Gegen das "physisch sehr anspruchsvolle" Bournemouth hatte Unai Emery in der Vorwoche auf Özil verzichtet , und damit für Diskussionen über das Verhältnis zwischen Spieler und Trainer gesorgt. Gegen Tottenham fehlte der ehemalige Nationalspieler erneut - wenn auch offiziell wegen Rückenproblemen.
Probleme hatten zu Beginn vor allem die Spurs. Arsenal legte eine unglaublich aggressive und intensive Auftaktphase hin, setzte die Gäste tief in deren Hälfte unter Druck und war vor allem über die linke Seite von Kolasinac extrem gefährlich. Das 1:0, das schon nach zehn Minuten hochverdient war, resultierte aus einem Handspiel im Strafraum von Vertonghen. Aubameyang versenkte den fälligen Elfmeter und belohnte die Gunners, die dann aber hätten nachlegen müssen. Iwobi und Bellerin vergaben beste Chancen, jeweils war Kolasinac der Vorbereiter.
Keine Zeit zum Durchatmen - und Kane stellt das Spiel auf den Kopf
Es blieb kaum Zeit zum Durchatmen, weil Tottenham nach über 20 Minuten einen Weg aus der eigenen Hälfte fand - und prompt zuschlug. Eine scharfe Freistoß-Flanke von Eriksen touchierte Dier mit den Haarstoppeln, sodass Leno verdutzt reinschaute und den Ball unglücklich passieren ließ. Es wurde immer turbulenter, und das lag nur bedingt an den Tumulten wegen Diers provozierendem Jubel. Schiedsrichter Mike Dean sprach Tottenham einen schmeichelhaften Elfmeter zu (Holding an Son); Kane ließ sich die Chance nicht nehmen und stellte das Spielgeschehen auf den Kopf (34.).
Arsenal war angeschlagen und brauchte einige Minuten, um sich vom Doppelschock zu erholen. In der Halbzeit reagierte Emery, brachte Lacazette und Ramsey für Iwobi und Mkhitaryan. Ein Signal mit Wirkung, denn vor allem Ramsey brachte als Anspielstation wieder mehr Optionen in Arsenals Offensivspiel. So fiel auch der Ausgleich: Der Waliser leitete einen Steckpass von Bellerin im Fallen in den Lauf von Aubameyang, der von der Strafraumkante ansatzlos seinen Doppelpack perfekt machte (56.). Das Derby kippte wieder, wieder war nur Arsenal am Zug, und wieder ließ Emerys Elf zu viel liegen.
Koproduktion der Halbzeit-Joker: Emery macht alles richtig
Diesmal aber war etwas anders: Arsenal ließ nicht nach, Tottenham kam überhaupt nicht mehr zum Zug. Und diesmal belohnte sich der Gastgeber, weil Emery ein goldenes Händchen bewies. Lacazette rutschte bei seinem Schussversuch (auf Vorlage von Ramsey) aus rund 20 Metern aus und sorgte so dafür, dass der Ball vom Schienbein Diers ins Tor kullerte (74.) - eine Koproduktion der Halbzeit-Joker!
Das Emirates stand Kopf - und flippte drei Minuten später völlig aus, als Torreira Aubameyangs feines Zuspiel aus spitzem Winkel verwertete, sein erstes Premier-League-Tor erzielte und das Derby endgültig entschied. Tottenham war geschlagen, musste das Spiel nach Vertonghens zweiter Gelber Karte auch noch zu zehnt beenden - und wurde zu allem Überfluss auch noch von Arsenal in der Tabelle überholt (punktgleich Vierter und Fünfter). Die Gunners setzten ihre Serie fort und sind inzwischen seit 19 Pflichtspielen unbesiegt.