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Röslers Bienenschwarm nimmt Chelsea ins Visier

FA Cup, 4. Runde: Brentford empfängt den Titelverteidiger

Röslers Bienenschwarm nimmt Chelsea ins Visier

Hat den Erfolg zurück nach Brentford gebracht: Uwe Rösler.

Hat den Erfolg zurück nach Brentford gebracht: Uwe Rösler. picture alliance

Beide Klubs liegen im Westen Londons, nur rund sieben Kilometer voneinander entfernt, und doch ist es etwas wahrhaft Außergewöhnliches, wenn Brentford und Chelsea sich am Sonntag (13 Uhr) im FA Cup gegenüberstehen. Zum ersten Mal seit 63 Jahren reisen die Blues wieder zu einem Pflichtspiel an - als Titelverteidiger und Champions-League-Sieger.

Klar, dass rund um den Griffin Park, Englands einzigem Vier-Eckkneipen-Stadion, Ausnahmezustand herrscht. "Ich habe seit der Auslosung ein paar neue Freunde gefunden", erzählt Mittelfeldspieler Sam Saunders. "Und es war schwer, für alle Tickets zu bekommen." Saunders ist 29 Jahre alt und damit schon ein echter Routinier im Kader: Brentford, genannt die "Bienen", stellt das jüngste Team der drittklassigen League 1.

"Bienenkönigin", wenn man so will, ist Uwe Rösler, der einst in der Bundesliga spielte und fünf DDR-Länderspiele absolvierte. Seit Sommer 2011 bekleidet der 44-Jährige das Traineramt beim 1889 gegründeten Traditionsklub und führt die Beliebtheitsskala bereits an. Denn er hat den Erfolg zurückgebracht zum einstigen Erstligafünften (1932/33!), in der laufenden Saison schnuppert Brentford als Tabellendritter am Aufstieg. Rösler verlängerte erst vor kurzem vorzeitig bis 2015.

Viele Leute haben genug von der Premier League und wollen zurück zu den Wurzeln.

Uwe Rösler

Rösler weiß, was er an Brentford an. "Viele Leute haben ein bisschen genug von der Premier League und wollen zurück zu den Wurzeln", sagte der der dpa. "Da sind wir in Brentford eine gute Nische mit unserem 'old-fashioned Stadion'." Und trotzdem verhehlt Rösler nicht, dass er seine erste Trainerstation in England auch als eine Art Sprungbrett nutzen will: Er träumt von einer Anstellung in der Premier League.

Ein unrealistisches Ziel ist das nicht. Denn auch wenn er "nur" in der dritten Liga trainiert: Einen Namen muss sich Rösler auf der Insel längst nicht mehr machen, seit er zwischen 1994 und 1998 das Trikot von Manchester City trug. Er ist Teil der Hall of Fame, wurde von den Fans mit "Uwe, Uwe"-Rufen verehrt und war bester Torschütze eines Teams, das damals noch ohne Scheich-Millionen auskommen musste. Die Beziehung ist bis heute eng und emotional.

Als Rösler seine Spielerlaufbahn 2003 wegen einer Krebserkrankung abrupt beenden musste, machten ihm die City-Anhänger mit Briefen und Sprechchören Mut. "Meine Überlebenschance lag bei fünf Prozent", sagt Rösler heute, "aber das hat mir meine Frau erst später gesagt." Er stieg mit neuer Kraft in Norwegen ins Trainergeschäft ein, Molde, seine dritte Station nach Lilleström und Stavanger, rettete er sensationell vor dem Abstieg.

Der FA Cup 2012/13

2010 zog er schließlich nach Manchester zurück, wo seine Familie immer noch wohnt und sein jüngster Sohn in der City-Akademie kickt. Rösler pendelt zwischen London und der alten Heimat - seine Mannschaft zwischen Ligaalltag und FA-Cup-Highlight. Das Duell mit Chelsea ist nicht nur für Saunders & Co. das größte ihrer Karriere, es ist auch das größte des Trainers Rösler.

Verdient haben es sich die "Bienen" unter anderem durch einen Sieg gegen den Viertligisten und Ligapokal-Finalisten Bradford City (4:2 n.V.), der jetzt als Vorbild dient. Saunders empfängt den großen Favoriten ohne Angst, er hält sich an Fakten: "Es geht um 22 Männer, einen Fußball und 90 Minuten." Und am Ende gewinnen immer die Deutschen? In Brentford hätten sie diesmal nichts dagegen.