Bundesliga

Mit Großkreutz' Wechsel endet eine Ära

Türkische Presse schüttet Spott über Galatasaray aus

Mit Großkreutz' Wechsel endet eine Ära

Ein "Dortmunder Junge" in Istanbul: Kevin Großkreutz wechselt zu Galatasaray.

Ein "Dortmunder Junge" in Istanbul: Kevin Großkreutz wechselt zu Galatasaray. imago

Liebe, die unter die Haut geht

Großkreutz war neben Jakub Blaszczykowski (AC Florenz), Sebastian Kehl (Karriereende) und Trainer Jürgen Klopp (Rücktritt) in den vergangenen Jahren eines der Gesichter der Borussia: Als gebürtiger Dortmunder wurde der Flügelflitzer unter anderem beim BVB ausgebildet und ließ sich später sogar die Skyline und das Wappen der Stadt auf die rechte Wade tätowieren. Nach der Weiterbildung bei Rot Weiss Ahlen (2002-09) spielte der 27-Jährige in den letzten sechs Jahren ununterbrochen für den BVB und schoss in 176 Bundesliga-Spielen 23 Tore. Mit den Schwarz-Gelben sammelte er zwei Meistertitel (2011, 2012) und holte einmal den DFB-Pokal (2012). Auch hier ging die Liebe zu seinem Verein unter die Haut - Großkreuz ließ sich diese drei Trophäen auf das linke Schulterblatt stechen.

Trainersteckbrief Hamzaoglu
Hamzaoglu

Hamzaoglu Hamza

Spielersteckbrief Großkreutz
Großkreutz

Großkreutz Kevin

Galatasaray SK - Vereinsdaten
Galatasaray SK

Gründungsdatum

01.10.1905

Vereinsfarben

Gelb-Rot

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Borussia Dortmund - Vereinsdaten
Borussia Dortmund

Gründungsdatum

19.12.1909

Vereinsfarben

Schwarz-Gelb

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Den Höhepunkt seiner Karriere erlebte der Allrounder aber 2014, als er mit Deutschland zur WM 2014 nach Brasilien reiste und - wohlgemerkt ohne Einsatz - als Weltmeister zurückkam.

Karriereknick und Skandale

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Danach erlebte Großkreutz' Karriere aber einen Knick: Seitdem nämlich spielte die Klub-Ikone nur noch eine Nebenrolle bei der Borussia: 17 Einsätze in der Saison 2014/15 (kein Tor), darunter nur sechs Spiele über 90 Minuten und ein kicker-Notenschnitt von 4,04 belegen den wenig weltmeisterlichen Trend. Nach dem Trainerwechsel von Jürgen Klopp zu Thomas Tuchel im Sommer 2015 wurde der Rechtsfuß dann überhaupt nicht mehr berücksichtigt und nur noch in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga West eingesetzt (vier Spiele, kein Tor). Demnach zeichnete sich ein Wechsel in den letzten Wochen immer mehr ab.

In jedem Fall war Großkreutz ein Spieler, der polarisierte. Auf der einen Seite Spaßkanone und Teamplayer, auf der anderen Seite aber auch Skandalnudel: Ein umstrittenes wie unnötiges Wortgefecht mit Schalke-Legende Gerald Asamoah , die Pinkelaffäre und der Döner-Wurf vor der WM 2014 sorgten für negative Schlagzeilen. Beim Neuanfang in Istanbul trifft Großkreutz (sechs A-Länderspiele für Deutschland) auf seinen Nationalmannschaftskollegen und Kumpel Lukas Podolski, der sich bereits am 4. Juli "Cimbom" anschloss.

Türkische Presse zerreißt Galatasaray

Dass Großkreutz allerdings erst im Winter spielen darf, bezeichnete die türkische Presse als "Skandal des Jahrhunderts" ("Hürriyet"). Das sei ein "großer Schock für Galatasaray". Den Angaben zufolge lag der Fehler bei Galatasarays Vize-Verwaltungsmanager Ugur Yildiz, der die Dokumente unvollständig und ohne Unterschrift abgeschickt habe. Yildiz ist laut "Hürriyet" mittlerweile entlassen worden. "Skandal", titelte auch die Sportzeitung "AMK" in dicken rot-gelben Buchstaben. Die Panne werde "in die Geschichte eingehen", hieß es weiter. In zahlreichen Reaktionen auf Twitter wurde sogar der Rücktritt von Klubchef Dursun Özbek verlangt. "Einer, der nicht mal Klassenvorstand sein kann, leitet Galatasaray" oder "Wir haben drei Pokale gewonnen, aber die Leitung hat es uns vergiftet. Verzieht euch sofort!", hieß es unter anderem in von "AMK" ausgewählten Tweets. Die Sportzeitung "Fanatik" kommentierte die Posse mit einem Wortspiel: "Skandal im Palast". "Saray" heißt auf deutsch "Palast".

Der Fußball-Weltverband FIFA hatte den Transfer des 27 Jahre alten Weltmeisters zum türkischen Meister und Pokalsieger in der am Montag zu Ende gegangenen Wechselperiode abgelehnt. Ein Einspruch von Galatasaray war erfolglos geblieben. Die FIFA war zu der Überzeugung gekommen, dass die Türken "nicht alle notwendigen Schritte zur rechtzeitigen Abwicklung des Transfers vollzogen hatten". Auf wichtigen Dokumenten hätten Unterschriften gefehlt, wie die Türken später einräumten.

kon

Teil 1. Liebe Fans und Freunde, liebe Anhänger von Borussia Dortmund, es ist der Augenblick gekommen, um über meine Zukunft zu sprechen. Doch zunächst liegt es mir sehr am Herzen, DANKE zu sagen: Danke für die unglaubliche Unterstützung in den vergangenen 6! Jahren, Danke für jedes positive und aufmunternde Wort, Danke für jedes Foto und Autogramm, welches ich geben durfte, Danke für jede einzelne Sekunde, die ich für diesen wunderbaren Verein spielen durfte, ich danke jedem einzelnen Mitarbeiter, unserem Trainer, mit dem wir 6 wunderbare Jahre hatten und allen Mannschaftskollegen für alles. Der größte Dank geht aber an unsere Fans, IHR habt immer hinter mir gestanden und IHR macht diesen Verein einfach zu etwas Einzigartigem, bleibt Euch selber treu, denn "Spieler kommen und gehen, Borussia Dortmund bleibt bestehen".(...) Ein neues Land, eine andere Kultur, neue und alte Bekannte treffen? Ich danke Galatasaray Istanbul für diese Möglichkeit. Die FIFA hat meine Spielberechtigung NICHT anerkannt, trotzdem werde ich ab der kommenden Woche mich nach Istanbul begeben und eingewöhnen. Ich habe nun leider bis Januar die Zeit mich nur im "Training" zu beweisen

Ein von Kevin (@fischkreutz) gepostetes Foto am