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Saisonfinale in Österreich: Es riecht nach Manipulation

Diskussionen um Salkics Handspiel

Saisonfinale in Österreich: Es riecht nach Manipulation

Handspiel mit schalem Beigeschmack: Edin Selkic sieht Gelb von Referee Manuel Schüttengruber.

Handspiel mit schalem Beigeschmack: Edin Selkic sieht Gelb von Referee Manuel Schüttengruber. imago

Nun hat die Justiz Ermittlungen aufgenommen wegen Betrugsverdachts. Bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt liegt eine Betrugsanzeige nach dem durch Graz mit 2:1 gewonnenen Spiel vor.

Hintergrund: In Neustadt lief die 87. Spielminute. Spielstand 1:1, Eckball für die Gäste aus der Steiermark. Der Ball fliegt hoch herein, und Hausherren-Stürmer Edin Salkic, einst für Sturm am Ball, greift völlig unmotiviert mit der Hand zum Ball, boxt diesen förmlich aus der Gefahrenzone. Schiedsrichter Manuel Schüttengruber zückte Gelb und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Samir Muratovic verwandelte für Sturm zum 2:1. Mit zwei Punkten Vorsprung geht Graz ins letzte Punktspiel zu Hause gegen Innsbruck und kann den Titelgewinn perfekt machen.

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In Österreich schrillten sofort die Alarmglocken: "Wird die Bundesliga durch ein manipuliertes Spiel entschieden?", fragte der österreichische Rundfunk ORF auf seiner Internetseite. Das landeseigene Frühwarnsystem hatte keine Signale erkannt, es überwacht jedoch lediglich die österreichischen Buchmacher. Anders das "Asian Monitor Early Warning System" aus dem Vorarlberg. Dessen Vertreter Peter Mündle glaubt nicht an einen Zufall und spricht von "glasklaren Indikatoren" für Manipulationen auf dem asiatischen Wettmarkt.

Zwar gelte für den Spieler "die Unschuldsvermutung", doch passe alles zusammen, so Mündle gegenüber dem ORF. Demnach sei das Siebenfache der für solche Spiele üblichen Summen auf die Partie gesetzt worden. Zudem habe sich die Quote während des Spiels mehrmals auffällig stark verändert.

ÖFB: "Gebotene Gründlichkeit" - Austria: "Für uns alle bitter"

Die Europäische Fußball-Union UEFA teilte auf dpa-Anfrage mit, dass man sich generell nicht zu einzelnen Fällen äußere, um die polizeilichen Ermittlungen nicht zu gefährden. Die österreichische Bundesliga kündigte derweil eine Kooperation mit der Staatsanwaltschaft an. Auch der österreichische Fußball-Bund ÖFB will nach Angaben von Generaldirektor Alfred Ludwig "den Gerüchten über internationale Auffälligkeiten mit der gebotenen Gründlichkeit nachgehen". Salkic steht beim Saisonfinale nicht im Kader von Wiener Neustadt.

Beim Grazer Meisterschaftsrivalen Austria Wien stößt das Elfmetertor in Wiener Neustadt und sein Zustandekommen sauer auf. AG-Vorstand Markus Kraetschmer sagte auf der Klubwebsite: "Fakt ist, dass die Liga in dieser Frage gefordert ist und ihr auf Punkt und Beistrich nachgehen muss. Klar ist weiter, dass diese Aktion für alle bei uns bitter ist und den Fußball, sollte sich der Manipulationsverdacht tatsächlich bestätigen, in seinen Grundfesten erschüttert." Dennoch wollen die Veilchen am Mittwoch im letzten Saisonspiel zu Hause gegen Salzburg alles geben, um die letzte Chance auf den Titel zu wahren.

Salzburg indes trennt sich nach dem verlorenen Saisonfinale von sechs Spielern, deren Verträge auslaufen: vom ehemaligen Cottbuser Torhüter Gerhard Tremmel, von Rabiu Afolabi, Laszlo Bodnar, Milan Dudic, Johan Vonlanthen und Wolfgang Schober. Lediglich der Ex-Schalker Simon Cziommer, dessen Kontrakt ebenfalls auslief, wird in Salzburg gehalten.

Krawall-Derby: 40 Anzeigen

In der Hauptstadt Wien kündigte der österreichische Kanzler Werner Faymann derweil an, die Politik werde nach den Ausschreitungen im Stadtderby gemeinsam mit den Verantwortlichen eventuelle Verschärfungen für Fans prüfen.

Die österreichische Polizei sprach inzwischen rund 40 Anzeigen gegen Beteiligte aus. Unter den Hooligans seien auch Fans aus Deutschland und Griechenland gewesen.

Das Spiel wurde am Montag als 3:0-Erfolg für Austria gewertet. Über weitere Strafmaßnahmen will das Gremium am 1. Juni entscheiden.