Die Fans der Madrilenen sind verwöhnt - und wollen das Spiel für Spiel auch aufs Neue werden. Wenn das Star-Ensemble keine Galaauftritte liefert, verlieren Reals traditionell kritische Zuschauer schnell die Geduld, denn schnöde Arbeitssiege werden im Madrider Norden nicht goutiert. Zudem haben die Aficionados Real die herbe 0:4-Derbyklatsche vor einer Woche bei Atletico Madrid nicht verziehen. Und so waren beim matten 2:0 gegen Deportivo einige Pfiffe auszumachen. Ronaldos feucht-fröhliche Geburtstagsfeier in der Nacht nach der Schlappe kam ebenso wenig gut an, weshalb die Fans auch ihm einen kühlen Empfang boten.
Pfiffe im Bernabeu
Vor allem Trainer Carlo Ancelotti, Torwart Iker Casillas (er hatte beim 0:1 gegen Atleti gepatzt) und Gareth Bale wurden ausgepfiffen. Real wirkte zu allem Überfluss antriebslos und uninspiriert; genauso, wie ihr Superstar Cristiano Ronaldo. Widergutmachung für die Schlappe wurde also nicht betrieben. "Entschuldigung nur zur Hälfte gelungen", schrieb die Zeitung "As" hernach.
Spielersteckbrief Cristiano Ronaldo
Real Madrid - Vereinsdaten
Gründungsdatum
06.03.1902
Vereinsfarben
Weiß-Blau
FC Schalke 04 - Vereinsdaten
Gründungsdatum
04.05.1904
Vereinsfarben
Blau-Weiß
Nicht nur die Zuschauer, auch die Medien in der spanischen Hauptstadt sind anspruchsvoll - und schon wird wieder die Silhoutte einer Krise an die Wand gemalt, denn in Spanien sind Himmel und Hölle immer nah beieinander. "In dieser Form wird der Champions-League-Sieger den Titel nicht verteidigen und nicht einmal gegen Schalke gewinnen", moserte das Sportblatt "Marca". Besonders die Form von Ronaldo bereitet den Madridistas Sorgen. "Er ist nicht wiederzuerkennen", konstatierte "Marca". Ronaldo sei "in der schwächsten Form seit seinem Wechsel 2009 nach Madrid".
Ronaldos schwache Form macht Sorgen
Mürrischer Blick: Carlo Ancelotti weiß um die ästhetischen Probleme seiner Mannschaft und nennt die Situation "einen delikaten und komplizierten Moment". Imago
28 Ligatore erzielte Ronaldo bereits, seit drei Spielen hat er aber Ladehemmung. In einigen Situationen wirkt er zaudernd, gehemmt und steif. Dass er selbstloser als früher agiert (gegen Depor legte er ungewohnt uneigennützig beim 2:0 für Sturmkollege Karim Benzema ab) - geschenkt. Tore sind der Maßstab für "CR7". Doch sein Trainer eilte rasch zur Verteidigung herbei. "Cristiano war körperlich sehr gut gegen Depor. Er verbessert sich. Ihm fehlt nur ein Tor, morgen hat er eine gute Chance darauf."
Ancelotti hatte schon vor dem Spiel gegen die Galicier eingeräumt, dass sein Team seit dem Gewinn der Klubweltmeisterschaft im Dezember in Engagement und Konzentration nachgelassen hätte. Der Italiener nannte die Situation einen "delikaten und komplizierten Moment". Mildernde Umstände gelten für die galaktische Startruppe nicht, obwohl bei näherem Betrachten festgestellt werden muss, dass mit Luka Modric, James Rodriguez und den Verteidigern Pepe und Sergio Ramos vier tragende Säulen der Stammelf fehlen. Besonders die Absenz der Stamm-Innenverteidigung sorgte für einige Instabilität. Zumindest Pepe soll nach seiner Rippenprellung zurückkehren und die zuletzt so verunsichert wirkende Defensive verstärken.
Kroos: "Es geht nicht darum, irgendein Ergebnis zu wiederholen"
Die Gesichter sprechen Bände: Toni Kroos und Cristiano Ronaldo wirken teilweise etwas ratlos. Imago
Wird Pepe nicht rechtzeitig fit, verteidigt Nacho Fernandez wieder. Der 25-Jährige weiß, dass die Schalker auf Revanche aus sind: "Sicherlich sitzt der Stachel des letzten Jahres bei Schalke noch tief. Schalke hat große Lust, das Ergebnis aus der Vorsaison wiedergutzumachen und sich im Vergleich zum letzten Jahr verbessert." Auch Casillas pflichtete dem bei: "Das wird sicher schwieriger, als viele denken. Dass wir schon in der letzten Saison gegen sie gespielt haben, ist meiner Meinung nach eher zu ihrem Vorteil. Sie sind sicher auf Revanche aus."
Das 6:1 befindet sich also noch in den Köpfen der Akteure. Mit Blick auf das Vorjahresergebnis in Gelsenkirchen sagte Toni Kroos: "Diesen Gefallen werden sie uns diesmal nicht tun, deshalb ist ein solches Ergebnis ziemlich unrealistisch. Es geht nicht darum, irgendein Ergebnis zu wiederholen, sondern darum, dass wir weiterkommen".
Dagegen blickt Ancelotti eher auf sein Team denn auf den Gegner: "Wir müssen das Spiel genießen und wieder zu unserer guten Spielanlage zurückkehren, mit Intensität und Motivation. Ich bin zuversichtlich, dass das passieren wird."
