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4:0! Juve hat den Scudetto im Visier

Milan patzt - Lazio kassiert späten Ausgleich - Eklat in Genua

4:0! Juve hat den Scudetto im Visier

Der Höhenflug geht weiter: Doppel-Torschütze Arturo Vidal und Juventus steuern auf den Scudetto zu.

Der Höhenflug geht weiter: Doppel-Torschütze Arturo Vidal und Juventus steuern auf den Scudetto zu. Getty Images

Wer sich beim Traditionsvergleich zwischen Juventus und der Roma am Abend auf das Duell del Piero gegen Totti gefreut hatte, wurde enttäuscht: Beide Weltmeister von 2006 saßen nur auf der Bank (der Turiner wurde später immerhin noch eingewechselt). Im neuen "Juventus Stadium" brauchte der Tabellenführer nur acht Minuten, um deutlich zu zeigen, wer der Herr bzw. die Dame im Haus war: Drei Minuten waren gespielt, als Vidal nach Zuspiel von de Ceglie zur Führung einschoss. Weitere fünf Zeigerumdrehungen später hieß es bereits 2:0, wieder traf der frühere Leverkusener, diesmal mit einem strammen Rechtsschuss.

Die Roma hing in den Seilen - und musste in der 26. Minute den K.o.-Schlag hinnehmen. Marchisio legte sich den Ball im Sechzehner an Stekelenburg vorbei und blieb dann am Bein des Niederländers hängen. Die Folge: Elfmeter und Rot für den Roma-Schlussmann. Zumindest Letzteres war eine sehr harte Entscheidung, denn zwei Verteidiger waren noch in der Nähe und Marchisio hatte sich die Kugel ohnehin zu weit vorgelegt. Pirlo scheiterte vom Elfmeterpunkt zwar am für Borini eingewechselten Ersatzkeeper Curci, brachte den Nachschuss aber im Tor unter. Von diesem Schock erholten sich die Römer nicht mehr. Marchisio legte nach der Pause einen weiteren Treffer nach, ehe die Turiner zwei Gänge zurückschalteten, um sich für die kommenden Aufgaben zu schonen.

Der weiterhin ungeschlagene Rekordmeister hat fünf Spiele vor Schluss nun drei Punkte Vorsprung auf den AC Mailand und weiß zudem den Vorteil des gewonnenen direkten Vergleichs, der in Italien bei Punktgleichheit entscheidet, auf seiner Seite.

Ibrahimovic rettet Milan spät vor der Blamage

Zlatan Ibrahimovic

Die späte Rettung für Milan: Zlatan Ibrahimovic schaut dem Ball hinterher, der gleich zum 1:1 im Tor landet. Getty Images

Der AC Mailand hatte es am Nachmittag verpasst, vor dem Abendspiel in Turin auf Platz eins zu klettern. Vielmehr bewahrte der bis dahin schwache Ibrahimovic die Rossoneri mit seinem 1:1-Ausgleich eine Minute vor Schluss vor einer handfesten Heimblamage. Da Verteidiger Bonera kurz zuvor mit Gelb-Rot vom Platz geflogen war, agierte Milan zu diesem Zeitpunkt in Unterzahl. Ein Ballverlust von Geburtstagskind van Bommel hatte in der ersten Hälfte den Konter eingeleitet, den Bologna durch Ramirez zur überraschenden 1:0-Führung nutzte.

In die Champions League will Lazio, das gegen den Drittletzten US Lecce einmal mehr ersatzgeschwächt antrat. Und es war wie so oft in den vergangenen Wochen ein zähes Ringen für die Römer, die gegen den Abstiegskandidaten jedoch das bessere Ende für sich zu haben schienen, als der Brasilianer Matuzalem acht Minuten vor Schluss zum 1:0 einköpfte. Doch Lecce steckte nicht auf und wurde in der Nachspielzeit mit dem verdienten Ausgleich belohnt: Bojinov schoss aus zehn Metern ein, nachdem es im Lazio-Strafraum zuvor lichterloh gebrannt hatte. Das Schneckenrennen um Platz drei geht damit weiter, das seit Wochen schwächelnde Lazio bleibt weiter knapp vorne.

Eklat in Genua: Ultras provozieren tränenreiche Unterbrechung

Lecce darf im Abstiegskampf hingegen weiter hoffen, nur einen Punkt beträgt der Rückstand auf den CFC Genua. Dessen Ultras sorgten beim Heimspiel gegen den AC Siena für einen handfesten Eklat, als sie beim Stand von 0:4 kurz nach Beginn der zweiten Hälfte eine Spielunterbrechung provozierten. Feuerwerkskörper flogen auf den Platz, die Polizei setzte Tränengas ein, einige Ultras kletterten auf das Dach des Spielertunnels, um zu verhindern, dass die CFC-Profis in die Kabine flüchten konnten.

Kapitän Rossi sprach mit den Krawallmachern, die forderten, die Spieler sollen ihre Trikots ausziehen, weil sie nicht würdig seien, diese zu tragen. Tatsächlich übergab Rossi wenig später einen großen Trikotstapel, bei mehreren Spielern flossen die Tränen. Nach 50-minütiger Unterbrechung wurde die Partie - vor nicht mehr allzu vollen Rängen - dann doch noch fortgesetzt, Siena gewann 4:1 und kann damit so gut wie sicher für eine weitere Saison in der Serie A planen.

Die Randale schlugen natürlich hohe Wellen. "Dies sind keine Fußballfans. Solche Leute dürfen nirgendwo mehr in Stadion", sagte Verbandspräsident Giancarlo Abete. CFC-Präsident Enrico Preziosi äußerte die Hoffnung, dass sein Klub zu einer Stadionsperre verurteilt werde. "So werden wir außerhalb Genua ruhiger spielen können. Es ist absurd, dass eine Gruppe aus etwa 100 Fans die Kontrolle über das gesamte Stadion übernehmen und ihren Willen aufdrängen können."

Julio Cesar rettet Inter den Punkt

Sorgen machen muss sich fünf Spiele vor Saisonende auch noch der AC Florenz, der im Mittagsspiel gegen Inter Mailand nicht über ein 0:0 hinauskam. Dabei bot sich der ersatzgeschwächten Fiorentina die große Chance auf den ersten Sieg gegen Inter seit 2006. Der herausstürzende Julio Cesar brachte Lazzari zu Fall - Elfmeter! Ljajic trat an, scheiterte jedoch am brasilianischen Nationaltorhüter, der seinen Fehler damit wieder gut machte (68.). Die Nerazzurri bleiben unter ihrem neuen Coach Andrea Stramaccioni weiter ungeschlagen (2/2/0).

Parma atmet auf

Am Samstag standen zunächst einmal Abstiegskampf und das Ringen um die Europapokal-Plätze im Fokus. So schaffte Parma zum Auftakt mit einem klaren 3:0 gegen das zuvor punktgleiche Cagliari einen echten Befreiungsschlag im Abstiegskampf. Parma-Coach Roberto Donadoni gewann somit gegen seinen Ex-Klub, der Sieg wurde allerdings erst in der Schlussphase durch Elfmetertore von Floccari (73.) und Okaka Chuka (90.) unter Dach und Fach gebracht.

Udinese Calcio rutscht derweil immer weiter ab: Mit der Nullnummer bei Chievo Verona sind es nun schon acht Ligaspiele in Folge, in denen die "Zebrette" nur ein Mal gewinnen konnten. Platz drei droht nun, außer Reichweite zu gelangen und selbst ein Europa-League-Rang ist noch keineswegs gesichert.

Neapel bleibt auf Kurs - trotz Gegenwind

Cavani und Paolo Cannavaro trafen für Napoli und halten ihr Team im Rennen um die internationalen Plätze.

Cavani und Paolo Cannavaro trafen für Napoli und halten ihr Team im Rennen um die internationalen Plätze. Getty Images

Denn die Konkurrenz schläft nicht: Der SSC Neapel gewann am Abend gegen den Vorletzten Novara mit 2:0. Cavani (21.) und Paulo Cannavaro (37.) brachten Napoli schon im ersten Durchgang auf Kurs. Einen Punkt hat das Team von Trainer Walter Mazzarri nun noch Rückstand auf Udine. Allerdings muss der SSC befürchten, dass der Abstand am grünen Tisch wieder größer wird.

Denn in den seit rund einem Jahr laufenden Ermittlungen im italienischen Wettskandal sagte der ehemalige SSC-Ersatztorwart Matteo Gianello vor der Staatsanwaltschaft aus, er habe vor der Partie bei Sampdoria Genua im Mai 2010 versucht, den beiden Teamkollegen aus der Abwehr, Gianluca Grava und auch Kapitän Paolo Cannavaro, Geld für einen Sampdoria-Sieg zu bieten, auf den der mutmaßliche Wettring lukrative Einsätze platzieren wollte. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, wären lange Sperren für die betroffenen Spieler sowie Punktabzug die Folge. Doch noch bleibt der Klub gelassen: "Napoli hat keine Partie verschoben. Das sind haltlose Vorwürfe, die uns in keiner Weise beunruhigen", hieß es in einer Verlautbarung.