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Spurs werfen Spaßvogel Sherwood raus

Tottenham: Trainer muss trotz starker Bilanz gehen

Spurs werfen Spaßvogel Sherwood raus

Der beste Tottenham-Trainer der Premier-League-Geschichte: Tim Sherwood, entlassen nach fünf Monaten.

Der beste Tottenham-Trainer der Premier-League-Geschichte: Tim Sherwood, entlassen nach fünf Monaten. imago

In der Schlussphase des Heimspiels gegen Aston Villa beorderte Sherwood beim Stand von 3:0 nämlich einen Fan auf die Trainerbank und streifte ihm eine Tottenham-Jacke über. "Der Kerl ist ein Experte", sagte der Spurs-Coach über den zunächst perplexen Anhänger. "Jede Woche sagt er mir, was zu tun ist. Also habe ich ihm die Möglichkeit gegeben, den Job mal selbst zu machen." Für diesen "Scherz" hätte er noch einige andere auswählen können, meinte er noch und lachte: "Nun sucht die Polizei nach ihm, weil er die Jacke geklaut hat!"

Mit Selbstironie reagierte Sherwood also auf die vergangenen Tage und Wochen, als insgeheim längst klar war, dass er seinen Stuhl am Saisonende wieder würde räumen müssen. Nur offiziell war nichts. Als Mittelfeldspieler Sandro mit den Worten zitiert wurde, der Trainer sei im Sommer weg, sagte Sherwood, er fühle sich "wie ein Vertretungslehrer, der manchmal nicht mit dem Respekt eines Schuldirektors behandelt" werde.

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Trainersteckbrief Sherwood
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Tottenham Hotspur - Vereinsdaten
Tottenham Hotspur

Gründungsdatum

05.09.1882

Vereinsfarben

Blau-Weiß

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Die Spurs nutzten eine Ausstiegsklausel

Am Dienstag passierte dann, was keinen mehr überraschte: Tottenham setzte Sherwood vor die Tür. Der 45-jährige Engländer, der seit 2008 im Verein tätig ist und als Profi einst selbst an der White Hart Lane kickte, war im Dezember nach einem 0:5 gegen Liverpool als Nachfolger von Villas-Boas installiert und mit einem Eineinhalbjahresvertrag ausgestattet worden. Dieser enthielt jedoch eine Ausstiegsklausel, und von der machten die Spurs nun Gebrauch.

Über die Gründe verlor Klubboss Daniel Levy in seinem Statement kein Wort. Trotz seiner anfangs kritisierten Zwei-Stürmer-Taktik hatte Sherwood mit einer Bilanz von 13 Siegen und drei Remis aus 22 Ligaspielen durchaus Argumente, hochgerechnet auf die gesamte Saison hätte das für einen Platz unter den Top vier gereicht. So erreichte Tottenham als Sechster immerhin den letzten Europa-League-Platz - und Sherwood Historisches: Mit einem Punkteschnitt von 1,9 ist er der beste Spurs-Trainer seit Beginn der Premier League.

Wer wird Nachfolger? Topfavorit ist Pochettino

Wer tritt in seine Fußstapfen? Frank de Boer, Abo-Meister mit Ajax Amsterdam, wird seit langem mit dem Job in Nordlondon in Verbindung gebracht, heißester Kandidat scheint aber der Argentinier Mauricio Pochettino zu sein, der in dieser Saison mit Southampton für Furore sorgte. Der beförderte Fan jedenfalls hat keine Chance, das räumte schon Sherwood nach dem Villa-Spiel ein. Seine Begründung: "Er ist Brite."