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Barça gewinnt wildes Chancen-Spektakel - Real gedemütigt

22. Spieltag: Valencia mit Arbeitssieg bei Espanyol

Barça gewinnt wildes Chancen-Spektakel - Real gedemütigt

Lionel Messi und Luis Suarez sind obenauf - Bilbao-Keeper Gorka Iraizoz ist wahrlich "geplättet".

Lionel Messi und Luis Suarez sind obenauf - Bilbao-Keeper Gorka Iraizoz ist wahrlich "geplättet". Getty Images

Tore und Chancen satt im San Mames: Barça rückt trotz Bravo-Wacklern auf

Der FC Barcelona rückte nach Real Madrids Derbyschmach bis auf einen Zähler auf den Tabellenführer heran, und tat das auf beeindruckende wie skurrile Art und Weise. Denn die Partie bei Athletic Bilbao war von jeglichen Fesseln befreit, von Abwehrarbeit hielten beide Teams nichts, es ging schonungslos nur nach vorne.

Messi brachte die Katalanen mit einem abgefälschten Freistoß in Front (15.), ehe auf der Gegenseite Bravo einen Aduriz-Kopfball gerade noch so parierte. Nur eine Zeigerumdrehung später stand ihm sein Gegenüber Iraizoz in nichts nach, ein eigentlich sicheres Suarez-Kopfballtor kratzte der Torwart sensationell von der Linie. Der Uruguayer konnte es nicht fassen, machte es aber nur fünf Minuten später besser: Messi legte an den Strafraum ab, Suarez zog direkt ab und versenkte ins lange Eck (26.).

Wer dachte, dass das Spiel nun etwas vom Tempo her nachlassen sollte, sah sich getäuscht: Xavi tauchte frei vor Iraizoz auf und umkurvte den Torhüter, verweigerte aber den Torschuss und legte aus spitzem Winkel halbhoch in die Mitte zu Neymar ab, der mit dem Knie abschloss, aber den Kopf eines Bilbao-Verteidigers auf der Linie traf - von da prallte der Ball zu Suarez, der per Drehschuss an der Fußparade Iraizoz' scheiterte. Dann hatten die Katalanen Glück, als Aduriz per Kopf nur den Pfosten traf. Kurz vor der Pause nahm sich Neymar ein (schlechtes) Beispiel an Xavi und wollte ebenso nicht mit dem schwachen Fuß frei vor Iraizoz abschließen - und verlor anschließend den Zweikampf.

Auch nach dem Seitenwechsel ging es fast schon grotesk hin und her: Erst legte Ibai Gomez eine Direktabnahme vorbei, ehe Bravo das erste Mal nicht gut aussah: Der Chilene ließ einen Aduriz-Schuss nur prallen, Mikel Rico staubte ab (59.). Doch prompt hätte Messi um ein Haar geantwortet, sein Direktschuss zischte in der Folgeminute am Pfosten vorbei.

Zwei Minuten später hatte "La Pulga" Glück, als er freistehend aus fünf Metern per Oberschenkel das leere Tor nicht traf, dabei aber de Marcos anschoss, von dessen Körper der Ball über die Linie trudelte (62.). Die Katalanen wüteten weiter, Neymar schlenzte das Leder flach auf Vorlage von Messi ins lange Eck (64.) - 1:4. Neymar blieb jedoch weiterhin verschwenderisch mit seinen Möglichkeiten, denn zwei Minuten später scheiterte er per schwachem Lupfer an Iraizoz.

Doch das Geschehen beruhigte sich auch trotz des klaren Spielstandes nicht: Bravo machte es erneut spannend, als er einen Aduriz-Schuss aus spitzem Winkel passieren ließ (66.). Dann hätte Alba endgültig per Kopf (!) den Deckel draufmachen können, nickte die Kugel aber aus wenigen Metern vorbei. Nachdem Etxeita für ein rücksichtsloses Einsteigen mit offener Sohle gegen Suarez die Rote Karte sah, war das verrückte Tempo endlich gedrosselt (75.). Barça ließ den Ball fortan locker laufen und legte durch Pedro sogar noch das 5:2 drauf, der Joker musste nur noch den Fuß hinhalten (86.). Dann war das hochklassige Spiel vorbei - und La Liga ist an der Spitze wieder mächtig spannend.

Müdes Sevilla verliert in Getafe

Iago Aspas (re.) kann es nicht fassen: Vicente Iborra vergab erneut eine gute Chance - am Ende unterlag Sevilla in Getafe.

Iago Aspas (re.) kann es nicht fassen: Vicente Iborra vergab erneut eine gute Chance - am Ende unterlag Sevilla in Getafe. Getty Images

Der ersatzgeschwächte FC Sevilla gastierte am Sonntag beim FC Getafe. Stammkeeper Beto fällt mit Schlüsselbein monatelang aus, zudem fehlten in der Madrider Vorstadt Vitolo, Vidal und Carriço wegen ihrer fünften Gelben Karte. Und so war die Darbietung der Emery-Elf auch nicht wirklich flüssig und arg uninspiriert. Unglücksrabe Iborra, der schon im Nachholspiel gegen Real Madrid zwei Hochkaräter vergeben hatte, schoss auch diesmal freistehend im Fallen haarscharf vorbei - und das sollte sich erneut rächen. Denn Alvaro holte auf der Gegenseite einen Elfmeter raus und versenkte diesen auch zur Führung für Getafe (29.).

Nach dem Seitenwechsel bot sich Alvaro die Großchance auf seinen zweiten Treffer, doch der Angreifer scheiterte kurz nach der Pause im Eins-gegen-Eins gegen Rico. Krychowiaks satter Distanzschuss ins kurze Eck sorgte schließlich für den Ausgleich (66.). Als sich beide Teams mehr oder weniger mit dem 1:1 abfanden (besonders Sevilla wirkte arg müde), ließ Schlussmann Rico zwei Schüsse nur nach vorne prallen, Pedro Leon staubte in Minute 85 ab und schoss so den Sieg Getafes und damit den wichtigen Dreier im Abstiegskampf heraus.

Valencia mit Arbeitssieg bei Espanyol

Dani Parejo feiert das zwischenzeitliche 2:0, doch der Treffer wurde nicht ihm, sondern Espanyols Torhüter Pau zugeschrieben.

Dani Parejo feiert das zwischenzeitliche 2:0, doch der Treffer wurde nicht ihm, sondern Espanyols Torhüter Pau zugeschrieben. Getty Images

Sevillas Patzer nutzte der FC Valenica anschließend aus, "Los Che" erkämpften sich ein mühsames 2:1 bei Espanyol Barcelona. Rodrigo hatte die erste Chance, traf aber nur den Pfosten. Caicedo ließ auf der Gegenseite die halbe Valencia-Hintermannschaft wie Slalomstangen stehen, scheiterte aber am vorzüglich reagierenden Diego Alves. Für die Führung sorgte Piatti, der die Fußspitze in eine Gaya-Flanke hielt (62.). Nachdem Parejos Freistoß vom Pfosten an den Rücken von Torhüter Pau und da ins Tor prallte (85.), war die Partie vermeintlich entschieden. Doch Espanyol gab trotz 0:2-Rückstand nicht auf und und hatte zwei Riesenchancen auf den Anschlusstreffer: Gaya rettete in letzter Instanz auf der Linie, ehe sich Mustafi in einen Schuss aus kurzer Distanz warf. Doch kurz darauf war der deutsche Nationalverteidiger gegen Sergio Garcia zu unentschlossen, der Angreifer schoss hoch ins kurze Eck ein (89.). Eine wilde Schlussphase samt Rudelbildung folgte, doch Valencia brachte den 2:1-Sieg über die Zeit und springt dadurch an Sevilla vorbei auf Rang vier.

Atletico nimmt Real Madrid auseinander

Mario Mandzukic und Fernando Torres

Stärke gezeigt: Atletico-Stürmer Mario Mandzukic setzte gegen ein überfordertes Real Madrid den Schlusspunkt. Getty Images

Topspiel, Stadtderby, Prestigeduell, oder kurz: Atletico gegen Real Madrid. Die Königlichen hatten zahlreiche Ausfälle zu beklagen, unter anderem fehlten James, Ramos, Pepe und der gelbgesperrte Marcelo. Dafür durften Coentrao, Nacho, Khedira und Isco ran. Wieder mit dabei: Cristiano Ronaldo, der seine Rotsperre abgesessen hatte. Auf der anderen Seite hatte Trainer Diego Simeone die Qual der Wahl. Wie erwartet erhielten Mandzukic und Griezmann den Vorzug, Rückkehrer Fernando Torres saß erst einmal auf der Bank.

"Die Mannschaft ist konkurrenzfähig, das wird sie morgen zeigen", sagte Trainer Carlo Ancelotti zu den zahlreichen Neuen in der Startelf. Sie zeigte es nicht. Die neu formierte Viererkette mit Varane und Nacho in der Innenverteidigung wirkte wacklig - und Atletico bestrafte die Nachlässigkeiten eiskalt. Eine Flanke von rechts landete bei Mandukic, der Ex-Münchner legte das Leder zurück auf Tiago, der aus 16 Metern sofort abzog. Casillas sah den Flachschuss spät, ließ ihn letztlich unter der Hüfte durchrutschen (14.). Das Calderon zum Kochen brachte aber erst der Treffer von Saul. Gerade erst für den verletzten Koke eingewechselt, setzte der 20-Jährige nach einer Flanke von Siqueira zum Fallrückzieher an - und traf in Minute 17 spektakulär genau ins Eck! Wie würde Real reagieren? Eigentlich gar nicht, die konsternierten Königlichen brachten einfach nichts zustande. In der Defensive fehlte weiter die Ordnung, zentral bekamen Khedira und Kroos das Spiel nicht in den Griff. Ronaldo, Bale und Benzema blieben vorne weitgehend unsichtbar.

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Auch nach der Pause raffte sich der Rekordmeister nicht auf, blieb bemerkenswert ungefährlich - und fing sich gegen die stets gefährlichen Colchoneros den dritten Treffer. Griezmann setzte sich nach Kopfballvorlage von Saul gegen Varane durch, das Atletico-Duo krönte dadurch seine starke Leistung (67.). Doch es war noch nicht überstanden für Real: In der 89. Minute flankte der völlig freie Torres auf den völlig freien Mandzukic, dessen wuchtiger Kopfball landete in den Maschen. Ancelottis Gesichtsausdruck auf der Tribüne drückte Fassungslosigkeit aus, kurz darauf hatte seine Elf den Alptraum endlich überstanden. Atletico hat die Meisterschaft damit noch spannender gemacht, vier Punkte beträgt nur noch der Rückstand auf Real.

kon