnachten hatte zwei Hauptdarsteller: einen freiwilligen, Juan Mata, und einen unfreiwilligen, Steven Gerrard.

Von Beginn an hinterließ ManUnited im Duell Fünfter gegen Vierter den besseren Eindruck. Die Pressing-Taktik von Louis van Gaal ging wie schon beim jüngsten 3:0 gegen Tottenham auf, Liverpool bekam kaum einen geordneten Angriff zustande - und hatte in Durchgang eins als Heimteam nur Ballbesitzwerte um die 40 Prozent. Die verdiente Führung besorgte der wiedererstarkte Juan Mata nach einem Traumpass von Landsmann Herrera (14.). Es war sein erstes Ligator seit dem Hinspiel. Lallana vergab Liverpools einzige gute Chance vor der Pause leichtfertig (35.).

Die Entscheidung war richtig. Ich habe meine Teamkollegen und die Fans im Stich gelassen. Ich übernehme die volle Verantwortung.

Steven Gerrard beim englischen Sender "Sky Sports" über seinen Platzverweis

Mit Gerrard, der zunächst wieder einmal nur auf der Bank gesessen hatte, sollte in der zweiten Hälfte alles besser werden - stattdessen wurde es nur noch schlimmer: Der Kapitän, der mit seiner ersten Aktion Mata rüde abgeräumt hatte, stieg Herrera aufs Bein, als der Ball längst weg war, und flog nach nicht einmal 35 Sekunden verdient mit glatt Rot vom Platz! Diesen Joker hätte Trainer Brendan Rodgers besser stecken lassen.

Juan Mata trifft zum 2:0 in Liverpool

Quergelegt: Juan Mata versenkt den Ball in sensationeller Manier zum 2:0 im Liverpooler Tor. imago

Mehr Glück hatte van Gaal: Der eingewechselte di Maria spielte in der 59. Minute Doppelpass mit Mata - und der Spanier erhöhte mit einem sensationellen Seitfallzieher ins lange Eck. Ein Abschluss der Extra-Klasse, den wie vor dem 0:1 der unaufmerksame Moreno ermöglicht hatte. Die Entscheidung in einem immer hitzigeren Topspiel? Noch nicht! Sturridge verkürzte mit einem Schuss ins kurze Eck, bei dem de Gea keine glückliche Figur machte (69.). Die Gastgeber schöpften noch einmal Mut, eine dicke Ausgleichschance blieb bei allem Engagement jedoch aus. United brachte den vierten Ligasieg am Stück über die Zeit - Rooney vergab in der Nachspielzeit sogar noch einen von Can an Blind verschuldeten Elfmeter.

Aus Liverpooler Sicht blieb dem eingewechselten Balotelli die letzte nennenswerte Szene vorbehalten: Bereits verwarnt zog er Smalling an der Seitenauslinie an der Hose und musste von den hinter der Bande platzierten Zuschauern vor Schlimmerem bewahrt werden, gleich drei hielten den aufgebrachten Italiener fest.

Chelsea fahrig, Courtois unbeholfen, doch Joker Remy trifft zum 3:2-Zittersieg

Trotz einer fahrigen Vorstellung hat der FC Chelsea seinen Vorsprung an der Premier-League-Spitze gewahrt: Die Londoner, zuletzt mit nur zwei Siegen aus sechs Pflichtspielen, zitterten sich am Sonntagabend bei Kellerkind Hull zu einem 3:2-Sieg. Nach neun Minuten hatte die Mourinho-Elf durch einen Hazard-Kracher (2.) und einen Costa-Schlenzer (9.) bereits mit 2:0 geführt. Doch was dann passierte, hatte nichts mit Souveränität zu tun: Binnen 74 Sekunden kassierte Chelsea den Ausgleich! Beim 1:2 durch Elmohamady ließen Ivanovic und Luis ihre Gegenspieler entwischen (26.), beim 2:2 schoss Courtois einen seltenen Bock: Einen ebenfalls nicht optimalen Rückpass von Ivanovic stolperte der Keeper unbeholfen zu Hernandez, der locker einschob (28.).

Noch vor dem Pausenpfiff verschwand Mourinho in der Kabine, seine Ansprache zeigte zumindest etwas Wirkung: Chelsea zeigte nun mehr Zielstrebigkeit, das dritte Tor wäre dennoch beinahe Hull gelungen - Courtois rettete mit einer Dreifach-Parade (64.). Damit wäre der Vorsprung auf ManCity auf drei Punkte zusammengeschmolzen (bei einem Spiel weniger). Einem Joker war es zu verdanken, dass es stattdessen weiter deren sechs sind: Remy, für Costa eingewechselt, lenkte eine Willian-Hereingabe mit seiner ersten Ballberührung ins Netz (77.).

Pellegrinis Nr. 100, Fernandos Nr. 1000 - Referee zeigt falschem Spieler Rot

Konnte gegen West Brom seinen ersten Treffer für City bejubeln: Winterneuzugang Wilfried Bony.

Konnte gegen West Brom seinen ersten Treffer für City bejubeln: Winterneuzugang Wilfried Bony. picture alliance

Gegen Barça (0:1) präsentierte sich ManCity über weite Strecken beinahe unterirdisch. Dem katalanischen Offensiv-Tridente um Lionel Messi, Neymar und Luis Suarez konnte der amtierende englische Meister nur hinterher schauen – gestoppt wurden sie nämlich erst vom glänzend aufgelegten Keeper Joe Hart, der ein höheres Ergebnis verhinderte. Der Rest der millionenschweren Truppe lief apathisch hinterher. Trainer Manuel Pellegrini machte im Anschluss Geldsorgen für die Blamage verantwortlich. Er habe seinen Kader "nicht in der Form verstärken können wie andere Teams". City zeigte sich abermals nicht fähig, international mit den ganz Großen mitzuhalten. Deswegen mehren sich die Spekulationen, wonach Pellegrini, der am Samstag zum 100. Mal auf der Trainerbank der Citizens Platz nahm, spätestens am Saisonende gehen muss. Er selbst zeigt sich davon "unbesorgt": "Ich wiederhole: Letzte Saison war eine sehr gute Saison."

Einen weiteren Titel wird er Scheich Mansour nach menschlichem Ermessen im Sommer nicht präsentieren können. Immerhin konnten die Skyblues gegen West Brom wieder einen Dreier einfahren. Dabei profitierten sich auch von einem rekordverdächtigen Platzverweis. Nach nicht einmal 90 Sekunden zog Dawson gegen Bony die Notbremse - doch die Rote Karte sah fälschlicherweise McAuley. Fortan übte City viel Druck aus und schürte die Gäste in deren Sechzehner ein. Das erste Tor des Tages - und das Premierentor im hellblauen Trikot - war ebenfalls Winterneuzugang Bony vergönnt. Nach 26 Minuten nutzte er die sich bietende Chance frei vor West Broms Schlussmann Myhill zum 1:0. Kurz vor der Pause legte Fernando nach einer Ecke nach (40.) und erzielte damit Manchesters 1000. Ligatreffer. Im zweiten Abschnitt sorgte Silva (77.) für die endgültige Entscheidung. Somit verkürzte City den Abstand zu Tabellenführer Chelsea zumindest vorübergehend auf drei Zähler.

Girouds Doppelpack lässt Arsenal weiter träumen

Schoss Arsenal mit zwei Treffern zum Sieg: Olivier Giroud (li.).

Schoss Arsenal mit zwei Treffern zum Sieg: Olivier Giroud (li.). picture-alliance

Auch der FC Arsenal musste bei weitem nicht zum ersten Mal in den letzten Jahren ein Champions-League-Scheitern verkraften. Dieses Mal tat es Trainer Arsene Wenger aber nicht nur besonders weh , es hatte auch einige bittere Erkenntnisse zur Folge. "Wir haben es nicht verdient", gab Weltmeister Mertesacker zu. Im Hinspiel sei man mental nicht auf der Höhe gewesen. "Darum sind wir so weit weg." Und Wenger philosophierte laut "Guardian" noch am Dienstagabend sogar darüber, ob es nicht besser wäre, "die Gruppenphase nicht zu überstehen und dafür Europa League zu spielen. So hätten wir größere Titelchancen."

Zumindest in der Liga läuft derzeit alles nach Plan. Bei Newcastle United leitete Angreifer Giroud den sechsten Sieg in Serie mit einem Doppelpack im ersten Durchgang ein (24./28.). Zwar konnte Sissoko kurz nach Wiederbeginn für die Magpies verkürzen (48.), doch reichte es am Ende nicht zu einem Punktgewinn. Somit kleben die Gunners, die Rang drei behaupten konnten, Manchester City auf Platz zwei mit nur einem Zähler Rückstand weiter dicht an den Fersen.

Kane wie im Rausch - Spektakel an der Lane

Harry Kane

Ab sofort Top-Torjäger der Premier League: Harry Kane traf gegen Leicester dreifach. picture-alliance

Die Tottenham Hotspur, Arsenals Lokalrivale, durften sich ebenfalls bei ihrem besten Torschützen bedanken. Beim fulminanten 4:3-Sieg gegen Tabellenschlusslicht Leicester City markierte Youngster Kane einen Dreierpack, übernahm damit mit 19 Treffern die alleinige Führung in der Torjägerliste vor Chelseas Costa und zog außerdem mit Jürgen Klinsmann gleich. Der ehemalige Bundestrainer markierte in der Saison 1994/95 insgesamt 29 Pflichtspieltreffer in einer Spielzeit für die Spurs, die hat Kane jetzt schon erreicht.

Zunächst brachte der 21-Jährige, der von Trainer Roy Hogdson erstmals für die englische Nationalmannschaft nominiert wurde, die Nordlondoner mit zwei Treffern früh auf Kurs (6./13.), ehe Vardy für Leicester den Anschluss besorgte (38.). Nach der Pause gelang dem Aufsteiger sogar der Ausgleich: Morgan netzte zum 2:2 ein (50.). Doch dann war Kane wieder an der Reihe und brachte die erneute Führung (64.) per Elfmeter. Kurz vor Schluss ging es nochmal wild zu. Erst traf Schlupp ins eigene Netz und sorgte eigentlich für die Entscheidung, doch Nugent brachte die Foxes nochmal zurück. Schließlich blieb es jedoch beim 4:3.

kon