Champions League

Atletico wird für Ancelotti zum ersten Prüfstein

Respekt für Freund Simeone und eine negative Bilanz

Atletico wird für Ancelotti zum ersten Prüfstein

"Er ist ein sehr guter Freund": Carlo Ancelotti (re.) über Diego Simeone.

"Er ist ein sehr guter Freund": Carlo Ancelotti (re.) über Diego Simeone. picture alliance

Aus Madrid berichtet Frank Linkesch

2013 trat Ancelotti die Nachfolge von José Mourinho bei den Königlichen an, er brachte als "Friedensstifter" die dringend benötigte Ruhe in den Klub und holte keine zwölf Monate später die ersehnte "Decima", den zehnten Henkelpott. Auch den Pokal gewann er in seiner ersten Saison, es folgten der UEFA-Supercup und die Klub-WM. Vier Titel, die aber nicht ausreichten, als im Frühjahr 2015 Meisterschaft und Champions League verspielt waren. Ancelotti musste gehen, Meister wurde er mit Real Madrid nicht. Überhaupt erstaunt es, dass er "nur" dreimal Meister in seiner Trainerlaufbahn geworden ist, also genauso oft, wie er in der Champions League in diesem Zeitraum triumphiert hat: Einmal gelangte er beim AC Mailand zu nationalen Ehren, einmal beim FC Chelsea, einmal bei Paris St. Germain. Nummer vier wird nun in München vom 57-Jährigen erwartet.

Trainersteckbrief Ancelotti
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Simeone Diego Pablo

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Ancelottis Meisterstück gegen die Bayern

Gegen ebendiese Bayern hat Ancelotti als Reals Trainer sein Meisterstück geliefert, als er sie und Pep Guardiola auf dem Weg zur Decima im Halbfinale 2014 mit 1:0 und 4:0 aus dem Weg räumte. Nun kehrt er zurück, auch wenn es dieses Mal gegen Atletico geht, Reals scheinbar ewig unterlegenen Stadtrivalen - der aber wiederum Pep Guardiolas Bayern vor ein paar Monaten aus dem Wettbewerb kegelte, in dem es Ancelotti nun besser machen soll als sein Vorgänger. "Beide arbeiten ähnlich, beide legen viel Wert auf Ballbesitz. Bei Carlo suchen wir vielleicht schneller den Abschluss", hat Javi Martinez festgestellt.

Diego ist einer der besten Trainer weltweit und dabei noch anstrengender als früher als Gegenspieler.

Ancelotti über Simeone

Atletico wird für Ancelotti zum ersten wirklichen Prüfstein als Bayern-Trainer. Für Diego Simeone, seinen alten Stadtrivalen aus Madrider Tagen, hat er nur warme Worte übrig: "Er ist ein sehr guter Freund, ich mag seinen Spielstil. Diego ist einer der besten Trainer weltweit und dabei noch anstrengender als früher als Gegenspieler." Dabei ist Ancelottis Bilanz gegen die Elf von Simeone aus der Zeit in Madrid negativ. Vier Siege, vier Remis, aber fünf Niederlagen in 13 Partien. Allerdings: Das Champions League-Finale gewann er 2014 mit 4:1 nach Verlängerung, die der Last-Second-Treffer von Sergio Ramos erst ermöglicht hatte. Schlachtenglück. Auch im Jahr darauf warf er mit Real den Stadtrivalen aus der Königsklasse, dieses Mal im Viertelfinale. Ancelotti, ein Trainer für die großen Spiele, an dem Simeone "Ruhe und Gelassenheit" bewundert. Kein Wunder, dass Cristiano Ronaldo ihn einen "fantastischen Mann" genannt hat. Überhaupt findet sich in Reals Starensemble kein Spieler, der schlecht über Ancelotti redet.

Hoher Wohlfühlfaktor in München

Nicht einmal Präsident Florentino Perez, der Ancelotti schließlich schasste. Dessen Erbe aber ist noch heute an der Seitenlinie des Bernabeu zu bestaunen: Er installierte einst Zinedine Zidane als Co-Trainer, mittlerweile hat der Franzose mit den Madrilenen den elften Henkelpott gewonnen. Der Umgang mit einem Präsidenten wie Perez sei mitunter schwer gewesen, hat Ancelotti gesagt, auch mit Klubeignern wie Roman Abramovich. Bei den Bayern trifft er auf Gleichgesinnte, ehemalige Stars wie Karl-Heinz Rummenigge oder Uli Hoeneß. Auch deshalb hat er sich in München auf Anhieb wohl gefühlt. Fehlt nur noch der nächste Sieg gegen Atletico in einem richtig wichtigen Spiel. Dann könnte er die Stadt auch wieder entspannt verlassen.

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