Barcelona ohne Lionel Messi? Das gibt's normalerweise bloß, wenn der kleine Argentinier verletzt ist. Doch im Stadtderby verzichtete Trainer Ernesto Valverde freiwillig auf seinen Superstar, Paco Alcacer durfte für ihn ran. Hörbar mit dabei war Piqué - der Weltmeister wurde bei jedem Ballkontakt gnadenlos ausgepfiffen. Nach dem Pokal-Viertelfinal-Hinspiel (Espanyol gewann 1:0, verlor das Rückspiel aber 0:2) hatte er den Klub als "Espanyol de Cornella" bezeichnet und ihn damit quasi zu einem unwichtigen Stadtteilklub degradiert.
Piqué spulte sein Programm zunächst recht souverän runter, die Abwehrreihen bekamen ohnehin nicht viel zu tun. Strömender Regen erschwerte den Spielfluss, mitunter blieb der Ball im pitschnassen Geläuf stecken. Barça fehlten eindeutig Messis Ideen, um die zwei Viererketten Espanyols in Verlegenheit zu bringen.
Coutinho scheitert an der Latte
Die einzige richtige Ausnahme in der 21. Minute: Coutinho nahm aus 17 Metern Maß - die Latte rettete beim schönen Schlenzer für die Gastgeber. Auf der anderen Seite hatte Baptistao fünf Minuten später viel zu viel Platz und schloss aus 18 Metern wuchtig ab. Ter Stegen parierte, hatte aber mächtig Mühe mit dem glitschigen Leder. Baptistaos Kopfball (34.) und Suarez' Freistoß auf der anderen Seite (45.) flogen jeweils knapp über den Kasten. Dazwischen leistete sich Piqué einen Lapsus. Der Weltmeister verlor den Ball beim Aufbau, holte ihn dann aber wieder zurück. Die Art und Weise war allerdings mehr als grenzwertig. Statt auf Freistoß und Gelb entschied der Referee fälschlicherweise und zum Ärger des Publikums auf Weiterspielen (39.).
Messi kommt, Espanyol trifft
Nach einer Stunde kam dann endlich Messi, der nach einem Foul erst mal eine fünf Meter lange Rutschpartie ins Seitenaus hinlegte. Der "Floh" brachte aber kaum Linie in die Regenschlacht. Espanyol hielt die Blaugrana vom eigenen Gehäuse weg, initiierte eigene Versuche - und einer davon saß. Daran war ter Stegen nicht ganz unschuldig: Sein Abstoß geriet zu kurz und landete direkt beim Gegner, der ab der Mittellinie sofort Fahrt aufnahm. Von rechts flankte Sergio Garcia punktgenau auf Gerard, der wuchtig einköpfte. Piqué stand einen Tick zu weit weg (66.).
Piqué provoziert und bekommt die Quittung
Viel fiel Barcelona nicht ein, Tiki Taka kam auf dem Platz schlicht nicht in Frage. Eine Standardsituation musste letztlich für den Ausgleich herhalten - und wer sonst als Piqué hätte den Treffer erzielen können! Nach einer Freistoßflanke von Messi setzte er sich beim Kopfball durch und traf zum 1:1 (82.). Den Jubel mit dem Finger auf dem Mund ließ er sich nicht nehmen, er feierte den Treffer provokant lange und ausgiebig.
Die Retourkutsche folgte kurz darauf: Bei einem Befreiungsschlag von Piqué hielt Gerard das gestreckte Bein rein, eine Rudelbildung war die Folge. Als der Barça-Torschütze wieder stand und seinem Gegenüber noch ein paar Worte mit auf den Weg gab, war dann Gerard kurz davor, komplett auszurasten. Nach zahlreichen weiteren Fouls und Scharmützeln war nach drei Minuten Nachspielzeit Schluss in diesem überaus hitzigen Derby. Und das war auch gut so.