Int. Fußball

Hohe Haftstrafen nach Tod eines Linienrichters

Täter zeigen keine Reue - Verteidigung kündigt Berufung an

Hohe Haftstrafen nach Tod eines Linienrichters

Erleichtert nach dem Urteil: Xandra Nieuwenhuizen, die Witwe des toten Linienrichters, und ihr Sohn.

Erleichtert nach dem Urteil: Xandra Nieuwenhuizen, die Witwe des toten Linienrichters, und ihr Sohn. picture alliance

Am 2. Dezember 2012 war Linienrichter Richard Nieuwenhuizen bei einem Jugendspiel zwischen dem SC Buitenboys Almere und dem SV Nieuw Sloten Amsterdam von Amsterdamer Spielern angegriffen worden, einen Tag später lebte er nicht mehr. Die Tat, die nicht nur den niederländischen Fußball erschütterte, zog nun hohe Strafen nach sich.

Wegen Beihilfe zum Totschlag erhielten fünf Fußballer zwischen 15 bis 17 Jahren die Höchststrafe von zwei Jahren Jugendarrest, sechs Monate davon auf Bewährung. Ein weiterer bekam ein Jahr Gefängnis. Ein 51-jähriger ebenfalls in die Attacke involvierter Vater muss sechs Jahre hinter Gitter.

"Die sieben Angeklagten sind schuldig, ihn gegen den Kopf und Oberkörper geschlagen zu haben", sagte Richterin Anja van Holten. "Sie traten ihn wie einen Fußball." Zwar habe niemand die Absicht gehabt, den Linienrichter zu töten, aber "die Gewalt, die sie anwendeten, ist der Grund für Nieuwenhuizens Tod". Das Opfer erlag am 3. Dezember seinen schweren Kopfverletzungen.

Das Schlimmste ist, dass die Angeklagten keine Reue zeigten.

Witwe Xandra Nieuwenhuizen

Das Gericht folgte den Anträgen der Staatsanwaltschaft, die Witwe des Opfers reagierte erleichtert. "Das ist das maximal mögliche, und da sind wir glücklich drüber", so Xandra Nieuwenhuizen. "Aber keine Strafe reicht eigentlich aus." Besonders respektlos empfand sie die Tatsache, dass sich nur drei der acht Angeklagten überhaupt im Gerichtssaal einfanden; "das Schlimmste jedoch ist", sagte sie, "dass die Angeklagten keine Reue zeigten."

Nur ein Angeklagter spricht

Lediglich einer der Jugendlichen hatte zugegeben, Nieuwenhuizen gegen die Schulter getreten zu haben, er kam - anders als sein Vater - mit einem Jahr Gefängnis davon. Alle anderen verweigerten die Aussage. Ein 15-jähriger Angeklagter kam dennoch sofort auf freien Fuß, weil er, wie es in der Urteilsbegründung hieß, "nur den gegnerischen Torwart angegriffen" habe. Bei ihm wurde für die 30-tägige Haftstrafe die Untersuchungshaft angerechnet.

"Nun kann der Trauerprozess beginnen", befand die Witwe auch im Namen ihrer drei Kinder - allerdings droht ein Berufungsprozess. Die Verteidiger kündigten Berufung an, sie halten Nieuwenhuizens Sohn Maikel für keinen objektiven Zeugen: Er sei emotional zu sehr betroffen gewesen.

Der Verband reagiert mit neuen Regeln

Maikel Nieuwenhuizen betonte abschließend: "Ich hoffe, dass das Urteil ein Statement gegen Gewalt auf den Fußballfeldern darstellt. Ich hoffe, dass es jetzt mit der Gewalt auf den Feldern aufhört." Der niederländische Fußballverband hat zumindest im Amateurbereich auf die Tat reagiert: Ab dem 1. Juli gilt unter anderem eine Zeitstrafe. Dann müssen die Spieler nach einer Gelben Karte das Feld für zehn Minuten verlassen.