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Blatter bleibt trotz Wellengang Kapitän

61. FIFA-Kongress: Große Mehrheit bei Wiederwahl

Blatter bleibt trotz Wellengang Kapitän

Nahm erleichtert die Glückwünsche entgegen: FIFA-Präsident Joseph S. Blatter.

Nahm erleichtert die Glückwünsche entgegen: FIFA-Präsident Joseph S. Blatter. picture alliance

Am Ende war die Mehrheit deutlich. Der 75-jährige Schweizer wurde auf dem 61. Kongress des Weltverbandes in Zürich mit 186 von 203 Delegierten-Stimmen gewählt. Dabei hatte der Tag noch damit angefangen, dass der englische Verband FA eine Verlegung der Wahl anstrebte. Mit 172:17 Stimmen wurde der Antrag von David Bernstein abgelehnt.

Mit einem cleveren Schachzug, brachte Blatter den Kongress auf seine Seite. "Ich möchte, dass in Zukunft die Organisation der WM vom Kongress der FIFA beschlossen wird", sagte Blatter und sorgte damit vor allem bei den Delegierten für eine große Überraschung. Der Schweizer will künftig die Delegierten der Mitgliedsverbände über den Austragungsort der Weltmeisterschaften entscheiden lassen – und nicht mehr das wegen der massiven Korruptionsvorwürfe umstrittene FIFA-Exekutivkomitee. Das FIFA-Exko soll nur noch eine Vorauswahl treffen dürfen.

Beckenbauer geht und "droht" mit Engel Aloisius

Franz Beckenbauer

"Frei wie ein Vogel": Franz Beckenbauer bei seiner Verabschiedung. picture alliance

"Das war stark, das war konsequent. Dass in Zukunft der Kongress entscheidet, ist ein Schlag gegen mögliche Korruption. Darüber bin ich sehr froh", sagte das neue Exekutivkomitee-Mitglied Theo Zwanziger. Der DFB-Präsident zieht als Nachfolger von "Kaiser" Franz Beckenbauer in die vielgescholtene FIFA-"Regierung" ein. Beckenbauer verabschiedete sich gewohnt launig mit den Worten: "Ich fühle mich jetzt frei wie ein Vogel. Ich werde Ihnen den Engel Aloisius schicken, der normalerweise die bayerische Regierung berät. Ich wünsche der FIFA für die Zukunft weise Entscheidungen."

Auf einem noch nicht terminierten außerordentlichen Kongress soll die Reform beschlossen werden. Zudem soll neben der Ethikkommission eine Art Lösungskommission gegründet werden, die den Korruptionsvorwürfen auf den Grund gehen soll. Für seine Reformprojekte hätte Blatter gerne den früheren amerikanischen Außenminister Henry Kissinger und Fußball-Legende Johan Cruyff im Boot.

Der 88 Jahre alte Kissinger habe zugestimmt, einer "Kommission aus weisen Personen" anzugehören, das den Weltverband beraten soll, sagte Blatter. Er wolle sich in dieser Sache auch an den Niederländer Cruyff wenden.

"Wir brauchen Transparenz und können nicht mehr einfach nur reden, sondern müssen handeln. Schließlich geht es um den Ruf unseres Königswettbewerbs, der Weltmeisterschaft. Die doppelte Vergabe im Dezember 2010 hat zu einer Welle von Anschuldigungen geführt. Und diese ganzen Wellen sind noch immer nicht verebbt. Wir müssen reagieren", sagte Blatter.

Kein Zutritt für Mohamed Bin Hammam

Keine Reaktionen zeigte Blatter mehr in Richtung Mohamed Bin Hammam. Dem suspendierten Bin Hammam wurde am Mittwoch zudem der Zutritt zum Kongress verwehrt. Der Katarer, der ursprünglich bei der Präsidentschaftswahl gegen den Amtsinhaber antreten wollte, konnte bislang keinen Einspruch gegen seine Suspendierung einlegen.

Bereits vor der Suspendierung hatte Bin Hammam seine Kandidatur zurückgezogen. Bin Hammam soll mithilfe von Jack Warner, Präsident der CONCACAF-Konföderation (Nord- und Mittelamerika und Karibik), Stimmen von Mitgliedern der karibischen Fußball-Union CFU gekauft haben. "Ich bin sehr traurig darüber, was in den letzten Tagen passiert ist. Ich werde nie akzeptieren, wie ein Name und mein Ruf beschädigt wurden. Ich werde um mein Recht kämpfen", sagte der 62-Jährige und fügte hinzu: "Ich wurde bestraft, bevor ich schuldig gesprochen bin. Das geht nicht."

Blatter konzentriert sich wie es scheint auf die Zukunft. "Zusammen werden wir die nächsten vier Jahre bestreiten, vorausgesetzt, der liebe Gott gibt mir die Kraft, mein Werk fortzuführen", sagte Blatter nach seiner Wiederwahl. "Ich freue mich, dass es gelungen ist, Solidarität und Einheit wieder in die FIFA einziehen zu lassen. Wir werden dieses Schiff der FIFA wieder in ruhigere transparentere Gewässer führen." Noch ist die See, trotz Wiederwahl, allerdings unruhig. Und Blatter muss jetzt den Versprechungen Taten und Reformen folgen lassen.