Er ist jetzt 38 Jahre alt, doch Angebote für ihn trudelten offenbar weiter ein. Von "aufregenden Offerten aus England und dem Ausland" berichtete Frank Lampard am Donnerstag selbst - er schlug sie alle aus. "Nach 21 unglaublichen Jahren habe ich mich entschieden, dass nun die richtige Zeit gekommen ist, um meine Karriere als Fußballprofi zu beenden", schreibt Lampard auf Facebook. Er wolle nun "ein neues Kapitel" in seinem Leben beginnen.
Von seinen Eltern über seine Frau bis zu den Vereinsmitarbeitern, die ihn in seiner Laufbahn begegneten, dankte Lampard in seiner Mitteilung allen, auch der FA für die Chance, "an meiner Trainerausbildung zu arbeiten". Sicher ist: Sollte er als Trainer auch nur halb so erfolgreich sein wie als Spieler, wird man Lampard schon bald wiedersehen in den großen Stadien dieser Welt.
Spielersteckbrief Lampard
Wenn er gut spielt, ist er der Beste. Wenn er schlecht spielt, ist der Zweit- oder Drittbeste.
José Mourinho über Frank Lampard
"Wenn er gut spielt, ist er der Beste", sagte José Mourinho, sein einstiger Trainer bei Chelsea, mal, "wenn er schlecht spielt, ist der Zweit- oder Drittbeste." 649 Pflichtspiele absolvierte er in 13 Jahren für "seine" Blues, auch wenn er sein Premier-League-Debüt unter seinem Onkel Harry Redknapp im Trikot von West Ham United gefeiert hatte und seine letzte Station als Spieler New York City in der MLS bleiben wird.
Als Nationalspieler erfüllte er die gewohnt riesigen Erwartungen trotz 106 Länderspielen (29 Tore) zu selten, die "Goldene Generation" um ihn und Steven Gerrard blieb ein Versprechen, das nie eingelöst wurde. 2014 trat er zurück, weil er, so seine unterhaltsame Begründung, gegenüber Luke Shaw den Namen Tony Adams erwähnt und der junge Verteidiger von Manchester United keine Ahnung hatte, wer das ist. "Da wusste ich, dass es Zeit ist, aufzuhören."
Lampard war ein, vielleicht das Chelsea-Gesicht der Abramovich-Ära
Auf Vereinsebene war dagegen kein Titel sicher vor dem Mann, den der Boulevard in seinen Anfangsjahren als "Fat Frank" verunglimpfte und der auch danach stets um Anerkennung kämpfen musste: Mit Chelsea wurde er dreimal Meister (2005, 2006, 2010), viermal FA-Cup-Sieger (2007, 2009, 2010, 2012) und führte den Klub als Kapitän 2013 zum Europa-League Triumph - und, auf dramatische Weise in München, 2012 zum Gewinn der Champions League gegen den FC Bayern. Lampard war ein, vielleicht das Gesicht des FC Chelsea in der Abramovich-Ära. 2005 wurde er Zweiter bei der Weltfußballerwahl.
Gleichzeitig stellte er bemerkenswerte Rekorde auf; bemerkenswert deshalb, weil er als Mittelfeldspieler in Bestenlisten auftaucht, die eigentlich für Mittelstürmer vorgesehen sind: Mit 177 Treffern ist er bis heute der torgefährlichste Mittelfeldspieler der Premier-League-Geschichte, mit Alan Shearer, Wayne Rooney und Andy Cole waren auch nur drei Stürmern erfolgreicher. Seine 211 Pflichtspieltore für Chelsea toppt gar keiner. Wenn er zum Fernschuss ansetzte, kämpfte jeder Torwart mit Schweißausbrüchen.
Am Ende begegneten ihm viele Chelsea-Fans eher reserviert
Dass er es trotzdem schaffte, bei seinem letzten Auftritt gegen Chelsea kühl empfangen zu werden, hatte mit seinem vorletzten Wechsel zu tun : Im Sommer 2014 unterschrieb er bei New York City, landete dann aber erst mal bei Chelseas Ligakonkurrenten Manchester City - beide Klubs haben denselben Eigentümer. Er sei "allen für alles dankbar", schrieb er dennoch über die Blues zum Abschied. ManCity spielte an jenem Septembertag 2014 dann 1:1 gegen Chelsea. Das Tor schoss natürlich Lampard.
