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River Plate: Abstieg nach 110 Jahren

Argentinien: Ausschreitungen nach dem 1:1 gegen Belgrano

River Plate: Abstieg nach 110 Jahren

Der Schock nach dem Schlusspfiff: River Plate muss absteigen.

Der Schock nach dem Schlusspfiff: River Plate muss absteigen. picture-alliance

Vor 60.000 Zuschauern ließ Mariano Pavone mit seinem Treffer in der fünften Minute per Flachschuss aus 18 Metern bei den Hausherren Hoffnung auf den Klassenerhalt aufkeimen. Doch nach der Pause glich Guillermo Farrés für die Gäste aus (61.). Als Pavone sechs Minuten später auch noch einen Elfmeter verschoss, begann der nicht für möglich gehaltene Abstieg des Traditionsklubs aus Buenos Aires Konturen anzunehmen. Der 1901 gegründete Hauptstadtklub und Weltpokalsieger von 1986 war seit der Premierensaison 1931 Dauergast der argentinischen Primera Division. In der kommenden Saison spielt River nun erstmals in der Nacional B. "Niemand, absolut niemand, wird in der Lage sein, diesen Tag zu vergessen", schrieb die Tageszeitung "Clarin", "Unvorstellbar, aber wahr", titelte das Sportblatt "Ole". Und die spanische Tageszeitung "El Pais" kommentierte: "Das ist, als würde Real Madrid in die 2. Liga absteigen."

Nach dem historischen Abstieg der "Millonarios", die auf dem Rasen bittere Tränen vergossen, kam es zu schweren Ausschreitungen. River-Anhänger lieferten sich stundenlange Straßenschlachten mit den rund 2000 um das Stadion postierten Polizisten. Autos gingen in Flammen auf, noch zehn Blocks weiter wurden Lokale geplündert. Mindestens 72 Verletzte, 50 Festnahmen - so die erste Schreckensbilanz. Ein Schwerverletzter musste per Hubschrauber vom Trainingsfeld des Monumental-Stadions abgeholt werden. Zwei Polizeibeamte erlitten Schädelbrüche, meldete die Nachrichtenagentur DyN.

Der Schiedsrichter hatte das Spiel bereits in der 89. Minute abgepfiffen, als die ersten Steine und herausgerissenen Sitze auf das Spielfeld flogen. Bereits nach dem 0:2 im Hinspiel hatten vermummte River-Plate-Rowdys den Platz gestürmt und waren handgreiflich gegen die Spieler der eigenen Mannschaft vorgegangen.

Klubpräsident Daniel Passarella, dessen Rücktritt die Fans vehement gefordert hatten, denkt indes nicht daran abzutreten: "Mich bekommen sie nur tot hier weg", wählte der Kapitän der argentinischen Weltmeister-Mannschaft von 1978 einen hinsichtlich der Ereignisse ums Estadio Monumental etwas unpassend dramatischen Tonfall.

Mariano Pavone

Das blanke Entsetzen: Mariano Pavone nach seinem Elfmeter-Fehlschuss. Getty Images